Schnakenbek. Acht sogenannte Biberburgen gibt es zwischen Geesthacht und Lauenburg und auch einen Biberpfad.
Er ist das größte Nagetier Europas und kann inklusive seines platten, schuppenbesetzen Schwanzes eine Länge von bis zu 1,35 Meter und ein Gewicht von bis zu 30 Kilogramm erreichen: der Biber. Er lebt bevorzugt in Auenwäldern im Wasser und an Land, weshalb man ihn kaum zu Gesicht bekommt. Doch seine Hinterlassenschaften sind unübersehbar: Mit seinen nachwachsenden Nagezähnen kann das Tier ganze Bäume „fällen“: Der Stamm wird ringsherum abgenagt, bis er an der dünnsten Stelle bricht.
Dabei dienen ihm die Zweige nicht nur als Nahrung: Mit den Ästen und Stämmen baut der Biber seine Behausungen („Biberburg“), deren Eingang stets unter der Wasseroberfläche liegt, sowie Dämme. Diese aktive Lebensraumgestaltung und sein dichtes, wasserfestes Fell machten ihn für Menschen zum begehrten Jagdobjekt, sodass der Europäische Biber im 19. Jahrhundert als fast ausgestorben galt. Seit dem vergangenen Jahrhundert steht er nahezu überall unter Schutz.
Vor 25 Jahren wurden erste Biber zwischen Schnakenbek und Geesthacht gesichtet
In Deutschland leben inzwischen wieder mehr als 30.000 Biber. Seine Reviere hat er sich teilweise durch
Wanderbewegungen erneut erschlossen, teilweise wurde er aber auch durch gezielte Projekte neu angesiedelt. Die dichtesten Verbreitungsgebiete liegen in Bayern sowie entlang der Elbe und ihrer Zuflüsse.
Vor 25 Jahren, 1996, wurden die ersten Biber in der Elbtalaue zwischen Schnakenbek und Geesthacht gesichtet. Mittlerweile sind alle Biberreviere im Lauenburgischen besetzt. Biber-Beauftragter Georg Golly von der Nabu-Ortsgruppe Geesthacht hat acht Burgen identifiziert und vermutet eine Population von rund 24 Tieren im Auwald zwischen dem Geesthachter Ortsteil Grünhof-Tesperhude und Schnakenbek. Dort, im Naturschutzgebiet Hohes Elbufer, gibt es zahlreiche, von der Elbe nur per schmalem Zufluss erreichbare Brackwasserbereiche direkt am Waldrand.
Revierförster Koopmann hat die Biberskulptur aus Eiche geschnitzt
In Schnakenbek weist bereits seit vielen Jahren ein aus Metall gegossener Biber auf diese Besonderheit hin. „Wir wollten nun auch auf der anderen Seite etwas hinstellen“, sagt Koopmann. Zum 25. Jahr nach der Bibereinwanderung hat Koopmann im Sommer aus einer Eiche eine Biberskulptur geschnitzt. Damit würdigt er die erfolgreiche Biber-Rückeroberung ihres Lebensraumes. Etwa 25 Stunden hat es gedauert, bis der Forst-Ingenieur mit einer großen Kettensäge und einer kleineren Carvingsäge die Biberfigur gefertigt hat, die jetzt aufgestellt worden ist und mitten im Wald den Beginn des Biberpfades kennzeichnet.
„Vor meinem Studium der Forstwirtschaft habe ich Forstwirt gelernt, und mein damaliger Ausbilder hat uns aufgefordert, uns auch kreativ mit Holz zu beschäftigen“, erklärt der 35-Jährige. Das Stück Eichenholz stammt aus dem Wald, ist bei Fällaktionen übrig geblieben.
Tiere schaden dem Auwald und den Bäumen im Naturschutzgebiet nicht nachhaltig
Wie viele Biber in den acht Burgen leben, können weder Koopmann noch der für das Hohe Elbufer zuständige Naturschutzwart Konrad Schulz genau beziffern. Auch sie sehen so ein Tier höchst selten, erkennen jedoch, wo überall der Biber Bäume angenagt oder gefällt hat. Dass die Tiere den Auwald und die Bäume im Naturschutzgebiet nachhaltig schädigen könnten, glaubt Koopmann nicht: „Die Biber werden ihre eigene Lebensgrundlage nicht zerstören. Sie sind vom Auwald abhängig, nicht der Auwald vom Biber.“ Vielmehr seien sie Teil des biologischen Gleichgewichts, so der Förster, der beobachtet hat, dass die Tiere etwa bei Weiden die Stämme nicht direkt am Boden abnagen. „Sie setzten mit ihren Zähnen immer ein bisschen höher an, sodass der Stamm neu austreiben kann.“ Das führe dann zu einer Verbuschung und die dünnen Zweige knabbere der Biber dann „wie wir Salzstangen“, so Koopmann.
Biber dürfen nur von Ferne beobachtet werden
Biber sind reine Pflanzenfresser: Zu ihrem Nahrungsspektrum zählen 150 krautige Pflanzenarten und 63 Gehölzarten. Bevorzugt werden kleinere Bäume gefällt, die sich leicht zerlegen und transportieren lassen.
Er darf auch nicht gestört und seine Bauten nicht beschädigt oder zerstört werden. Spaziergänger auf dem Biberpfad dürfen den Wanderweg deshalb auch nicht verlassen, müssen Hunde wie im gesamten Naturschutzgebiet an der Leine führen und können die Tiere nur aus der Ferne beobachten. Auch Boote dürfen nicht an der vorgelagerten Sandbank anlegen. Da das immer wieder vorgekommen ist, weist seit dem Sommer ein Schild darauf hin.
Wer Fragen zu den Bibern und ihrem Lebensraum hat, kann die beiden Naturpark-Rangerinnen fragen, die sich auch am Hohen Elbufer aufhalten. Seit diesem Jahr sind Martina Kallenberg und Derya Seifert als erste Naturpark-Rangerinnen Schleswig-Holsteins im Herzogtum Lauenburg unterwegs. Mehr Infos dazu unter www.naturpark-lauenburgische-seen.de