Lauenburg. Altersarmut in auch in Lauenburg allgegenwärtig. Die Aktion „Wunschbaum“ soll dagegen ein Zeichen setzen.

Ein Zeitungsbericht sorgte in einer Lauenburger Facebookgruppe kürzlich für Entsetzen: Es ging darin um Altersarmut – nicht in abstrakten Zahlen ausgedrückt, sondern an Beispielen, die man sich im reichen Deutschland eigentlich gar nicht vorstellen kann. Da müsse man doch etwas tun, wenigstens hier in der Stadt, war man sich schnell einig. Während sonst solche Diskussionen schnell versanden, blieben die Lauenburger diesmal bei der Sache. Sie wollen ein Zeichen setzen: Bedürftige Senioren haben zu Weihnachten einen Herzenswunsch frei.

Zur Einsamkeit kommt oft bittere Not

Die duftende Gans im Ofen, Kerzen am Baum und das Rascheln von Geschenkpapier – für viele Rentnerinnen und Rentner sind das Erinnerungen an längst vergangene Weihnachtstage. Zur Einsamkeit kommt oft bittere Not dazu. „Manchmal ist das Haustier der einzige Gefährte, nicht nur während der Feiertage“, weiß Heide Harris von der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF). Sie hat der Facebookgruppe die Aktion „Wunschbaum“ vorgeschlagen und auch gleich die Organisation übernommen. Die Idee: Im Lauenburger Sozialkaufhaus können sich nachweislich bedürftige, ältere Menschen ein Herz vom Tannenbaum „pflücken“. Im Wert von 20 Euro haben sie einen Wunsch frei, den sie auf das nummerierte Papierherz schreiben und dieses wieder an den Baum hängen. Ein kleines Herz mit der gleichen Nummer dient später dazu, das richtige Geschenk abzuholen.

Jetzt werden Wünsche-Erfüller gesucht

„Damit die Wünsche in Erfüllung gehen, setzen wir auf Lauenburgerinnen und Lauenburger, die sich ein Herz abholen und das Gewünschte in ein Päckchen packen“, sagt Heide Harris. Sie weiß, was bei ähnlichen Aktionen in anderen Städten oft auf den Zetteln steht: Lebensmittel, Gebäck, Kosmetikartikel oder Tierfutter. Dies sei alles legitim, nur von Zigaretten und Alkohol mögen die Spender bitte Abstand nehmen.

Beschenkte können anonym bleiben

„Das ist eine tolle Aktion, vor allem, weil die Senioren anonym bleiben können. Das ist für ältere Bedürftige das größte Problem“, weiß Ulrike Hümpel aus der Abteilung Grundsicherung und Soziales bei der Stadtverwaltung.

In Lauenburg erhalten derzeit 125 Senioren Grundsicherung, weil ihre Altersrente allein nicht zum Leben reicht. Ulrike Hümpel vermutet, dass die Dunkelziffer in Lauenburg um ein Vielfaches höher liegt. „Viele Betroffene schämen sich. Lieber essen sie wenig oder heizen ihre Wohnung kaum, ehe sie sich die finanzielle Hilfe holen, die ihnen zusteht“, sagt sie. An die Erfüllung eines Weihnachtswunsches sei in solchen Fällen gar nicht erst zu denken.

Aktion läuft Montag an und geht bis zum 19. Dezember

Die Grundsicherung setzt sich für Alleinstehende aus 416 Euro für den Lebensunterhalt und den „angemessenen Wohnkosten“ zusammen. In Lauenburg werden für die Wohnung 424 Miete als „angemessen“ bezeichnet. Ist die Wohnung teurer – etwa weil keine günstigere zu finden ist – geht das von dem Geld für den Lebensunterhalt ab.

Die Aktion „Wunschbaum“ im Sozialkaufhaus (Krügerstraße 3) läuft am kommenden Montag an. Bis zum 19. Dezember können die beschrifteten Herzen vom Baum genommen, die Päckchen gepackt und abgegeben werden. Am 20. Dezember werden die Herzenswünsche erfüllt.