Lauenburg. Die Theatergruppe Thekila probt ein vielversprechendes Stück. Fantastische Welten sollen sich in der Lauenburger Kirche auftun.

Manch Amateurtheater müht sich, den Corona-Lockdown zu überwinden. In Lauenburg dagegen bringt die Theatergruppe der Evangelischen Kirchengemeinde (Thekila) im Mai bereits die nächste Inszenierung auf die Bühne.

Der alte Seemann Glen Morangy sitzt auf einem Fass in einer englischen Kneipe und erzählt Kindern eine spannende Geschichte. Viele Jahre sei er zur See gefahren, aber der Grund, warum er es heute nicht mehr mache, sei so grauenvoll, dass er sich kaum traue, es zu erzählen: „Es war im August des Jahres 1868. Wir waren mit einem Wahlfischfänger auf Tour. Wochen waren wir schon auf hoher See, ohne auch nur einen Wal zu sichten“, berichtet der alte „Seebär“. Dann gerieten die Seeleute auch noch in eine Flaute. Das Wasser in den Fässern fing an zu faulen, das Brot wurde grün vom Schimmel, die Sonne brannte erbarmungslos und plötzlich, wie aus heiterem Himmel, stieg dichter, undurchdringlicher Nebel auf. So spannend beginnt das Theaterstück „20.000 Meilen unter dem Meer“, das die Theatergruppe Thekila im Mai aufführt. Pastor Philip Graffam schrieb es nach Motiven des gleichnamigen Romans von Jules Verne aus dem Jahre 1890.

Theater in der Kirche – mit Jules Verne in die Unterwasserwelt

2009 gab es die Uraufführung in Lassan (Mecklenburg-Vorpommern). Dort war Philip Graffam damals als Pastor tätig. „Ich habe schon als Kind gern die Bücher von Jules Verne gelesen. Seine großartigen Visionen und seine Fantasie haben mich begeistert. Jules Verne hat Techniken beschrieben, bevor sie überhaupt entwickelt waren.“

Das trifft bekanntermaßen auch auf das Unterseeboot „Nautilus“ von Kapitän Nemo zu. In Jules Vernes Roman gibt es unterseeische Tunnel, Riesenkraken, die Ruinen des untergegangenen Atlantis, Kohlenflöze, die der Energiegewinnung für das mit Strom angetriebene Unterseeboot dienen, und viele andere Raffinessen. Die Technik macht alles möglich, doch die Menschen tragen auch die Verantwortung dafür, wie sie genutzt wird.

Es spielen 18 Kinder aus Lauenburg in dem Stück mit

Das Stück Graffams, das in der Lauenburger Maria-Magdalenen-Kirche aufgeführt wird, verspricht genauso spannend zu werden wie der Roman. Die Kirche wird sich durch allerlei Kulissen und Lichteffekte in eine Unterwasserwelt verwandeln und die Zuschauer sind mittendrin. „Die Inszenierung ist ein echtes Gemeinschaftswerk Lauenburger Kulturschaffender“, sagt Philip Graffam. Beteiligt sind neben Thekila unter anderem die Band Musiküsse, die Ballettschule Arabesque und die Technikgruppe der evangelischen Jugend. In einem Workshop der Familienbildungsstätte der Gemeinde werden die Kostüme genäht. Unterm Dach der Familienbildungsstätte bereiten sich auch die 18 Lauenburger Kinder vor, die in dem Stück mitspielen.

Aufführung ist Gemeinschaftswerk vieler Lauenburger

Zurzeit laufen in der Kirche die Proben. Malte Eschke-Knust spielt den Kapitän Nemo. Der 27-Jährige ist dem Lauenburger Publikum kein Unbekannter. Er verkörperte den Bankdirektor in dem Stück „Das Jubiläum“ von Anton Tschechow, das die Theatergruppe im Oktober vergangenen Jahres aufführte. Das erste Mal dabei ist Naiher Abraha. „Ich spiele eine relativ große Rolle und es macht mir sehr viel Spaß“, sagt der 13-Jährige, während er die Probe verfolgt bis seine Szene dran ist.

Vor der Bühne gibt Regisseur Graffam Anweisungen. Nemo eröffnet seinem ersten Offizier Theresa (Judith Willers), welche Aufgabe sie künftig übernehmen soll. „Theresa ist in dem Stück eine selbstbewusste, schlaue und durchsetzungsstarke Frau. Das möchte ich gern in meiner Rolle so umsetzen“, sagt Judith Willers. Die Zuschauer dürfen gespannt sein auf die unfassbaren Abenteuer, die der alte Seemann Glen Morangy, gespielt von Olaf Mienack, erlebte. Die Aufführungen von „20.000 Meilen unter dem Meer“ sind für Sonnabend, 21. Mai, 19.30 Uhr, und Sonntag, 22. Mai, 16.30 Uhr geplant. Der Eintritt kostet 10 Euro, für Schüler und Studenten 6 Euro.