Lauenburg. „Pflück’ dir ein Herz“: Lauenburger erfüllen Weihnachtswünsche von Senioren, bei denen das Geld knapp ist. So funktioniert die Aktion.

Ein Zeitungsbericht sorgte vor zwei Jahren in einer Lauenburger Facebook-Gruppe für Entsetzen: Es ging um Altersarmut und Lebenssituationen, die man sich im reichen Deutschland gar nicht recht vorstellen kann. Da müsse man doch etwas tun, wenigstens ein Zeichen setzen, waren sich die aufmerksamen Leser einig: Geboren war die Aktion „Herzenswünsche“ . Die Fäden dafür liefen bei der SPD-Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) zusammen.

Im ersten Jahr stand der Wunschbaum im Lauenburger Sozialkaufhaus. Die Aktion war gleich ein voller Erfolg: 60 ältere Lauenburger, die im Alltag den Euro dreimal umdrehen müssen, durften sich über ein Geschenk freuen und verlebten einen weihnachtlichen Nachmittag in Gesellschaft.

Wunschbaum im Dietrich-Bonhoeffer-Haus aufgestellt

Im vergangenen Jahr dann stand der Wunschbaum im Lauenburger Schlossgebäude. Für die Organisatorinnen der Aktion hatte das einen entscheidenden Vorteil: „Dort gehen viele Menschen ein und aus, die ein Anliegen bei der Stadt vorbringen möchten. Es wäre schön, wenn sie sich ein Herz aussuchen und den Wunsch erfüllen würden“, sagte Heike Bergmann, eine der Organisatorinnen der Wunschbaumaktion, damals. Vor einem Jahr hingen 61 Wunschherzen am Baum, ebenso viele Päckchen hatten Lauenburger schließlich für die Senioren gepackt.

Keine gemeinsame Kaffeetafel in diesem Jahr

In diesem Jahr musste das Konzept der Wunschbaumaktion umgeplant werden. Der Standort im Schloss – gleichzeitig Verwaltungsgebäude der Stadt Lauenburg – kommt aufgrund der Beschränkungen in der Corona-Pandemie nicht in Frage. Der Baum steht in diesem Jahr im Dietrich-Bonhoeffer-Haus.

Das Prinzip ist dasselbe wie in den vergangenen beiden Jahren. Seniorinnen und Senioren, die im Alltag über wenig Geld verfügen, können sich ein Herz vom Baum „pflücken“. Im Wert von 20 Euro haben sie einen Wunsch frei, den sie auf das nummerierte Papierherz schreiben und wieder an den Baum hängen. Ein kleines Herz mit der gleichen Nummer dient später dazu, das richtige Geschenk abzuholen.

Herzen mit Wünschen ab dem 1. Dezember beschreiben und aufhängen

Die Organisatorinnen wissen, was meist auf den Zetteln steht: Lebensmittel, Gebäck, Kosmetikartikel oder Tierfutter. Dies sei legitim, nur von Zigaretten und Alkohol mögen die Spender bitte Abstand nehmen. Auch selbst gebackenes Gebäck darf in diesem Jahr nicht eingepackt werden. Zudem muss der weihnachtliche Nachmittag ausfallen, an dem es bisher nicht nur die Geschenke gab, sondern auch viele herzliche Begegnungen.

Ab Dienstag, 1. Dezember, können die Herzen mit Wünschen beschrieben und später vom Baum „gepflückt“ werden. Das Dietrich-Bonhoeffer-Haus (Dresdener Straße 15) ist dienstags von 10.30 bis 12 Uhr und donnerstags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.