Lauenburg. Kerstin Meyer war frisch geschieden und startete mit drei Kindern als Unternehmerin. Wie sie den Weg meisterte.
Wenn eine Beziehung in die Brüche geht, steht die Welt meist Kopf. Wenn dann noch drei Kinder im Spiel sind und eine gemeinsame Firma, dann braucht es schon ziemlich viel Mut, neu durchzustarten.
Kerstin Meyer stand 2005 vor dieser Frage. Die beiden Mädchen waren damals 18 und 17 Jahre alt, der Sohn gerade mal sechs. Mit ihrem Mann hatte sie bis dahin in Hamburg ein Unternehmen für Luftreiniger geführt. Das zweite Standbein für Haarpflegeprodukte war noch im Aufbau begriffen. Kerstin Meyer ergriff die Chance und löste diesen Unternehmenszweig aus der gemeinsamen Firma. Von Hamburg aus ging es nach Lauenburg. Seit 17 Jahren gibt es die Firma Eurodor nun schon im Lauenburger Industriegebiet. Von hier aus werden Haarpflegeprodukte für den Profibedarf weltweit vertrieben.
In Lauenburg ist Eurodor bisher kaum bekannt
„Wir haben Kunden in Neuseeland, aber in Lauenburg kennt uns kaum jemand“, weiß die 55-Jährige. Kein Wunder, denn die Haarpflegeprodukte aus Lauenburg werden weder im Discounter noch im Drogeriemarkt angeboten. Lediglich die Inhaber von Friseurgeschäften aus Lauenburg zählen bisher zu den Kunden von Eurodor.
„Daher kennen viele Lauenburger unsere Produkte, ohne es zu wissen“, sagt die Firmenchefin augenzwinkernd. Der große Zuspruch der Profis ließ eine Idee reifen: Seit Montag gibt es am Firmensitz an der Industriestraße 20 jetzt einen Fabrikverkauf für jedermann. Shampoos, Haarspülungen, Wimpernfarbe und allerlei weitere Kosmetikartikel werden in dem kleinen Laden auf dem Firmengelände ansprechend präsentiert.
Die Flaschen mit der Aufschrift Hairwell sind weder grellbunt noch besonders ausgefallen. „Wir verkaufen nicht über die Verpackung, sondern über unsere Produkte“, sagt Kerstin Meyer selbstbewusst. Wenn es nach ihr ginge, gäbe es bald überhaupt keine Plastikflaschen mehr im Sortiment. Einen kleinen Schritt in diese Richtung hat das Team bereits getan. In der Auslage des kleinen Ladens stehen große Spenderkanister. Hier kann man sich das Lieblingsprodukt abfüllen lassen – entweder in eine geleerte Flasche aus dem Shop oder in ein eigenes Gefäß. „Beim Thema Nachhaltigkeit sind wir noch lange nicht am Ende“, sagt die Chefin. Alle Produkte werden ohne Tierversuche entwickelt und nach und nach sollen nur noch vegane Erzeugnisse in den Regalen stehen.
17 Mitarbeiter in Entwicklung, Produktion und Vermarktung
Rund 210.000 Liter Shampoo, 70.000 Liter Haarspülung und 130.000 Kilo Haarkuren produziert das Unternehmen Eurodor in Lauenburg, Man könnte meinen, es mit einem Großunternehmen zu tun zu haben. Doch der Eindruck täuscht. Insgesamt 17 Mitarbeiter sind in den Abteilungen Entwicklung, Produktion und Vermarktung tätig. Die meisten von ihnen sind seit Jahren dabei. Auf eine Sache legt Kerstin Meyer Wert: „Wir gehen auf Augenhöhe miteinander um. Motivieren kann man nur, indem man Mitarbeiterinnen bei Entscheidungen einbezieht.“ Eine typisch weibliche Führungseigenschaft? Möglicherweise, sagt sie. Mit ihren Töchtern Karoline und Juliane Meyer ist das weibliche Leitungstrio komplett.
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„Ich habe großen Respekt davor, was unsere Mutter sich damals getraut hat“, sagt Karoline Meyer. Die 27-Jährige ist mittlerweile voll in den Betrieb eingestiegen und studiert nebenbei Marketing. Ihre ein Jahr jüngere Schwester Juliane Meyer hat Wirtschaftswissenschaft studiert ist im mütterlichen Betrieb für das Controlling zuständig.
Outlet Store ist der gemeinsame Traum der drei Frauen
Mit dem Outlet Store haben sich die drei Frauen einen gemeinsamen Traum erfüllt. „Wir wollten schon immer einen direkten Kontakt zu denjenigen haben, die unsere Produkte nutzen“, sagt Karoline Meyer.
Der Fabrikverkauf von Eurodor an der Industriestraße 20 ist montags von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Dienstags bis freitags können sich Kunden zwischen 8 und 13 Uhr beraten lassen.