Autor und Naturfreund Georg Peinemann beobachtet Tiere aus unserem Heimatgebiet und hält für uns seine Eindrücke fest.

Ein stiller Septembertag: Am Wege tellergroße Parasolpilze, ein Kauz huscht über die Baumwipfel - Uhlenflucht. Von der Delvenau her gockelt ein Fasanhahn. Ein raubender Hecht bringt das Wasser des Baches bei Witzeeze in Bewegung.

Jetzt werden einige Vierbeiner erst richtig munter. Aus dem Schilfbestand löst sich schwimmend ein Tier; das Köpfchen kontrastreich hell und dunkel - und jetzt ist auch die Beute zu erkennen: eine Schermaus, oft als Wasserratte bezeichnet. Nur wenige Sekunden bleiben zum Beobachten, dann verschwindet das Tier im Gestrüpp überhängender Zweige, offensichtlich ein marderartiges. Kein Marder, kein Wiesel - bleibt eigentlich nur noch der Iltis. Dieses etwa kiloschwere Raubtier läuft, klettert und schwimmt gut, liebt die Dämmerung und hat einen zweifarbigen Marderkopf.

Jetzt kann ich auch das gruselige Kreischen zur Nachtzeit im Frühjahr erklären, von dem mir ein Angler berichtete. Der Iltis, auch "Stänker" genannt, feiert zwischen März und April ungestüm mit schrillem Schrei Hochzeit. Zwei Monate später kommen drei bis fünf Jungtiere blind zur Welt; mit acht bis zehn Gramm kaum schwerer als eine gefüllte Streichholzschachtel.

Obwohl flächendeckend vertreten, sieht man den Iltis viel seltener als den forschen Steinmarder. Der Iltis bevorzugt als Wohn- und Kinderstube Erdhöhlen im Wurzelwerk von Bäumen oder unter dichten Hecken. Im Jagdjahr 2008/09 wurden im Kreis Herzogtum Lauenburg 38 Iltisse geschossen oder in Fallen gefangen. Acht wurden von Autos überfahren.

Warum wird ein hübsches, fast mardergroßes Tier mit braunem, gelblich durchschimmernden Fell ausgerechnet "Stänker" oder "Stinkmarder" genannt? Nun, der Iltis sondert aus zwei Drüsen am Hinterteil ein übel riechendes Sekret ab. Mit diesem "Duft" markiert er sein Revier und bespritzt Feinde, Füchse und streunende Hunde, die ihm ans Fell wollen.

Wer jemals mit einem in Notwehr spritzenden "Stänker" zu tun hatte, der wird - bei aller Sympathie für den wunderschönen Iltis - noch lange die Nase rümpfen.