Lauenburg. Seit Jahrhunderten inspiriert Lauenburg Künstler aus ganz Deutschland. Jetzt stellt Barbara Hirsekorn im Elbschifffahrtsmuseum aus.
Wer die Lauenburg-Motive von Barbara Hirsekorn betrachtet und sich in der Stadt ein wenig auskennt, weiß, wie spät es etwa war, als die Künstlerin den Moment festgehalten hat. Lichteinfall und Schattenwurf zeigen es: Ein sonniger Tag gegen Mittag war es, als Barbara Hirsekorn die Szenerie vor dem Mensingschen Haus beobachtet hat. Scheinbar mühelos spielt sie mit dem Licht, spart sogar mit Farbe. Und trotzdem wirkt das älteste Haus der Stadt – gebaut im Jahre 1572 – überzeugend lebendig. Der Platz lädt zum Verweilen ein.
„Die Lauenburger Altstadt ist ein ganz besonderer Ort“, schwärmt die Künstlerin. Während eines Kunststipendiums in Lüneburg hatte die heute 55-Jährige Lauenburg zum ersten Mal besucht und gleich jede Menge Motive zum Malen entdeckt. Kein Wunder: Es ist immer wieder die Nähe zum Wasser, die Barbara Hirsekorn inspiriert. Ihre Arbeiten sind weder abstrakt, noch naturalistisch geprägt. Der Betrachter erkennt den Ort, vor allem aber die Stimmung des Augenblicks, in dem er gemalt wurde. Im Lauenburger Elbschifffahrtsmuseum gibt es jetzt eine Ausstellung mit Werken der Künstlerin. „Diese Aquarelle sind von so einer luftigen Leichtigkeit, dass es mich beim Betrachten jedes Mal hell durchströmt,“ schwärmt Museumsleiter Jörn Bohlmann.
Ausstellung im Elbschifffahrtsmuseum beinhaltet vor allem maritime Motive
Es scheint so, als habe die Kieler Künstlerin in Lauenburg einen neuen Lieblingsort gefunden. Noch in diesem Monat wird sie hier erneut ihre Staffelei aufstellen. Barbara Hirsekorn ist Mitglied der im Jahre 2020 gegründeten Künstlergruppe Roter Hahn. Mit Anke Gruss und Julia Pasinski hat sie eines gemeinsam. Die drei Frauen werden von ungewöhnlichen Orten künstlerisch angezogen. Bei Maltreffen gewinnt die Gruppe einen tiefen Einblick in die jeweilige Region. Auseinandersetzung mit den örtlichen Gegebenheiten und die Darstellung des unmittelbar Erlebten fließen in die Bilder ein – auch wenn ihre Stilmittel ganz verschieden sind.
Bei der Namensfindung für die Gruppe suchten die drei Künstlerinnen aber nach Gemeinsamkeiten und einigten sich auf den Roten Hahn. Alle hatten während eines Stipendiums in Lüneburg in dem mittelalterlichen Ensemble Roter Hahn gewohnt. Mehrere gemeinsame Aktionen liegen bereits hinter ihnen. Zum ersten Mal malten sie gemeinsam auf der Cap San Diego im Hamburger Hafen. Dann stellten sie ihre Staffeleien in Husum auf, wenig später in in dem idyllischen Dorf Tetenbüll auf der Halbinsel Eiderstedt in der Nordsee. Ihr nächstes Ziel wirkt wie ein Kontrastprogramm. Mit ihren Malutensilien geht es in die Lauenburger Hitzler-Werft: Industriecharme und Altstadtkulisse, Arbeitslärm und Vogelgezwitscher.
Mit dem Malkursus auf Motivsuche in Lauenburg
Wer im vergangenen Monat in der Lauenburger Altstadt unterwegs war, dem wird die Gruppe vielleicht aufgefallen sein, die aufmerksam durch die engen Gassen schlenderte und ab und zu Stift und Skizzenblock zückte. Die Malkurse sind ein zweites Standbein von Barbara Hirsekorn. Neben tageweisen Workshops bietet sie auch Malreisen an, unter anderem nach Schweden, Italien, die Schweiz oder Griechenland – und eben auch nach Lauenburg. Die Aquarelltechnik ist das, was sie ihren Schülern am liebsten näher bringt.
„Ich suche grundsätzlich nach dem größtmöglichen Ausdruck. Das Wasser als bildgebendes Element sichtbar zu machen, macht für mich den Reiz dieser Technik aus“, sagt sie. Die Stadt Lauenburg mit ihren hohen Geesthängen, der malerischen Altstadt, der schönen Landschaft und nicht zuletzt mit der Hitzler-Werft biete reichlich an Motiven, auch für Anfänger. Wer sich für einen Malkursus bei Barbara Hirsekorn interessiert, erhält weitere Informationen auf der Seite www.dieaquarellwerkstatt.de.
Künstler und ihre Schüler zog es schon früher nach Lauenburg
Wenn die Malerin heute mit ihren Schülern nach Lauenburg kommt, knüpft sie an eine alte Tradition an. „Bereits vor über 100 Jahren, besuchte ein noch heute einflussreicher Künstler, Friedrich Kallmorgen, mit seinen Studierenden der Kaiserlichen Berliner Kunstakademie im Sommer die alte Schifferstadt am Strom“, weiß Bohlmann. Die übernachteten meist im vornehmen Parkhotel mit dem großen Garten, der die gesamte Fläche des heutigen ZOB einnahm.
Vor den Kunstmalern aus der Hauptstadt war keine der verwinkelten Gassen der Altstadt sicher. Oder sie saßen stundenlang am Elbufer und brachten die Landschaft auf die Leinwand. Bekannt ist noch heute das von Friedrich Kallmorgen im Jahre 1910 gemalte Bild „Kindergruppe am Hochufer der Elbe bei Lauenburg“. Wahrscheinlich werden sich die drei Künstlerinnen der Gruppe Roter Hahn von ähnlichen Motiven in Lauenburg inspirieren lassen, die schon die Künstler vor 100 Jahren in der Schifferstadt begeistert haben.
Die Ausstellung der Arbeiten von Barbara Hirsekorn in Lauenburg beinhaltet vor allem maritime Motive. Die Aquarell-Bilder sind noch bis September im Elbschifffahrtsmuseum (Elbstraße 59) zu sehen. Das Museum ist montags bis sonnabends von 10 bis 18 Uhr und sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für Erwachsene 5 Euro, für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren 3 Euro. Der Besuch der Ausstellung ist inklusive.