Geesthacht. Biotop im Hansaviertel soll für 200.000 Euro entschlammt werden. Doch fraglich ist, woher der Teich fortan sein Wasser bekommt.
Die Zeiten, in denen eine Schar von rund 50 Enten den Teich zwischen Hansastraße und Hohenfelder Stieg bevölkerte, sind vorbei. Trotz der nicht unerheblichen Regenfälle der vergangenen Wochen deutet lediglich eine hässliche Schlammschicht in der Mitte des rund 2500 Quadratmeter großen Gewässers darauf hin, dass sich hier im Hansaviertel in der Geesthachter Oberstadt ein kleines Biotop befunden hat.
Biotop im Hansaviertel soll erhalten bleiben
Eines, das die Lokalpolitiker gerne erhalten wollen, weil der Teich für die Mieter der Vonovia, der im Hansaviertel rund 700 Wohnungen gehören, eine wichtige Rolle im Quartier einnehme. In einem ersten Schritt soll das Gewässer nun entschlammt werden und eine Sitzstufenanlage erhalten. Kostenpunkt: knapp 200.000 Euro.
Unklar ist jedoch, ob der Oberstadt-Teich überhaupt ausreichend mit Wasser versorgt wird. Das beauftragte Ingenieurbüro Dr. Lehners + Wittorf berichtete dem Umweltausschuss der Stadt, dass das Gewässer neben Regenwasser „nicht unerheblich“ vom Grundwasser gespeist werde. Einen externen Zufluss gebe es nicht.
Bei zu wenig Niederschlag geht dem Biotop das Wasser aus
Wie der Grundwasserspiegel im Jahresverlauf schwankt, sollen weitere Messungen ergeben. Allerdings handele es sich nur um eine geringe Wasserschicht auf einer bindigen Deckschicht. „Wenn es wenig Niederschlag gibt, ist diese im Sommer schnell leer“, gab Sebastian Stoll vom Planungsbüro an.
Es sei denkbar, dass der Teich ohne weitere Maßnahmen dauerhaft austrocknet. Die Gemeinde Glinde habe sich in einem ähnlichen Fall dazu entschieden, ein Trockenbecken anzulegen, das bei Starkregen Wasser aufnehmen kann.
Stadt will mit Entschlammung beginnen
Das wollen die Geesthachter zwar nicht, aber, so Oliver Pachur, CDU-Vertreter im Umweltausschuss: „Die Wasserversorgung muss gewährleistet sein. Sonst haben wir 200.000 Euro in den Sand gesetzt. Auch die SPD-Fraktionsvorsitzende Petra Burmeister, deren Partei 2020 erst den Anstoß zu dem Projekt gegeben hatte, sah diese Gefahr und signalisierte Bereitschaft, die Entschlammung trotz des Zeitverzuges weiter zu verschieben. Doch dazu kam es nicht.
„Irgendwo muss man ja anfangen“, sagte Ulrike Stüber vom Fachdienst Umwelt der Stadt. „Und in den vergangenen zwei Jahren hat sich die Situation noch mal verschärft.“ Die trockenen Sommer lassen grüßen.
Kompliziert wird die Maßnahme durch die Eigentumsverhältnisse im Hansaviertel. Der Stadt gehört lediglich der Teich samt eines kleinen Uferstreifens, die restlichen Grundstücke sind im Besitz der Vonovia. Angedacht ist, dass weitere Regenwasserleitungen zu Vonovia-Blocks gelegt werden. Bislang sind zwei Häuser angeschlossen.
Absprache mit Vonovia notwendig
Die Verwaltung sei zwar im Austausch mit dem Wohnungskonzern, wie das gesamte Quartier aufzuwerten sei, die Zusammenarbeit gestalte sich aber nicht immer einfach. Auf Nachfrage teilte Vonovia-Sprecher Christoph Schwarz mit: „Wir wollen auch nicht, dass der Teich trocken fällt. Wir sehen ihn als Quartiersmitte. Für unsere Mieter ist er etwas Besonderes.“ Der Stadt liege diesbezüglich eine Absichtserklärung vor. Im Übrigen wolle man der nächsten Gesprächsrunde mit der Stadt im November aber nicht vorgreifen.
Somit wird nun erst einmal die Entschlammung des Biotops ausgeschrieben. Diese Schicht sei in der Mitte 60 Zentimeter und am Rand 20 Zentimeter tief. Entsorgt werden müssen insgesamt etwa 350 bis 400 Tonnen Trockensubstanz, die wegen ihrer Zusammensetzung in einen Recyclinghof gebracht werden müssen.
Rund 50.000 Euro koste es, wenn der Schlamm mit einem Amphibienfahrzeug und einer Saugschnecke in Schwimmschläuche gepumpt würde. Diese müssten mehrere Wochen vor Ort lagern, damit das Wasser ausfließen kann, was zu einer Geruchsbelästigung führen kann. Sollte der Schlamm sofort abtransportiert werden, wäre rund die doppelte Summe fällig.
„Sitzreihen allein reichen nicht, um das Quartier aufzuwerten“
Weitere 85.000 bis 95.000 Euro kostet es laut dem Ingenieurbüro, eine barrierefreie Sitzstufenanlage in Verlängerung des Hohenfelder Stiegs zu bauen. Am Ufer ist demnach ein drei Meter breiter Aufenthaltsbereich vorgesehen, drei Stufen hätten eine Höhe von 40 Zentimern, zur Abgrenzung zum Fußweg sei eine weitere Stufe oder ein Pflanzbeet denkbar.
„Sitzreihen können nicht alles sein, wenn man das Quartier aufwerten will“, mahnte Petra Burmeister. Friedhelm Ringe (Grüne, Nabu) könnte sich sehr gut einen Grillplatz vorstellen und weitere Sitzreihen. Bevor man von dort aber wieder Enten beobachten kann, muss erst wieder das Wasser zurückkommen.