Hamburg. „20.000 Meilen unter dem Meer“ begeistert auch durch die 60 farbigen Illustrationen des Amerikaners William O’Connor.

„Das Jahr 1866 zeichnete sich durch ein seltsames Ereignis, eine ebenso unerklärte wie unerklärliche Naturerscheinung aus, die den meisten zweifellos noch unvergessen ist. Von den Gerüchten ganz zu schweigen, welche die Gemüter der Hafenstadtbewohner ebenso erregten wie die Öffentlichkeit im Binnenland. Beunruhigt waren vor allem die Seeleute.“ Mit diesen Worten beginnt Jules Vernes Roman „20.000 Meilen unter dem Meer“.

Die rätselhafte Erscheinung, die er da erwähnt und später als „enormes Ding“ und „langes, spindelförmiges und mitunter leuchtendes Objekt“ beschreibt, ist die „Nautilus“, ein Hightech-U-Boot, das Verne im Jahr 1869 beschrieb, als es so etwas noch gar nicht gab. Jetzt ist im Knesebeck Verlag eine prächtige, von William O’Connor illustrierte Neuausgabe des Klassikers der Abenteuer- und Science-Fiction-Literatur erschienen.

Verne war ein erstaunlich hellsichtiger Autor

Verne, der 1828 geboren wurde, veröffentlichte seinen Roman vor fast 150 Jahren. Er erzählt die Erlebnisse des Meereskundlers Professor Aronnax, den die amerikanische Regierung um Hilfe bittet, als immer mehr Schiffsunglücke registriert werden. Zusammen mit seinem Diener macht sich Aronnax auf die Suche und entdeckt das U-Boot. Bei der Verfolgungsjagd mit ihrer Fregatte gehen beide Männer über Bord, werden aber von der Mannschaft der „Nautilus“ gerettet. Sie lernen den so rätselhaften wie charismatischen Kapitän Nemo kennen, der seine Familie verloren hat und jetzt als Rächer die Weltmeere durchpflügt.

Gemeinsam bestehen sie viele Unterwasser-Abenteuer wie den Kampf mit einem Riesenkraken. Interessant sind einige Details: Um Treibstoff zu gewinnen, beutet Nemo unterirdische Kohleflöze aus. Die Mannschaft ernährt sich nur von Meerestieren und -pflanzen. Das U-Boot ist ein technisches Wunderwerk, das mit Elektrizität betrieben wird. Davon konnten maritime Schwärmer zu der Zeit nur träumen. Das erste in Deutschland gebaute U-Boot, der simpel konstruierte „Brandtaucher“, versank beim ersten Tauchversuch 1851 in der Kieler Förde.

Auch der US-Marine gefiel die Geschichte

Die Figur des Professor Aronnax hat Verne recht autobiografisch angelegt. Der Roman war sehr erfolgreich, erfuhr zahlreiche Verfilmungen und Bearbeitungen. Der Hamburger Komponist Jan Dvorák veröffentlichte eine Musicalversion der Geschichte. Auch der US-Marine muss die Geschichte gefallen haben. Sie benannte immer wieder U-Boote ihrer Flotte nach der „Nautilus“.

Jules Verne:
„20.000 Meilen
unter dem Meer“
Übersetzung:
Günter Jürgensmeier.
Knesebeck
Verlag, 328 Seiten,
29,95 Euro
Jules Verne: „20.000 Meilen unter dem Meer“ Übersetzung: Günter Jürgensmeier. Knesebeck Verlag, 328 Seiten, 29,95 Euro © Knesebeck

Jules Verne war einer der erfolgreichsten Abenteuer- und Science-Fiction-Autoren – und erstaunlich hellsichtig. In „Von der Erde zum Mond“ lässt er Männer in einem Projektil zum Erdtrabanten schießen. Der fiktive Startplatz liegt in Florida unweit des heutigen Weltraumbahnhofs Cape Canaveral. Zu Vernes erfolgreichsten Werken gehören „Fünf Wochen im Ballon“, „Von der Erde zum Mond“ und „Reise um die Welt in 80 Tagen“. 1861 kam der Franzose nach Hamburg, als er gerade auf dem Weg nach Skandinavien war.

Bislang Videospiele und Bücher

Auf dem Hin- und Rückweg machte er in einem Hotel an der Alster Station und spazierte durch die Stadt. Das lässt sich nicht nur in seinem Tagebuch nachlesen, es hat auch seinen Niederschlag im Roman „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ gefunden. Der skurrile Protagonist ist Professor Otto Lidenbrock, der in der Königstraße in Altona lebt und am Johanneum Mineralogie und Geologie unterrichtet.

William O’Connor ist ein amerikanischer Illustrator, der bislang für Videospiele und Bücher gearbeitet hat, die im Fantasy-Bereich spielen. Für „20.000 Meilen unter dem Meer“ hat er 60 farbige Illustrationen entworfen.