Lauenburg. Lauenburg. Hilde Reinstorf steht mit 80 Jahren noch immer auf dem Wochenmarkt. Und die Landwirtin denkt nicht ans Aufhören.

„Hilde, reich’ mal Mettwurst rüber und Pfund Kartoffeln dazu“, bittet ein Kunde, etwa Mitte 50. Er könnte locker der Sohn der Marktfrau sein. Schließlich feiert Hilde Reinstorf am 9. April ihren 80. Geburtstag. Ans Aufhören denkt sie aber noch lange nicht. „Solange ich fit bin, stehe ich auf dem Wochenmarkt. Schließlich erfährt man hier immer zuerst, was in Lauenburg los ist“, sagt sie augenzwinkernd.

Mit 80 Jahren auf dem Wochenmarkt

Die 80 Jahre sieht man der Frau mit den wachen Augen wirklich nicht an. Dabei hat Hilde Reinstorf ihr ganzes Leben schwer gearbeitet. Mit 20 heiratete sie ihren Erich und zog auf den Hof in Buchhorst. „Ich wusste, worauf ich mich einlasse, stamme ja selbst aus einer Bauernfamilie“, erzählt sie.

Trotzdem hat anfangs die Schwiegermutter das eine oder andere Mal skeptisch in den Kochtopf gelugt, wenn die junge Frau ihres Sohnes in der gemeinsamen Küche das Mittagessen zubereitete. „Alles in allem haben wir uns aber immer gut verstanden. Anders wäre es auch gar nicht gegangen, mit Kindern den großen Hof zu führen“, weiß sie.

Kinder wachsen in Großfamilie auf

Schließlich wuchs die junge Familie: 1959 kam Heike auf die Welt, zwei Jahre später Peter und 1963 schließlich Henning. An eine Elternzeit ist auf einem landwirtschaftlichen Hof natürlich nicht zu denken. Aber da war ja die Großfamilie. „Die Kinder kamen mit auf den Wochenmarkt oder Oma und Opa passten auf sie auf “, erinnert sie sich.

1963 kam auf die jungen Eltern noch mehr Verantwortung zu: Der Seniorchef Reinstorf übergab ihnen den Hof – samt Gärtnerei und 100 Milchkühen. „Wir wussten, dass damit viel Arbeit verbunden ist, aber wir haben das Leben auch genossen. Wir hatten oft Gäste und sind im Winter auch mal nach Gran Canaria geflogen“, erzählt sie.

Hansdampf in allen Gassen

Überhaupt sei ihr Erich ein Hansdampf in allen Gassen gewesen. „Montagabend war Stammtisch im Hotel Möller. Oft kam er davon mit den verrücktesten Ideen nach Hause“, erzählt Hilde Reinstorf lachend. Am großen Familientisch nahmen die dann Formen an. Auf diese Weise wurden Feste rund um Spargel, Erdbeeren und Kartoffeln aus der Taufe gehoben.

Gefeiert wird auf dem Hof immer noch gern. Zum Tannenbaumfest, immer am zweiten und dritten Advent, kommen viele Besucher vor allem wegen der duftenden Kartoffelpuffer, die Hilde Reinstorf in der Pfanne wendet.

Wahrscheinlich würde sich Erich Reinstorf auch heute noch unter die Besucher mischen. Doch er ist vor 15 Jahren verstorben. Wir hatten ein schönes Leben zusammen, haben alles zusammen entschieden“, erzählt die Seniorchefin.

Das Gesicht des Hofes auf dem Wochenmarkt

Dazu gehört auch, dass das Ehepaar irgendwann entschieden hat, sich von den Milchkühen zu trennen und die Gärtnerei aufzugeben. Neben dem eigenen Gemüse verkauft die Familie mittlerweile auch Produkte wie Honig, Schinken und Wurst. „Wir wissen aber genau, wo und wie alles produziert wird“, sagt sie.

Heute ist Sohn Henning Chef des Familienbetriebes. Hilde ist mittwochs und sonnabends aber nach wie vor das Gesicht des Reinstorf’schen Hofes auf dem Lauenburger Wochenmarktes. Das soll auch noch eine Weile so bleiben. „Wenn man etwas mit Freude tut, denkt man nicht ans Aufhören“, sagt sie.