Lauenburg. Mit 135 PS zum Einsatz auf dem Wasser. Das alte Boot ist bereits 39 Jahre alt und technisch in die Jahre gekommen.
Übertriebener Luxus oder eine notwendige Anschaffung? Über diese Frage war es vor drei Jahren zwischen dem Kreis und der Feuerwehr Lauenburg zum Streit gekommen. Unstrittig war nur: Das mittlerweile 39 Jahre alte Boot „Ölwehr 22“ muss dringend ersetzt werden. Es ist nur nur etwa vier Meter lang, mit einem 60-PS-Motor ausgestattet und technisch in die Jahre gekommen.
Während die Feuerwehr Lauenburg in ihrem Anforderungsprofil ein 104.000 Euro teures Boot für einen optimalen Einsatz auf der Elbe vorgeschlagen hatte, wollte der Kreis nur ein Standardboot finanzieren. Für die Ölabwehr auf den Wasserstraßen ist nämlich grundsätzlich der Kreis zuständig. Per Vertrag wurden die Aufgaben der Ölwehr an die Feuerwehr Lauenburg und das Technische Hilfswerk in Ratzeburg übertragen.
Neues Ölboot für die Feuerwehr Lauenburg: Beteiligten einigten sich auf einen Kompromiss
Selbst Bürgermeister Andreas Thiede hatte sich seinerzeit in den Streit eingeschaltet. „Wenn man nicht bereit ist, dem Einsatzgebiet angemessenes Material zu beschaffen, dann hängen wir an dieser zusätzlichen Aufgabe auch nicht. Unsere Feuerwehr ist primär für den Brandschutz in der Stadt zuständig und hat damit auch genug zu tun“, sagt Lauenburgs Bürgermeister Andreas Thiede. Man könne die Ölwehr gern in andere Hände geben.
Schließlich einigten sich alle Beteiligten auf einen Kompromiss: Das neue Boot kostet 79.000 Euro netto, die der Kreis nicht allein tragen muss. Weil auch noch eine Pumpe für Löscharbeiten vom Wasser aus vorhanden ist, gab es Zuschüsse vom Land. Der 2020 ausgelaufene Vertrag mit dem Kreis wurde daraufhin fortgeschrieben.
Probefahrt des neuen Ölbootes verlief erfolgreich
Angesichts der Vorgeschichte hielten es einige Kameraden der Lauenburger Wehr womöglich für einen Scherz, als am 1. April dieses Jahres das neue Ölboot tatsächlich per Lkw auf den Hof des Katastrophenschutzzentrums anrollte. Es ist künftig unter dem Funkrufnamen „Florian Lauenburg 20-78-03“ auf den Wasserstraßen des Kreises im Einsatz.
Mitarbeiter der Firma „Faster Workboats“ aus Rostock waren mit angereist, um eine Einweisung für die Lauenburger Kameraden vorzunehmen. Die Probefahrt auf der Elbe zeigte dann auch gleich die Stärken des neuen Mehrzeckbootes vom Typ CAT635. Es ist fast sieben Meter lang und verfügt über einen 135-PS-Außenbordmotor. Durch das geringe Gewicht von rund einer Tonne kann es auch mit einem Kran zu Wasser gelassen werden, was im Ernstfall eine deutliche Zeitersparnis bringen könnte. Weil die Ladefläche extra groß ist, kann dort auch eine Pumpe befestigt werden. Außerdem verfügt das Boot über ein Wenderohr und ist damit auch für einen Löscheinsatz geeignet.
Das neue Ölboot ist neben dem alten an der Marina Lauenburg zu finden
Bei der feierlichen Übergabe des Bootes war der Streit kein Thema mehr, im Gegenteil: Thiede dankte ausdrücklich dem Landrat für seinen Einsatz bei der Neubeschaffung. Zur Übergabe war die Wehr mit mehreren Fahrzeugen samt Trailer mit dem neuen Boot auf das Vereinsgelände des Wassersportclubs (WSC) an der Hafenstraße gekommen. „Die Feuerwehr und die DLRG können unsere Slipanlage jederzeit kostenfrei nutzen“, erklärte Ernst-Wilhelm Schulze, WSC-Vorsitzender und zugleich neuer Vorsitzender des Fördervereins der Feuerwehr.
Das Boot verfügt über eine Persenning und soll während des Sommerhalbjahres im Wasser bleiben und seinen Liegeplatz neben dem alten Ölwehrboot an der Marina Lauenburg finden. „Damit ist der erste Teil der Erneuerung der Ölwehr abgeschlossen“, freute sich Wehrführer Lars Heuer. Der zweite Teil soll noch in diesem Jahr folgen: ein neues Löschfahrzeug samt Zugvorrichtung und Material für die Ölwehr.
Feuerwehr rückt etwa achtmal im Jahr zur Ölbekämpfung aus
Vermutlich wird es nicht lange dauern, bis das neue Boot zum Einsatz kommt. Immer wieder kommt es auf der Elbe zu Schiffshavarien, bei denen Schiffsdiesel austritt. Selbst geringe Mengen davon können viele Tausend Liter Wasser verunreinigen und so erhebliche Umweltschäden verursachen.
Etwa achtmal im Jahr wird die Lauenburger Wehr zu einem solchen Einsatz gerufen. Erst Mitte Februar dieses Jahres war es beim Betanken eines Schubschiffes vor der Hitzler-Werft zu einer technischen Panne gekommen. Etwa 3000 Liter Schiffsdiesel waren dabei in den Elbe-Lübeck-Kanal geflossen. Mittels Ölsperren konnte die Feuerwehr eine Umweltkatastrophe verhindern.
Im Oktober 2019 hatte sich auf mehr als 10.000 Quadratmetern ein Ölteppich im Bereich des Lauenburger Hafens ausgebreitet. Das Öl stammte von einem Eisbrecher des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes, der zu dieser Zeit in der Hitzler-Werft lag.