Lauenburg. Lauenburgs Feuerwehr möchte die „Ölwehr 22“ ersetzen – durch ein 100.000 Euro teures Boot. Der Kreis hält das für überzogen.

Zwischen dem Kreis Herzogtum Lauenburg und der Stadt Lauenburg ist ein Streit um die Fortführung der Zusammenarbeit bei der Ölschadensbekämpfung auf dem Wasser entbrannt. Lauenburgs Feuerwehr kümmert sich um das Einsatzboot „Ölwehr 22“, welches das Land einst beschafft hatte und das nun unter dem Kommando des Kreises läuft. Sie ist für die Ölbekämpfung auf der Elbe zwischen den Ländergrenzen zu Hamburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern sowie auf dem Elbe-Lübeck-Kanal bis Mölln zuständig.

Sachverständiger hat Anforderungsprofil entwickelt

Jetzt muss dringend Ersatz für das 36 Jahre alte Boot beschafft werden – und da ziert sich der Kreis. Ralf Eckhoff, nautisch-technischer Sachverständiger in Reihen der Lauenburger Feuerwehr, hatte ein Anforderungsprofil entwickelt. Dabei ging er im Einsatzgebiet von möglicherweise starkem Wellengang und weiteren Einflüssen aus, die ihn unter anderem zum Einsatzboot „Faster 81 CAT CCR Catamaran“ führten. Das 8,15 Meter lange Boot biete optimale Voraussetzungen für den Einsatz auf der Elbe, sagt er. Kosten: etwa 104.000 Euro. Die Boote, die das Land zuletzt beschafft hatte, kosteten 60.000 Euro.

„Sicherheit für unsere Einsatzkräfte hatte bei unserer Beurteilung oberste Priorität. Es ist ja etwas anderes, ob man im Hafen von Husum unterwegs ist oder hier auf der Elbe“, erklärte Lauenburgs Feuerwehrchef Lars Heuer die Anforderungen der Retter an das neue Boot. „Was zweckdienlich ist, muss auch beschafft werden. Aber wenn die gestellten Anforderungen dermaßen überzogen sind, ist das nicht vertretbar“, hielt Norbert Brackmann (CDU), Vorsitzender im Haupt- und Innenausschuss des Kreises, dagegen.

Feuerwehr hat mit Brandschutz genug zu tun

Damit löste er eine Diskussion zwischen den beteiligten Verwaltungen aus. „Wenn man nicht bereit ist, dem Einsatzgebiet angemessenes Material zu beschaffen, dann hängen wir an dieser zusätzlichen Aufgabe auch nicht. Unsere Feuerwehr ist primär für den Brandschutz in der Stadt zuständig und hat damit auch genug zu tun“, sagt Lauenburgs Bürgermeister Andreas Thiede. Man könne die Ölwehr gern in andere Hände geben. Derzeit hat die Stadt mit dem Kreis einen Vertrag, der aber 2020 ausläuft.

„Ich gehe davon aus, dass sich die Mitglieder im Haupt- und Innenausschuss nicht mit unserem Konzept befasst haben, vermutlich hatten sie die Ausarbeitung gar nicht im Detail vorliegen“, sagt Feuerwehrchef Heuer. Unter Vertragspartnern gehe man so nicht miteinander um, da spreche man doch vernünftig miteinander.

Vielleicht können andere Einheiten die Aufgabe übernehmen

Brackmann hatte im Ausschuss darauf hingewiesen, dass möglicherweise auch andere Einheiten, etwa Wasserrettungseinheiten wie die DLRG, die Aufgabe der Ölschadensbekämpfung übernehmen könnten. Effekt am Rande für die Lauenburger DLRG: Die Fahrzeughalle an der Lütauer Chaussee könnte refinanziert werden, nachdem das Rettungsdienstgutachten für den Standort keine Notwendigkeit ergeben hatte.

Heuer, Thiede und Eckhoff bleiben derweil bei ihrer Einschätzung. Ein modernes Boot wie das vorgeschlagene aus finnischer Produktion sollte es für Lauenburg schon sein. „Einsätze auf der Elbe sind nicht ungefährlich. Und auf dem Boot könnten die Kameraden sicherer agieren, selbst in Chemikalienschutzanzügen, sollte das erforderlich sein“, erklärt Heuer.

Besser zu manövrieren und sicherer

Die präferierte Technik mit zwei Außenbordmotoren gilt zudem als besser zu manövrieren und bietet eine Ausfallreserve, sollte etwa Treibgut eine Schraube beschädigen. „In der Berufsschifffahrt haben die Binnenschiffe, auch bedingt durch Doppelhüllenfahrzeuge und Kabinenschiffe, eine Größe erreicht, die weit über den vor 15 Jahren vorhandenen Fahrzeugen liegt. Deshalb ist es erforderlich, auch die Einsatzkräfte besser auszurüsten“, betont Eckhoff in seiner Empfehlung.