Lauenburg. Großes Interesse an Wohnbauprojekt an der Berliner Straße – 150 Interessierte bei erster digitaler Bürgerbeteiligung in Lauenburg.
Sollten Sitzungen der politischen Gremien digital übertragen werden? Und erreicht eine virtuelle Bürgerbeteiligung mehr Menschen als eine herkömmliche Einwohnerversammlung?
Als wir diese Fragen im Januar den Fraktionsvorsitzenden der Lauenburger Stadtvertretersitzung stellten, reichten die Antworten von voller Zustimmung bis zu deutlicher Skepsis. Die Zweifler dürften seit Mittwochabend jedoch eines Besseren belehrt sein: Zur virtuellen Bürgerbeteiligung an dem geplanten Wohnbauprojekt an der Berliner Straße schalteten sich zeitweise 150 Interessierte zu.
Digitale Bürgerbeteiligung: Wohnbauprojekt an der Berliner Straße
Eine frühzeitige Bürgerbeteiligung an Bauvorhaben ist in den meisten Fällen vorgeschrieben, so auch bei dem geplanten Bauprojekt auf dem Kleingartengelände. Dort sollen 150 Wohnungen entstehen. Weil die coronabedingten Kontaktbeschränkungen Einwohnerversammlungen derzeit nicht möglich machen, ging die Lauenburger Stadtverwaltung nun einen neuen Weg: Erstmals gab es die Möglichkeit, sich vom heimischen Sofa aus am Bildschirm über ein Bauprojekt zu informieren.
Das Areal an der Berliner Straße ist bereits seit den 1980er-Jahren als Wohngebiet ausgewiesen. Seit 2017 versucht die Stadt, das Gelände an einen Käufer zu bringen. Doch die Verhandlungen liefen immer wieder ins Leere, die potenziellen Investoren waren alle wieder abgesprungen. Außerdem hatte es um das etwa zwei Hektar große, kommunale Gelände lange Zeit einen politischen Streit gegeben.
Rolle des Moderators übernahm Reinhard Nieberg
Im Februar 2019 beschloss die Politik schließlich mit knapper Mehrheit den Verkauf des Geländes an die np Projektentwicklung GmbH. Das Kürzel np steht für die Geschäftsführenden Gesellschafter Thorsten Naths und Marcus Plate aus Mölln.
Naths war der Videokonferenz am Mittwoch direkt zugeschaltet und präsentierte die Ideen seines Unternehmens zu diesem Projekt. Mit dabei war außerdem Gerd Kruse vom Büro Elbberg Stadt und Landschaft, Partner der Stadt Lauenburg bei der Revitalisierung des Ortskerns. Karl-Heinz Esling aus dem Möllner Esling Ingenieurbüro erläuterte schließlich die Herausforderungen des Projektes. Die Rolle des Moderators übernahm Reinhard Nieberg, Amtsleiter für Stadtentwicklung in Lauenburg.
Eigentumswohnungen sollen Angebote in Lauenburg ergänzen
„Mit unserem Baugebiet am westlichen Stadtrand erfüllen wir Wünsche von bauwilligen Familien, das Unternehmen Semmelhaack hat Mietwohnungen in unterschiedlichen Preissegmenten errichtet und dieses Projekt erfüllt Wünsche nach Eigentumswohnungen“, stellte Nieberg gleich am Anfang klar.
Diese Orientierung auf Wohneigentum könnte die politische Diskussion noch einmal befeuern. Die SPD hatte zuletzt gefordert, den im Mai vergangenen Jahres gefassten politischen Beschluss nach einer Quotenregelung für sozialen Wohnungsbau auch auf dieses Projekt zu übertragen. Demnach müssten 25 Prozent der dort geplanten Wohnungen öffentlich gefördert werden und damit einer Mietpreisbindung unterliegen.
90 Tiefgaragenplätze und ein öffentlicher Spielplatz geplant
Ein großer Knackpunkt der Planung für dieses Projekt ist die Topografie des Geländes. Insgesamt müssen acht Meter Höhenunterschied überwunden werden. Thorsten Naths aus der Investorengruppe erläuterte die Herausforderung, auf dem Gelände die Parksituation zu entschärfen. Demnach sollen den 150 Wohnungen insgesamt 90 Tiefgaragenstellplätze zugeordnet werden. Weitere Parkplätze sind am Rande des Areals geplant.
Immer wieder gewünscht: Ein öffentlicher Spielplatz im Osten der Stadt. Auch dafür soll auch dem Gelände Platz sein. Außerdem soll ein Großteil des prägenden Baumbestandes des ehemaligen Kleingartengeländes erhalten bleiben.
Etwa 30 Lauenburger stellten im Chat Fragen
Am Ende der Präsentation hatten die zugeschalteten Teilnehmer der Veranstaltung die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Etwa 30 Lauenburger hatten davon per Chat Gebrauch gemacht. Die Wünsche reichten von einem Backshop in dem Wohngebiet, über den Anschluss an das Glasfasernetz bis zu ersten Nachfragen nach der Vermarktung der Wohnungen.
Alle Hinweise fließen jetzt in den Entwurf für den Bebauungsplan ein. Amtsleiter Reinhard Nieberg stellte in Aussicht, dass der Aufstellungsbeschluss noch im April gefasst werden würde. Vor der Sommerpause könnte der Bebauungsplan Rechtskraft erlangen. Bis es soweit ist, ist aber noch eine weitere Beteiligungsrunde vorgesehen.