Lauenburg. Beim ersten Versuch, die 200 Tonnen schwere Neukonstruktion zu platzieren, wurden drei Seilklemmen gesprengt.
„Wir stehen hier recht ungünstig. Wenn das Seil reißt, wird’s gefährlich“, sagte eine Mitarbeiterin des Wasserstraßen-Neubauamtes (WNA) aus Hannover, da gab es auch schon einen Ruck. Mit einem lauten Klatschen landete ein Stahlseil im Wasser. Zum Glück hatten nur drei Seilklemmen an der Aufhängeschlaufe des Stahlseils dem Druck der 200 Tonnen schweren Brückenkonstruktion nicht standgehalten. Wäre das Seil gerissen, hätte das Endstück an den Kanaldamm zurückschlagen und dabei Zuschauer verletzen können. So wurden schnell drei neue Seilklemmen angebracht, und die so entstandene Schlaufe erneut am Kieslaster befestigt.
Die 26 Tonnen schweren Lkw beidseits des Elbe-Lübeck-Kanals waren als Anker für den Schwimmponton gedacht, der die neue Stabbogenbrücke aufnehmen und sie an ihrem Standort absetzen sollte. Zahlreiche Zaungäste säumten den Kanaldamm, um mitzuerleben, wie der 200 Tonnen schwere Stahlbau über dem Kanal schwebte.
Straßenbrücke: Der zweite Aufsetzversuch klappte
Der Kranfahrer musste sich der Herausforderung stellen, den Koloss in Richtung eines am Kanal bereitstehenden Pontons zu befördern und dort auf eine Traverse zu setzen. Die Kieslaster sollten ihn ruhig im Wasser halten. Dafür war der Ponton mit zwei Seilwinden, über die dicke Stahlseile liefen, ausgestattet.
Jeweils ein Seil war mit einer durch drei Seilklemmen gesicherten Schlaufe an den Kieslastern befestigt. Die Winden hielten die Seile auf Spannung, um Bewegungen des Pontons zu vermeiden. Der Mann an der Winde brauchte dafür sehr viel Fingerspitzengefühl. Sobald der Kran das Brückenteil anhob, kamen die Winden zum Einsatz. Die Lkw schaukelten nun leicht. Beim zweiten Versuch klappte das Aufsetzmanöver dann auch. Jetzt wurde die Brückenkonstruktion von dem Ort, wo sie während des Winterhalbjahres aus Einzelteilen zusammengebaut worden war, mit dem Ponton zu ihrem Bestimmungsort, etwa 20 Meter von der bisherigen Brücke entfernt, gebracht.
Schwimmponton setzt Konstruktion punktgenau auf Widerlager
Dort wurde der Ponton mit Wasser gefüllt, um ihn punktgenau auf die Widerlager beidseits des Kanalufers abzusenken. Damit geht der Neubau der Straßenbrücke über den Elbe-Lübeck-Kanal zwischen Buchhorst und Lanze in die letzte Phase. Voraussichtlich im Herbst 2022 soll die neue Brücke für den Verkehr freigegeben werden.
Bereits im Oktober 2020 hatte das letzte Stündlein für die 121 Jahre alte Vorgängerkonstruktion geschlagen, die nicht mehr verkehrssicher war. Sie gehörte zu den „Veteranen“, die mit der Inbetriebnahme des Elbe-Lübeck-Kanals vor 122 Jahren errichtet wurden. Mit dem Brückenneubau wird den Anforderungen an die moderne Schifffahrt entsprochen.
Neue Durchfahrtshöhe ermöglicht Containertransport per Schiff
„Eine zweilagige Containerschifffahrt war bei der bisherigen Durchfahrtshöhe von 4,60 Metern nicht möglich. Dafür sind 5,25 Meter erforderlich. Die Brücke am Lanzer See entspricht auch nicht diesen Anforderungen. Sie wird im kommenden Jahr unser nächstes Projekt“, so der Sachbereichsleiter des WNA, Rüdiger Richter. Schwierigkeiten habe es bei dem Bauprojekt nicht gegeben, und auch die Baukosten seien mit etwa acht Millionen Euro im Rahmen des Budgets geblieben, so Richter weiter. „Die Einhaltung der veranschlagten Kosten sind auch ein Verdienst des Bauunternehmens Matthäi GmbH & Co KG aus dem niedersächsischen Leezen. Die Errichtung der Widerlager und die Montage des Brückenüberbaus haben sehr gut geklappt“, lobte Richter.
Die Einzelteile der neuen Stabbogenbrücke wurden auf der Werft in Roßlau (Sachsen-Anhalt) gefertigt, am Elbe-Lübeck-Kanal dann von Mitarbeitern der Firma Montec zusammengesetzt. Matthäi war für den Bau der Widerlager sowie die Anbindung der Brücke an das Straßennetz verantwortlich. Für die Hebeaktion engagierte das WNA Experten der niederländischen Firma Wagenborg, die ihrerseits die Kranspezialisten der Firma Thömen aus Hamburg ins Boot holten.