Büchen. Seit 31 Jahren drängen die Büchener auf Neubau einer Brücke, doch Kiel blockt immer ab. Bürgermeister spricht von Hinhaltetaktik.
Es ist erst einmal nur eine Meldung, aber eine mit Zündstoff: Der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV.SH) führt von Dienstag, 20. Juli, bis Donnerstag, 22. Juli, im Verlauf der L 205 zwischen Büchen und Büchen-Dorf Instandhaltungsarbeiten aus. In der Zeit wird die Brücke voll gesperrt.
„Mal wieder“, sagt Büchens Bürgermeister Uwe Möller kopfschüttelnd. Einerseits ist er froh, dass die Fahrbahnanschlüsse und kleinere Macken im Asphalt instandgesetzt werden, da die Straße dort erneut diverse deutlich sichtbare und hörbare Schäden aufweist. Andererseits ist er frustriert und verärgert von der seit Jahren andauernden Hinhaltetaktik des Landes Schleswig-Holstein und der fehlenden Perspektive. Die 1952 erbaute Brücke ist bereits seit 31 Jahren halbseitig gesperrt. Ihre Statik lässt seit 1990 keinen Begegnungsverkehr mehr zu.
Büchens Verwaltung moniert mangelnde Information aus Kiel
„Wir leben hier seit mehr als drei Jahrzehnten mit diesem Dauerprovisorium“, moniert Möller. Rund 3500 Fahrzeuge pro Tag queren die Brücke, wie jüngst eine Zählung der Gemeinde ergeben hat, darunter ein großer Teil Schwerlastverkehr sowie landwirtschaftliche Fahrzeuge. „Wenn die schweren Lkw über die Brücke donnern, dann scheppern die losen Verbindungselemente aus Metall an den Fahrbahnanschlüssen laut bis ins Dorf hinein“, sagt der 63-Jährige.
Viel mehr ärgern sich Möller und Bürgervorsteher Axel Bourjau jedoch darüber, dass niemand aus Kiel sie informiert, wie die Planungen aussehen für die Spannbetonbrücke, die eine Lebensdauer von rund 75 Jahren haben soll. Die wären in sechs Jahren erreicht. Ein Neubau ist bereits seit der halbseitigen Sperrung im Gespräch. 1992 hieß es, dass bis 1996 eine versetzte leistungsfähige Brücke gebaut werden solle und die alte abgerissen werde.
Instandsetzungen 2007, 2011, 2016 und kommende Woche
Passiert ist davon nichts. Dafür aber werden regelmäßig Fahrbahn und Rampen saniert oder instandgesetzt: In den Sommern 2007, 2011, 2016 und kommende Woche, auf Nachdruck von Axel Bourjau.
Viel lieber wäre den Büchenern ein Neubau. Nicht zuletzt durch die Aufnahme des Kanalausbaus in den Bundesverkehrswegeplan sei es zwingend notwendig, ebenso wie die Brücken Buchhorst-Lanze und Basedow-Lanze auch die Büchener Brücke zu ersetzen, um die Wasserstraße für einen zweilagigen Containerverkehr durchgängig schiffbar zu machen, betont Möller.
Ersatzbau neben der alten Brücke wäre die beste Lösung
Dass ein Brückenneubau für Büchen mit vielen Problemen verbunden wäre, wissen Bürgervorsteher und Bürgermeister, denn die kilometerweiten Umleitungen sind umständlich. Auch jetzt lautet die offizielle Umleitung für die kommende Woche, über die L 200 bis nach Mölln zu fahren, weiter auf der L 257 und L 287 über Lehmrade und Gudow nach Büchen-Dorf. Radfahrer und Fußgänger können den Bereich passieren.
„Eine monatelange Sperrung während eines Neubaus ist absolut undenkbar“, konstatiert Möller. „Das könnte ich meinen Landwirten nicht erklären“, sagt er. Die einzige Möglichkeit sieht er in einem Ersatzbau neben der alten Brücke, um die Kanalüberfahrt während der Bauzeit zu ermöglichen.
Kiel sieht keine Notwendigkeit für Neubau oder Grundinstandsetzung
Möller wünscht Kommunikation und Planungssicherheit von Kiel. Die Gemeinde wird im kommenden Jahr die L 205 von der Star-Tankstelle in Büchen bis Büchen-Dorf sanieren. Eine Maßnahme, die vom Land finanziert, aber von der Gemeinde geplant wird.
Im Zuge dessen sei es sinnvoll, den gemeindeeigenen Radweg auf der Strecke neu zu machen. Aber mehrere Hunderttausend Euro ausgeben, um dann nach wenigen Jahren zu erfahren, die Brücke samt Radweg werde abgerissen?
Landesbetrieb blockt Wunsch nach Neubau oder Grundsanierung ab
Das jedoch steht noch in den Sternen. Denn noch soll die Brücke wie bisher weiterbetrieben werden. „Ein Neubau ist derzeit nicht vorgesehen“, sagt ein Sprecher des LBV.SH. Auch eine Grundinstandsetzung sei nicht notwendig.
Für Möller und Bourjau sind die Antworten unbefriedigend. Denn ihre große Befürchtung ist, dass die Brücke irgendwann aus Altersgründen nicht mehr für Schwerlastverkehr befahrbar sein wird. Ihr Wunsch ist, dass ein Planfeststellungsverfahren zeitnah eingeleitet wird, damit man sofort loslegen könnte.