Lauenburg. In Sachen Innenstadtentwicklung soll es zügig vorangehen. Wie Eigentümer und Ideengeber nun unter einen Hut gebracht werden sollen.
Nachdem jahrelang vor allem Leerstand die Innenstadt in Lauenburg prägte, gab es im vergangenen Jahr gleich drei Impulse in Sachen Stadtentwicklung. Zum einen präsentierten die Sieger des Wettbewerbs um die Bebauung der Freifläche an der Berliner Straße einen Entwurf, der auf breite Zustimmung stieß. Zum anderen nimmt das künftige Medienzentrum im ehemaligen Gasthaus Stappenbeck immer mehr Gestalt an. Und dann gab es kurz vor Jahresende die Nachricht, dass Lauenburg mit rund einer Millionen Euro aus dem Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ rechnen kann. Das mit 250 Millionen Euro ausgestattete Förderprogramm soll helfen, den Strukturwandel in den Innenstädten auszugleichen, der durch die Pandemie noch beschleunigt wurde.
Zentrumsmanagement soll Ideen für die Innenstadt bündeln
Eine Idee, wie dieses Geld zu nutzen sei, gibt es bereits: Die Fraktion der Grünen hatte das Projekt Coworking noch einmal ins Spiel gebracht. Mitten auf der Freifläche im Stadtzentrum hatte die Genossenschaft CoWorkLand im Sommer einen Container gestellt. Die auffällige Konstruktion war mit vier Arbeitsplätzen, schnellem Internet und einer kleinen Teeküche ausgestattet. Wer mochte, war eingeladen, hier stundenweise einen Arbeitsplatz zu buchen. Die Resonanz war größer, als so mancher im Vorfeld der Aktion für möglich gehalten hatte.
Die Verwaltung hat den Antrag auf die Fördermittel jedoch noch größer gefasst. Das Geld soll verwendet werden, um für die Lauenburger Innenstadt ein Zentrumsmanagement aufzubauen. Dieses könnte Drehscheibe zwischen Eigentümern, Stadtverwaltung, Kulturschaffenden und anderen Akteuren in der Innenstadt sein und die Moderation übernehmen.
In der Projektbeschreibung sind unter anderem folgende Fragen formuliert: Wo gibt es besuchenswerte Räume in der Innenstadt? Welche Nutzungen sind dafür denkbar? Welche Potenziale haben leerstehende Immobilien? Ziel der Workshops oder anderer Plattformen des Austausches soll es sein, ein „Netzwerk Innenstadt“ zu errichten.
Leerstands- und Flächenmanagement als ergänzende Komponente
Der in der Innenstadt zunehmenden Leerstand an Ladenflächen wird in dem Konzept nicht ausgeklammert. „Für die Belebung des Innenstadtzentrums ist die Etablierung eines Leerstands- und Ladenflächenmanagements essenziell, um Einzelhandelsbetriebe gezielt anzusiedeln“, heißt es darin. Wichtig sei es, den Branchenmix nicht aus den Augen zu verlieren.
Anders als in früheren Zeiten, als es vor allem darum ging, eine leerstehende Ladenfläche mit einem konventionellen Angebot wiederzubeleben, sieht das Konzept einen Wandel vor. Warum sollen leerstehende Ladengeschäfte nicht Start-up-Unternehmen einen Raum geben? Auch der Direktverkauf landwirtschaftlicher Produkte findet immer mehr Liebhaber. Ebenso sind Showrooms für den regionalen Onlinehandel denkbar. Und natürlich auch die sogenannten Coworking-Spaces, die neue Formen der Arbeit möglich machen.
Mehr Aufenthaltsqualität in den Innenstädten sind erwünscht
Eine Vision, wie eine solche Innenstadt aussehen könnte, hatte Jens Nussbaum vom Dortmunder Büro Stadt + Handel im August vergangenen Jahres gezeichnet. Der Experte für Innenstadtentwicklung hatte mit seinem öffentlichen Vortrag einen wichtigen Impuls für Lauenburg geliefert. Statt hilflos zuzuschauen, wie der Online-Handel die Innenstädte ausblutet, sollten diese andere Bedürfnisse befriedigen. Der Experte warb für mehr Aufenthaltsqualität in den Innenstädten: „Der Mensch will mehr als digitalen Konsum. Das ,Mehr’ sollten die Innenstädte leisten.“
Der Projektantrag wird während der öffentlichen Stadtvertretersitzung am Dienstag, 1. Februar, 19 Uhr, im Forum der Albinus-Gemeinschaftsschule vorgestellt.