Siebeneichen. Trotz der coronabedingten verkürzten Saison hatte die Fähre viele Gäste. Nun steht eine Reparatur in der Lauenburger Hitzler-Werft an.

Thomas Franke ist zufrieden. Trotz Corona und der dadurch zwangsläufig verkürzten Saison hat die Fähre Siebeneichen an jedem Wochenende viele Fahrgäste gehabt, berichtet Franke, erster Vorsitzender des Fördervereins. Demzufolge ist auch einiges an Spenden zusammengekommen: 5400 Euro, wie Thomas Franke errechnet hat. „Das ist angesichts dessen, dass wir erst am 6. Juni anfähren konnten, ein gutes Ergebnis“, freut er sich.

Vier Monate später, am 4. Oktober, wurden dann die letzten Fahrten von Siebeneichen nach Fitzen über den Elbe-Lübeck-Kanal unternommen. Seitdem liegt die gelbe Fähre an ihrem Liegeplatz in Siebeneichen und wartet auf einen freien Platz in der Hitzler-Werft. „Alle fünf Jahre ist ein TÜV für Binnenschiffe fällig“, erklärt Fährmann Benni, im richtigen Leben Bernd Skubowski – „aber alle kennen mich nur unter Benni“, sagt er schmunzelnd. Der 77-Jährige ist einer der acht Fährleute, die dafür sorgen, dass Fußgänger, Radler, Motorradfahrer und auch Autos in der Saison sicher von einer Kanalseite auf die andere kommen.

Förderverein der Fähre in Siebeneichen ist zufrieden mit der Saison

Aber nicht nur aus dem Grund wird die Fähre auf Helling gelegt, wie es in der Seemannssprache heißt und was soviel wie „aufs Trockene“ oder „in die Werft bringen“ bedeutet. „Die Fähre wird über den Winter technisch und auch optisch überarbeitet“, berichtet Bernd Skubowski. Erforderliche Reparaturen werden durchgeführt, marode Teile ersetzt, und die Fähre bekommt einen neuen Anstrich. Wieder gelb? „Natürlich!“, sagt Bernd Skubowski. Solange er denken kann, war die Fähre gelb – und so soll sie auch bleiben.

Fährmann Benni (Bernd Skubowius) an der „Gangschaltung“ der Fähre. Diese kennt nur vor oder zurück.
Fährmann Benni (Bernd Skubowius) an der „Gangschaltung“ der Fähre. Diese kennt nur vor oder zurück. © BGZ | Frauke Maaß (FMG)

Selbst der Motor wird überholt. „Aber das machen wir hier selbst“, kündigt der ehemalige Kfz-Mechaniker aus Siebeneichen an. Der Motor wird ausgebaut und in seine Werkstatt gebracht. „Wir haben bei uns im Förderverein technisch versierte Fachleute, die sich mit dem Farymann-Diesel auskennen!“ Andere wiederum beenden die Arbeit an den Fährglockenständern und der Schranke auf der Fitzener Seite.

Im Winter bereiten die Mitglieder alles für die kommende Saison vor

„Künftig ist unsere Fähre auch mit einem AIS-Transponder ausgerüstet“, berichtet Thomas Franke. AIS wird bereits seit vielen Jahren zur Vermeidung von Kollisionen in der Berufsschifffahrt genutzt und ist seit diesem Jahr auch für die Fähre Pflicht. „Das ist eine durchaus sinnvolle Einrichtung und funktioniert per GPS“, erläutert Franke. So werden sowohl die Schiffe, die auf dem Kanal unterwegs sind, über die Fähre informiert, als auch die Fährmänner über sich nähernde Schiffe. Franke: „Das ist wichtig, weil das Führungsseil dann abgesenkt werden muss, damit die Schiffe den Kanal ungehindert passieren können.“

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Es wird wieder ein aktiver Winter für die Mitglieder des Fördervereins. „Es ist ein tolles Engagement in allen Bereichen“, sagt Vorstandsmitglied Erich Jenner. Dabei wollte der Förderverein anfangs nur Geld sammeln, um die Fähre zu erhalten. Mittlerweile ist der Verein zum Betreiber geworden, dessen Mitglieder sich mit viel Herzblut und Aktivitäten das ganze Jahr für den Erhalt der Fähre einsetzen. „Für unsere Dorfgemeinschaft in Siebeneichen hat die Fähre viel getan“, sagt Thomas Franke.

Der Förderverein ist inzwischen der Betreiber der Fähre

Der Liegeplatz ist zu einem beliebten Treffpunkt geworden – nicht nur von Anwohnern, wie Fährmann Peter Pintatis weiß. „Ich habe hier Hamburger getroffen, die sehr häufig rauskommen, um hier am Kanal zu frühstücken“, erzählt er. Viele Touristen würden ihre Route, ob mit Rad, Moped oder Auto, so planen, dass sie mit der historischen Fähre fahren können – und alle sind begeistert. „Wir bekommen durchweg ein positives Feedback“, sagt Fährmann Benni. Während der Überfahrt würden viele nette Gespräche darüber geführt.

Jetzt warten alle auf den Anruf der Werft und den Schlepper, der die Fähre nach Lauenburg bringt, wo sie für die kommende Saison flott gemacht wird. „Zum nächsten Anfährfest wird sie richtig schick aussehen – gelb und strahlend und technisch top!“ , sind sich alle einig.