Unser Natur-Kolumnist Georg Peinemann beschreibt den Dachs:
Hutschmuck, Rasierpinsel, Anti-Rheumamittel, Bratfett für Kartoffelpuffer, Stiefelschmiere, Bettvorleger – das alles stellte der Dachs früher den Menschen zur Verfügung, wenn auch ziemlich unfreiwillig. Und in alten Kochbüchern wird als Krönung auch noch genüsslich die Zubereitung eines „wohlschmeckenden Dachsragouts“ beschrieben. Armer Grimbart!
Zumindest an der Herstellung der genannten „Dachsprodukte“ dürfte das Herzogtum Lauenburg kaum Anteil haben, denn vor gut zwei Jahrzehnten wurden nur sieben Dachse in heimischen Revieren geschossen. Im Jagdjahr 2008/2009 dagegen betrug die Strecke im Heimatkreis immerhin 139 Dachse. Weitere 47 wurden Opfer des Straßenverkehrs.
Am Rande des Segrahner Forstes rückten wir einem Dachs einmal gegen Abend ziemlich dicht auf den Pelz. Auf einer Ödlandfläche gab sich „Grimbart“ ziemlich selbstvergessen einem Festschmaus hin. Er wühlte Mauselöcher auf und verspeiste dutzendweise kleine Mäuse, direkt aus den Nestern. Grimbart ist ein Allesfresser. Mäuse, Regenwürmer, Schnecken, Käfer, junge Hasen, Kaninchen und Jungvögel gehören auf seinen Speiseplan. An pflanzlicher Kost schätzt er Fallobst, Pilze (längst nicht alle), Blaubeeren und Gurken.
Der Dachs ist gezwungen, ordentlich zuzulegen, um sich für die kalte Jahreszeit eine Fettschicht anzufressen. Zwar hält „Grimbart“ keinen Winterschlaf im eigentliche Sinne, er verbringt aber schon Tage und Wochen in seiner unterirdischen Burg und zehrt von seinen Fettreserven.
„Grimbart“ gehört zu den marderartigen Tieren. Er wird bis zu 20 Kilogramm schwer. Die Ranzzeit fällt in die Monate Juli und August. Drei bis fünf blinde Welpen kommen erst acht Monate später, also im Februar oder März auf die Welt. Die Mühen der Aufzucht der Jungen liegt allein bei der Fähe, so nennt man den weiblichen Dachs. Der dickschwartige Dachsrüde haust als Einzelgänger lieber abseits in einem kleinen Bau, pflegt seinen Fettwanst und zeigt erst im Hochsommer wieder Neigungen zu trauter Zweisamkeit.