Lauenburg. Zu wenig Arbeitszeit für zu viele Aufgaben. Elbschifffahrtsmuseum profitiert von hauptamtlicher Stelle noch nicht wie gewünscht.
Als Dr. Jörn Bohlmann im Februar vergangenen Jahres die Leitung des Elbschifffahrtsmuseums in Lauenburg übernahm, hatte er sich einiges vorgenommen. Was ihm besonders am Herzen lag: „Das Elbschifffahrtsmuseum muss ein Ort sein, an dem sich Kinder wohlfühlen und sich für ihre Heimatgeschichte begeistern können“, sagte er bei Amtsantritt.
Auch die systematische Erfassung der verborgenen Exponate des Museums sowie die Vernetzung der regionalen Einrichtungen hatte er sich vorgenommen. Doch bald stellte er fest: Mit einer halben Stelle ist zeitlich nicht alles zu schaffen.
Zu viel Arbeit: Hauptamtlicher Museumschef benötigt Vollzeitstelle
Zwar hat auch ihm die Corona-Pandemie durch viele Vorhaben einen dicken Strich gemacht, der Museumschef ließ dennoch nichts unversucht, junge Menschen im vergangenen Jahr für das Thema Heimatgeschichte zu begeistern. Mit zwei Schulklassen beteiligte sich Bohlmann am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten. In einem fünfminütigen Filmprojekt geht es um Sport und Freizeit an, in und auf der Elbe in früheren Zeiten.
Die Kinder seien Feuer und Flamme gewesen, erzählt der Museumsleiter. Überhaupt müsse man junge Menschen anders an ein Museum heranführen, als sie einmal durch die Ausstellung zu schicken. Bohlmann, der Völkerkunde studiert und in Norwegen promoviert hat, weiß, dass andere Länder da viel weiter sind. „Wir können von Skandinavien viel über Museumsarbeit lernen. Die setzt dort schon bei den ganz Kleinen an. Ein Besuch muss alle Sinne ansprechen“, findet er.
Besucherzahl blieb seit der Neueröffnung weit hinter den Erwartungen zurück
Geschichtsverständnis habe nämlich sehr viel mit eigenem Erleben zu tun. „Wenn die Besucher zum Beispiel einem Bootsbauer über die Schulter schauen können, der uralte Handwerkstechniken beherrscht, fühlen sie die Geschichte aus eigenem Erleben“, weiß er. Dass solche Projekte Geld kosten und Lauenburgs Haushalt eng gestrickt sei, wisse er auch. „Es gibt für solche Vorhaben Fördermittel, aber ich habe leider bisher nicht ausreichend Zeit, diese Töpfe aufzuspüren“, bedauert der 55-Jährige.
Björn Bohlmann ist der erste hauptamtliche Leiter des Elbschifffahrtsmuseums, das zwischen 2010 und 2014 umfassend saniert und umgestaltet wurde. Für die interaktive und multimediale Präsentation gibt es auch überregional viel Lob. Doch nach der Neueröffnung ist das Besucherinteresse hinter der in der Wirtschaftlichkeitsberechnung angestrebten Zahl von jährlich 18.000 Gästen weit zurückgeblieben.
Hauptausschuss berät am Donnerstag, 27. Mai, über Antrag der SPD Lauenburg
Das war einer der Gründe, den promovierten Völkerkundler als Museumschef einzustellen – allerdings nur mit einer halben Stelle. Die Lauenburger SPD-Fraktion schlägt nun vor, Bohlmanns Stelle in einer Vollzeitstelle zu wandeln. Darüber muss nun der Hauptausschuss am Donnerstag, 27. Mai, entscheiden. Die Sitzung beginnt um 19 Uhr im Haus der Begegnung, Fürstengarten 29.