Lauenburg. Hier gibt es sogar Schokofiguren aus dem 3-D-Drucker. Das Land fördert die Einrichtung weiter, allerdings nur mit der Hälfte.
Die Bücherei in Lauenburg ist geschlossen, ab und zu drücken sich Kinder an den Fensterscheiben die Nasen platt. Büchereichefin Uta Silderhuis und ihr Team nutzen die coronabedingte Zwangspause, um den Bestand zu aktualisieren, die elektronischen Kataloge auf Vordermann zu bringen oder neue Medien einzuarbeiten. Vor allem aber tüfteln sie an neuen Konzepten. Schließlich haben sie gerade erfahren, dass die Einrichtung erneut als "Digitaler Knotenpunkt" des Landes Schleswig-Holstein ausgewählt wurde.
Die Zeiten, in denen Bibliotheken nur Bücher und höchstens noch Zeitschriften in den Regalen stehen hatten, sind lange vorbei. Büchereien, die auf der Höhe der Zeit sind, bieten heute fast alles, was auf dem Medienmarkt zu finden ist. In Lauenburg folgt das Büchereiteam bereits seit Jahren diesem Trend. Die Nutzer können hier auf viele digitale Angebote zurückgreifen. Neben Internetarbeitsplätzen und E-Books gibt es unter anderem iPad-Koffer, 3-D-Drucker, eine Gaming-Lounge, einen Sonic-Chair, Mini-Roboter und die beliebten Actionbounds, mit denen digitale Erlebnis-Rallyes durch die Bücherei veranstaltet werden können. Die neuste Errungenschaft: Ein 3-D-Drucker, mit dem Schokoladenfiguren gefertigt werden können. Die Büchereikunden können auch diesen Service kostenlos nutzen, es fallen lediglich die Materialkosten an. "Der Schokodrucker war der absolute Renner vor der Schließung", erzählt Uta Silderhuis.
Lauenburgs Bücherei ist in Sachen Digitalisierung weit vorn
Diese kostspieligen Anschaffungen aus dem klammen Haushalt der Stadt zu finanzieren, wäre natürlich nicht möglich. 2017 erhielt die Lauenburger Bücherei vom Land erstmals einen Zuwendungsbescheid von insgesamt 270.000 Euro als einer von drei sogenannten "Digitalen Knotenpunkten". Aufgrund einer Vielzahl von Kriterien hatte die Landes-Arbeitsgruppe die Lauenburger Bücherei am Ende zu den drei Favoriten gezählt. Unter anderem spielten bereits vorhandene Angebote in Sachen Digitalisierung, geeignete Kooperationspartner in der Gemeinde sowie Medienkompetenz eine Rolle für die Auswahl.
Kernstück der Förderung war die 100prozentige Übernahme der Personalkosten für einen Medienpädagogen, zunächst für zwei Jahre. Stefan Epping sah seine Aufgabe darin, nicht nur ein Netzwerk zwischen den Bildungseinrichtungen zu knüpfen, sondern auch zu Nachbarschaftstreffs, Vereinen und dem Seniorenbeirat. Medienpädagogen in Bibliotheken sind derzeit noch Exoten. Der 26-Jährige war bislang der einzige in einer Bücherei Schleswig-Holsteins. Doch bereits ein paar Wochen vor Ablauf seiner befristeten Stelle hat er Lauenburg den Rücken gekehrt, um ein Studium zu beginnen
Nur noch die halbe Fördersumme für digitale Projekte
Aus seiner Sicht eine gute Entscheidung. Denn auch wenn die Lauenburger Bücherei erneut den Zuschlag erhalten hat - die Fördersumme wurde halbiert. Pro Jahr gibt es jetzt 45.000 Euro. Das Bücherei-Team hat lange die Köpfe zusammengesteckt um auszutüfteln, wie unter diesen Umständen die digitale Ausrichtung weitergeführt werden kann. "Neben der normalen Arbeit ist das nicht zu schaffen. Wir brauchen jemanden, der sich schwerpunktmäßig um die Projektarbeit kümmert", sagt die Büchereichefin.
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Die Lösung: Sobald der Zuwendungsbescheid des Landes kommt, wird sich Mitarbeiterin Marielies Schuldt während der Hälfte ihrer Arbeitszeit um die digitalen Angebote der Bücherei kümmern. Die dadurch anfallenden Personalkosten werden durch das Förderprogramm zu 100 Prozent gedeckt. Im Gegenzug schreibt die Stadt eine halbe Stelle für die konventionelle Büchereiarbeit aus.
Ein Thema: Umgang mit dem Smartphone
Marielies Schuldt ist Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste und war Auszubildende in der Lauenburger Bücherei. Digitale Medien haben sie schon immer fasziniert. "Wir möchten nicht nur unsere jungen Leser, sondern auch Senioren mit Feingefühl an die neuen technischen Möglichkeiten heranführen", hat sie sich vorgenommen. Training im Umgang mit dem Smartphone steht schon auf ihrer Liste. Und warum nicht mal auch mit Senioren eine Ralley per Actionbound durch die Bücherei veranstalten?