Lauenburg. Die Bauarbeiten für das neue und hypermoderne Medienzentrum in Lauenburg haben begonnen. Erst einmal muss abgerissen werden.

Eigentlich haben die Arbeiten für das neue Medienzentrum längst begonnen, doch erst jetzt sieht man auch von außen, dass es hier voran geht. Bagger fressen sich in den Verbindungsteil zwischen dem ehemaligem Gasthaus Stappenbeck und dem Festsaal. Dass dieser Gebäudeteil zu marode ist, um ihn erhalten zu können, haben die Planer gleich am Anfang festgestellt. Sie machten aus der Not eine Tugend: Hier wird der großzügige Eingangsbereich des neuen Medienzentrum entstehen, der die einzelnen Bereiche der Stadtbücherei und des Stadtarchivs miteinander verbinden wird.

Es riecht ein bisschen wie in einem alten Kohlenschuppen. Der Fußboden im alten Festsaal ist mittlerweile komplett abgetragen, das blanke Erdreich ist zu sehen. „Wir stehen hier im künftigen Lesesaal und Veranstaltungsbereich“, erklärt Martina Wulf-Junge aus dem Stadtentwicklungsamt. Bei ihr laufen die Fäden der gesamten Planung zusammen. Sie schüttelt nur so aus dem Ärmel, wie sich das ehemalige „Stappenbeck“ in den nächsten Monaten verändern wird.

Zwischen dem ehemaligen Gasthaus (r.) und dem Festsaal des „Stappenbeck“ ist ein neuer Gebäudetrakt geplant. Hier entsteht ein großzügiger Empfangsbereich, der alle Funktionen des Medienzentrums miteinander verbindet.
Zwischen dem ehemaligen Gasthaus (r.) und dem Festsaal des „Stappenbeck“ ist ein neuer Gebäudetrakt geplant. Hier entsteht ein großzügiger Empfangsbereich, der alle Funktionen des Medienzentrums miteinander verbindet. © Stadtarchiv | Stadtarchiv

Von der Büchersammlung zum virtuellen Medienzentrum für Lauenburg

Noch braucht es eine ganze Menge Fantasie, um sich vorstellen zu können, dass hier, im Lauenburger Stadtzentrum, ein Medienzentrum entstehen wird, dass in der Region einzigartig ist. Neben einem großzügigen Ausleihbereich soll der insgesamt 1300 Quadratmeter große Gebäudekomplex einen Veranstaltungsraum und ein Café bieten. Mit rund sieben Millionen Euro rechnet die Stadt. Gefördert wird das ehrgeizige Projekt aus Mitteln der Städtebauförderung.

Der Umbau des im Jahre 1805 errichteten Gebäudekomplexes ist für Architekten offenbar ein reizvolles Projekt. Insgesamt neun Architekturbüros hatten sich auf die europaweite Ausschreibung beworben. Den Zuschlag erhielt schließlich das Hamburger Planungsbüro KBNK Architekten.

Das Medienzentrum bekommt einen digitalen Bereich

In der Ausleihe der Bücherei sollen künftig nicht nur Regale stehen, sondern auch ein digitaler Bereich untergebracht werden. Als Gegenstück zu den modernen Medien wirkt die geplante Unterbringung des Stadtarchivs im Obergeschoss des Gebäudes. Hier sollen historische Dokumente, Akten und andere Zeugnisse der Stadtgeschichte ihren Platz finden.

In der Ausleihe der Bücherei sollen künftig nicht nur Regale stehen, sondern auch ein sogenannter Makerspace untergebracht werden. Das ist eine offene Werkstatt, in der für Benutzer unter anderem digitale Werkzeuge, wie Lasercutter oder 3D-Drucker bereitstehen.

Auch für die Lesegärten steht jetzt die Finanzierung

Ein öffentliches Café soll das Medienzentrum zu einer Begegnungsstätte für alle Lauenburger machen. Hinter dem Gebäude können sich die Planer Lesegärten vorstellen. Östlich des Medienzentrums und auf Teilen des Lütten Marktes soll diese grüne Oase entstehen. Insgesamt 500.000 Euro wird das Projekt Lesegärten kosten.

„Ein Gestaltungskonzept gibt es noch nicht. Wir mussten ja erst mal abwarten, ob wir die Fördermittel bewilligt bekommen“, sagt Christian Asboe aus dem Stadtentwicklungsamt. Mittlerweile steht fest: Für das Projekt Lesegärten erhält die Stadt Lauenburg insgesamt 375.000 Euro aus dem Programm „Förderung der Innenstadtentwicklung und der Stadt- und Ortszentren“ des Landes Schleswig-Holstein. In Kürze wird die Verwaltung die Flächenplanung für den Außenbereich ausschreiben.

Einweihung voraussichtlich im Spätsommer 2023

Auch wenn es derzeit auf der Baustelle zügig voran geht, wird es noch dauern, bis das Medienzentrum eingeweiht werden kann. Die Stadt geht vom Spätsommer 2023 aus. Derzeit erarbeitet Martina Wulf-Junge mit den Planern das Farbkonzept. „Warme, natürliche Töne werden dominieren“, verrät sie.

Und auch, wenn der Gebäudekomplex nicht unter Denkmalschutz steht, sollen viele der historischen Elemente erhalten bleiben, die Säulen im Festsaal zum Beispiel. Man erzählt sich, dass dahinter früher beim Tanz so manch erster Kuss ausgetauscht wurde.