Lauenburg. Saison beginnt. Die längste Reise führt den 122 Jahre alten Raddampfer von Lauenburg an die Weser. Wie man mitfahren kann.

„Mensch über Bord!“ Scheinbar dramatisch beginnt in diesem Jahr die Saison des Raddampfers „Kaiser Wilhelm“. Doch keine Sorge, das ist kein Ernstfall. Am kommenden Freitag üben die Kameraden der Lauenburger Feuerwehr eine Wasserrettung.

Am darauffolgenden Sonnabend, 21. Mai, geht es dann wirklich los: Um 11 Uhr beginnt die Fahrt des „Kaisers“ nach Bleckede vom Anleger an der Elbuferpromenade. Von da an sind die Fahrten durchgetaktet. Der Fahrplan für die Saison 2022 steht und kann auf der Seite www.raddampfer-kaiser-wilhelm.de eingesehen werden.

„Kaiser Wilhelm“: Fahrt an die Weser ist der Höhepunkt der Saison

Neben den beliebten Tagesfahrten geht es für Lauenburgs schwimmendes Wahrzeichen in diesem Jahr auf große Fahrt. Eigentlich war die Reise an die Weser schon für 2020 geplant, doch die Corona-Pandemie machte den Plänen einen Strich durch die Rechnung.

Vorausschauend hatte die Crew um Kapitän Marcus Reich die Fahrt seinerzeit gleich um zwei Jahre verschoben. Jetzt steht der Termin aber endgültig fest: Am Mittwoch, 13. Juli, 10 Uhr, gibt die Dampfpfeife des Raddampfers das Signal zur Abfahrt. Am 31. Juli wird der „Kaiser“ gegen 17 Uhr zurück in Lauenburg erwartet. In den 19 Tagen dazwischen fährt das Schiff in insgesamt 17 Tagesetappen ins Weser-Bergland und wieder zurück.

Zwölf Tonnen Kohle an Bord reichen für etwa sechs Fahrtage

Bei so manchem Bewohner zwischen Beverungen, Höxter und Holzminden dürften Kindheitserinnerungen hochkommen, wenn sie den Raddampfer „Kaiser Wilhelm“ auf der Weser fahren sehen. Der eine oder andere hat vielleicht sogar den alten Gassenhauer „Wir wollen unseren alten Kaiser Wilhelm wieder haben“ im Kopf.

Die Männer vom Förderverein für das Elbschifffahrtsmuseum müssen damals große Visionen gehabt haben, als sie das altersschwache Schiff nach Lauenburg holten. Doch nur so konnten sie den im Jahre 1900 in Dresden gebauten „Kaiser“ vor der Verschrottung retten. Bis dahin war das Dampfschiff auf der Weser zwischen Beverungen, Höxter und Holzminden eingesetzt, wo es der vor vier Jahren verstorbene Ernst Schmidt vom Förderverein entdeckte. Er war es schließlich, der seine Mitstreiter 1970 für den Dampfer begeisterte.

Reise in vielen Stunden geplant

Markus Reich hat nicht gezählt, wie viele Stunden die Mannschaft bisher mit der Organisation der Reise in die ehemalige Heimat des „Kaisers“ verbracht hat. „Man glaubt gar nicht, wie viel Arbeit in dieser Tour steckt. Sie ist in groben Zügen natürlich langfristig geplant und abgesichert. Jetzt geht es an die Details“, sagt er.

Um die Verpflegung der Gäste an Bord kümmert sich die ehrenamtliche Crew der Kombüse. Die Speisefolge der Tagesgerichte steht schon fest. Es gibt unter anderem deftige Eintöpfe, norddeutsches Labskaus, Wildgerichte, zartes Roastbeef oder französisches Cassoulet. Die Zutaten sind geordert und werden an Bord geliefert. Aber nicht nur die Crew und die Fahrgäste brauchen Energie. Damit der „Kaiser“ ordentlich Dampf auf den Kessel bekommt, muss Kohl her – und das nicht zu wenig. „Wir haben zwei Kohlebunker an Bord, die insgesamt zwölf Tonnen fassen. damit kommen wir etwa sechs Fahrtage hin“, sagt Markus Reich.

Rundfahrten am Tag der Fischmeile in Lauenburg

Das war die nächste Herausforderung, denn nicht überall auf der Strecke gibt es entsprechende Kran-anlagen, die die bis zu einer Tonne schweren Big Bags über den Dampfer heben können. „Aber auch das Problem haben wir inzwischen im Griff“, versichert der Kapitän. Am Einsatzplan der Crew tüftelt er noch. Insgesamt 30 Besatzungsmitglieder werden sich um die Maschinen und das Wohl der Gäste kümmern. Viele von ihnen sind berufstätig und nehmen für die Fahrt einen Teil ihres Jahresurlaubs.

„Alle freuen sich auf die Fahrt, auf die wir uns nun schon ein paar Jahre vorbereiten“, sagt Reich. Für viele Teilabschnitte der Weser-Tour sind noch Plätze frei. Wie der Fahrplan für die Tagestouren dieser Saison sind der Ablaufplan der Reise und die jeweiligen Kosten auf der Webseite des Fördervereins abrufbar. Hier gibt es auch Informationen zu den Buchungsmöglichkeiten.

Wer die Atmosphäre an Bord des alten Schiffes einmal testen möchte, hat dazu am Sonntag, 29. Mai Gelegenheit. Während der traditionellen Fischmeile von 11 bis 17 Uhr in der Lauenburger Altstadt bietet die Crew mehrere kurze Rundfahrten auf dem Raddampfer „Kaiser Wilhelm“ an.