Geesthacht/Ratzeburg. Geesthacht/Ratzeburg. Frauke Eiben rechnet bis 2030 mit einem Minus von 30 Prozent bei den Pastoren. Die wollen verstärkt kooperieren.

Die Evangelische Kirche in Deutschland ächzt ebenso wie Wirtschaft und Staat unter der Pensionierungswelle. In den kommenden Jahren werden die „Baby-Boomer“ in Rente gehen – also die geburtenstarken Generationen, bevor auch in Deutschland der sogenannte Pillenknick durchschlug und Mitte der 1960er-Jahre die Geburtenzahlen rapide abnahmen.

2030 sollen nur noch 63 Stellen besetzt sein

Für den Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg, zu dem 34 Gemeinden im Herzogtum Lauenburg sowie 23 Gemeinden in Lübeck gehören, bedeutet dies einen Rückgang der Pastorenzahl um 30 Prozent. 2030 werden voraussichtlich nur noch 63 Pastorenstellen besetzt sein.

Diese Zahlen präsentierte am Donnerstag in Ratzeburg Frauke Eiben, die als Pröpstin für das Lauenburgische zuständig ist. Die Entwicklung trifft auch ihre Kollegin Petra Kallies, Pröpstin in Lübeck, sowie die Dienste und Werke des Kirchenkreises wie Frauenwerk, Religionsunterricht an berufsbildenden Schulen oder die Telefonseelsorge.

Anlass für die Pressekonferenz war eine Anfrage unserer Zeitung, die auf Diskussionen rund um Geesthacht fußt. Nach unseren Informationen sollen sich künftig nur noch vier Pastoren um die Gemeinden Düneberg, Worth, Hamwarde, Grünhof-Tesperhude, Lauenburg und Lütau kümmern.

Hierbei handele es sich nicht um konkrete Pläne, sondern das schlimmste anzunehmende Szenario für das Jahr 2030, betonte Pröpstin Eiben. Hintergrund sei, dass es ab 2024 immer schwieriger werde, der flächendeckenden Versorgung im pastoralen Dienst, die die Nordkirche in ihrer Verfassung festgelegt hat, nachzukommen. „Wir können nicht sagen, wir lassen Dithmarschen mal frei und konzentrieren uns auf den Hamburger Rand“, so Eiben.

Bis zu sechs Regionen angedacht

Sie sei deshalb sehr froh, dass aus der Pastorenschaft der Wunsch geäußert worden war, regionale Pfarrteams zu gründen, deren Mitglieder sich gegenseitig vertreten und für eine bestimmte Region zuständig sind.

Derzeit im Gespräch seien fünf bis sechs Regionen mit je 10.000 bis 14.000 Protestanten für den Kreis Herzogtum Lauenburg, wobei ein südlicher Bereich östlich von Düneberg (Christuskirche) denkbar wäre. Bis Ende Juni haben die Kirchengemeinderäte laut Frauke Eiben noch Zeit, sich dazu zu positionieren. Am 17. September soll die Kirchenkreis-Synode final entscheiden.

Die ersten, die sich im Lauenburgischen bereits zu einer solchen Region zusammengefunden haben, sind die Kirchengemeinden Berkenthin, Krummesse, Nusse-Behlendorf, Sandesneben und Siebenbäumen. Sie haben sich den Namen „Sachsenwald-Region“ gegeben. Die meisten Erfahrungen mit solchen Kooperationen haben hingegen die Lübecker, wo es noch Anfang der 2000er-Jahre Zusammenschlüsse unter dem Titel „Gestaltungsräume“ gab.

20 Prozent Rückgang bei Gemeindegliedern

Seit 2009, als die beiden Propsteien zu einem Kirchenkreis zusammengelegt wurden, gibt es in dem riesigen Gebiet zwischen Ostsee und Elbe einen Rückgang der Kirchenmitglieder von 200.000 auf 160.000. „Wir bleiben Volkskirche, auch wenn wir weniger Mitglieder werden“, betonte am Donnerstag die Lauenburgische Pröpstin Frauke Eiben. Sie beschrieb den Veränderungsprozess wegen der kommenden Pensionierungswelle als positiv, bei dem Pastoren regional kooperieren wollen.

(Noch) über dem Soll

Trotz des anstehenden Pastorenmangels sieht es in Lübeck-Lauenburg im Vergleich zu anderen Kirchenkreisen noch gut aus. So legt das Personalplanungsförderungsgesetz, das die Landessynode beschlossen hat und das zum 1. Januar 2020 in Kraft tritt, fest, dass dem Kirchenkreis 96,5 Pastorenstellen zustehen. Aktuell sind es 106,3. Der Kirchenkreis ist deshalb bemüht, Vakanzen abzubauen, denn ab Januar dürfen frei werdende Stellen nicht neu besetzt werden. Aktuell gibt es fünf offene Pastorenstellen (50 bis 100 Prozent) in Aumühle, Nusse-Behlendorf, Ratzeburg und Siebenbäumen. In Grünhof-Tesperhude soll sich nächste Woche eine Kandidatin dem Kirchengemeinderat vorstellen.