Geesthacht/Oststeinbek. Immer mehr Coinstar-Automaten stehen in Supermärkten in Hamburg und im Norden. So funktioniert das Modell.
Die Spardose ist voll mit Münzen, die im Laufe des Jahres hineingeworfen worden sind, und der Urlaub steht bevor. Um die Urlaubskasse aufzubessern, wäre jetzt eigentlich der Gang zur nächsten Bank angesagt. Doch nicht jedes Geldinstitut nimmt das Kupfergeld kostenlos an. Zudem sind die Öffnungszeiten nicht unbedingt mit Arbeitszeiten kompatibel. Nun gibt es eine alternative Lösung: Automaten der Firma Coinstar.
Die sind blau, schrankgroß und sehen Geldautomaten ähnlich. In immer mehr Supermärkten im Herzogtum Lauenburg und Stormarn stehen sie im Eingangsbereich, etwa vor dem Geesthachter Rewe-Center an der Norderstraße.
Newcomer befeuert den Wettbewerb in einem etablierten Markt
Wie funktioniert Coinstar? Kunden zahlen ihr Kupfergeld ein und erhalten im Gegenzug einen Bon, der an der Kasse des Supermarkts gegen Bargeld eingelöst oder mit dem der Einkauf verrechnet werden kann.
Das amerikanische Unternehmen wird somit auf dem Kleingeld-Sektor zu einer ernsthaften Konkurrenz für die Kreditinstitute. Andreas Spinkler, Managing Director für Coinstar in Deutschland, sagt: „Wir haben Verträge mit Rewe und Edeka Nord abgeschlossen und expandieren nun verstärkt in Schleswig-Holstein.“
Coinstar nimmt für seinen Service eine Gebühr von 9,9 Prozent
Aktuell gebe es in Schleswig-Holstein 29 Geräte in Märkten von Edeka, Real, Rewe und Budnikowsky. 2020 waren es nur acht. Ende des Jahres sollen es rund 50 sein.
In Hamburg sind es rund 50 Automaten und deutschlandweit circa 1000. Außer beim Rewe-Center in Geesthacht stehen die Automaten bei Rewe Özgür in Lauenburg, bei Real in Oststeinbek sowie bei Budnikowsky in Barsbüttel und Großhansdorf.
Nur noch wenige Banken nehmen keine Gebühr
Derzeit nimmt Coinstar 9,9 Prozent des Werts. Wer also 10 Euro an Münzen einwirft, erhält einen Wertbon über 9,01 Euro. Bei den Banken sind die Annahme von Hartgeld und der Wechsel von Kleingeld meist nur für eigene Kunden möglich, dann aber oft kostenlos.
Die Geschäftsbanken haben unterschiedliche Verfahren. „Wir haben das sogenannte Safebag-Verfahren (sichere Tasche, Anm. d. Red.)“, sagt Helge Schoof, Regionalleiter Privatkunden bei der Sparkasse Holstein. „Der Mitarbeiter in der Filiale befüllt den Safebag mit dem Hartgeld. Das wird dann extern gezählt und auf dem Konto gutgeschrieben“, sagt er.
Nicht mehr in jeder Bank steht ein Münzzähler
Die Volksbank Raiffeisenbank hat in Bergedorf, Fünfhausen, Kirchwerder, Neuengamme, Bad Oldesloe, Reinfeld und Bargteheide sogenannte Münzeinzahler. Corinna Buch vom Vertriebs- und Markenmanagement erklärt: „Kunden unserer Bank können ungezähltes Hartgeld einkippen. Das Guthaben wird sofort dem ausgewählten Konto gutgeschrieben.“
In den Filialen ohne Münzzähler besteht die Möglichkeit, größere Mengen Hartgeld in Geldsäcken abzugeben. Dann erfolgt eine Gutschrift.
Manche Banken nehmen Grundgebühr und Prozentsatz des Einzahlbetrags
Doch solche Angebote sind inzwischen die Ausnahme. So wird bei manchen Geldinstituten neben einem gewissen Prozentsatz des Einzahlbetrags zum Teil auch noch eine Grundgebühr erhoben.
Etwa bei der Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg. Hier können Kunden ebenfalls größere Mengen Kleingeld auf ihr Konto einzahlen, indem sie einen Safebag befüllen und beschriften.
Für die Verbraucherzentrale entspricht das Angebot dem Zeitgeist
„Ein Dienstleister übernimmt die Zählung. Für diesen Service zahlt die Kreissparkasse beim Dienstleister 4,50 Euro. Der Selbstkostenpreis wird an unsere Kunden weitergegeben“, erklärt Anne Wohlfahrt von der Unternehmenskommunikation arbeitet. Ein Grund für Vorgehensweise ist auch, dass viele Verbraucher mittlerweile Kunden bei Online-Banken sind, die gar keine Filialen betreiben.
Für die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein entspricht das Angebot dem Zeitgeist. „Banken schließen Filialen, und so es sie noch gibt, werden in der Regel Entgelte verlangt, wenn mehr als 50 Münzen am Schalter zur Einzahlung auf das eigene Konto vorgelegt werden“, sagt Pressesprecherin Vivien Arwers.
Einfache Alternative: Mit Münzen an der Kasse bezahlen
Dass das Kleingeld mit der Einzahlung im Coinstar-Automaten rund zehn Prozent an Wert verliere, sei wohl hinzunehmen. Wer sich dies sparen möchte, kann ja bei jedem Einkauf ein paar Münzen an der Supermarktkasse einzahlen. „Bei einigen Geschäften ist es möglich, einen Teil in bar und den Rest des Betrages per Karte zu begleichen. Hier sollten Sie aber vor dem Zahlen fragen, ob es möglich ist“, rät sie.
Übrigens: Die 9,9 Prozent Gebühr teilen sich der Super- oder Drogeriemarkt und Coinstar. Viele Händler bieten diesen Service mittlerweile an, um noch mehr Kunden anzulocken. Die Kundenfrequenz soll auf diesem Weg erhöht werden.