Lauenburg/Lübeck. Nach dem Ausbaustopp für den Elbe-Lübeck-Kanal fordert der BUND, die Region für den Tourismus fortzuentwickeln.
So richtig trauen sie der Nachricht nicht: Vertreter des BUND Herzogtum Lauenburg warnen, der Ausbaustopp für den Elbe-Lübeck-Kanal bedeute noch kein endgültiges Aus für das auf 838 Millionen Euro taxierte Projekt. Der BUND fordert weitere Anstrengungen, die Region für den Tourismus fortzuentwickeln.
Für den Kreis sei der Tourismus um den malerischen Kanal am ehemaligen Grenzgebiet von größerer Bedeutung als die Frachtschifffahrt, so der BUND: „Jährlich bereisen Tausende Radfahrer und Wanderer diese Route zwischen Elbe und Ostsee, die als eine der beliebtesten Verbindungsstrecken Deutschlands gilt, bringen Geld in die Region.“
Region am Elbe-Lübeck-Kanal für den Tourismus fortentwickeln
Über Jahrzehnte haben Befürworter für den Ausbau des Elbe-Lübeck-Kanals geworben. Viele sahen sich am Ziel, als in der vergangenen Wahlperiode der langjährige Bundestagsabgeordnete Norbert Brackmann (CDU) als maritimer Koordinator der Bundesregierung den Vollzug des Ausbau ankündigte. Argumente der Befürworter: Die Binnenschifffahrt könne Straßen von Güterverkehr entlasten, für die Leistungsfähigkeit sei es aber notwendig, die rund 60 Kilometer lange Wasserstraße zwischen Lauenburg und Lübeck und deren Schleusen für die Passage der heute gängigen, 110 Meter langen Binnenschiffe auszubauen. Dann steige die Frachtrate wieder.
Naturschützer und andere Gegner des Kanalausbaus warnen, damit würde ein Naturraum gefährdet, der seinesgleichen suche und der der Region wirtschaftlich weitaus mehr bringe als einige zusätzliche Binnenschiffe. Nicht der Kanal solle für die größeren Schiffen ausgebaut werden, „die Schiffe müssen an die gegenwärtigen Abmessungen der deutschen Wasserstraßen angepasst werden“, fordert BUND-Verkehrsexperte Gerhard Boll. Mit Blick auf die Förderung umweltfreundlicher Antriebe könnten für die Entwicklung eventuell Subventionen eingeworben werden.
Verkehr auf der Schiene stößt ohne Trassenausbau an Grenzen
Widerspruch auch zur Behauptung, Lübecks Hafenwirtschaft warte auf den Kanalausbau. Zum Transport von Gütern werde schon seit vielen Jahren in hohem Maße der Schienenverkehr genutzt, so der BUND. Tatsächlich fahren Züge von der Ostsee nach Norditalien. Ohne Ausbau von Bahntrassen stößt der Verkehr auf der Schiene in Teilen Deutschlands jedoch längst an Grenzen. Die geplante Modernisierung der Bahnstrecke Lübeck-Büchen-Lüneburg etwa zielt auch darauf, Schienenverkehr um das Nadelöhr Hamburg herumzuleiten.
„Bei einem Kanalausbau in der bisher geplanten Dimension würden große Teile der Natur auf Jahrzehnte beschädigt“, warnt Vorstandsmitglied Franziska Eggers. „Dabei würde sich, wie vom BUND schon vor Jahren vorgerechnet, die Alternative Bahn günstiger und auch naturverträglicher anbieten.“
Konzepte entwickeln, die Besucher zum längeren Verweilen einladen
Zur Förderung des umweltfreundlichen Tourismus macht sich der BUND dafür stark, die Region besser zu verzahnen und nachhaltige Konzepte zu entwickeln, um Besucher zum längeren Verweilen einzuladen. Dazu sollen Liegeplätze und Restaurants am Kanal sowie weitere Freizeitangebote dienen.
Anfang und Ende der Alten Salzstraße in Lüneburg und Lübeck seien sehr interessant, sagt Günter Schmidt, Geschäftsführer der Herzogtum Lauenburg Marketing und Service GmbH. Doch auch dazwischen sei bereits viel geschehen, kooperiere die HLMS etwa mit dem Naturpark Schaalsee. Eine Vielzahl Touren führe weg von Fernradweg und Kanal, bietet zusätzliche Erlebnisse, etwa Denkmaltour, Schlösser-Seen-Tour und eine Eiszeittour.
Besonderes Erlebnis in Berkenthin möglich : Salzprahm treideln
„Die Grenztour führt ab Büchen an die ehemalige innerdeutsche Grenze“, erläutert Schmidt. Ein besonderes Erlebnis auf dem Kanal bietet sich in Berkenthin: Dort können Gruppen selbst testen, wie sich ein schwerer Salzprahm vom Ufer aus ziehen (treideln) lässt. Über Jahrhunderte gelangte Lüneburgs Salz auf diesem Weg aus der Heide nach Lübeck an die Ostsee.