Geesthacht. Kritiker sehen beim neuen Kreisverkehr eine große Unfallgefahr. Wer am meisten davon betroffen ist.

Der zweite Mini-Kreisverkehr in der Geesthachter Rathausstraße ist fertig und damit gut einen Monat später als ursprünglich vorgesehen für den Verkehr freigegeben. Seit Mitte Juni war der Einmündungsbereich an der Trift umgestaltet worden. Mit der Maßnahme soll sich vor allem die Situation für den Fahrradverkehr verbessern, sprich sicherer werden. Doch davon sind nach wie vor nicht alle Kritiker überzeugt. Das umstrittenste Verkehrsprojekt der Stadt spaltet die Gemüter.

„Es wird ein Unfallschwerpunkt werden – wegen der Fahrradführung. Radfahrer werden hier nicht geschützt und der Verkehr nicht entlastet“, ist sich Ratsmitglied Volker Harburg von den BfG (Bürger für Geesthacht) sicher. Auch CDU und FDP sind vom Nutzen im Verhältnis zu den Kosten – angesetzt waren rund 550.000 Euro – nicht überzeugt.

Kreisverkehr: Es gibt zwei Fußgängerüberwege für die Schulwegsicherung

Der neue Mini-Kreisverkehr hat wie sein 2020 in Sichtweite an der Einmündung zur Lauenburger Straße gebauter „Bruder“ einen Außendurchmesser von etwa 19 Metern und keine erhöhte Mittelinsel. Der Grund: In dem Bereich, in dem die Minikreisverkehre entstanden sind, wird zweimal im Jahr der Geesthachter Jahrmarkt aufgebaut – Absätze vertragen sich nicht mit Fahrgeschäften.

Zudem gibt es zwei Fußgängerüberwege für die Schulwegsicherung, einen zur Überquerung der Trift und einen zur Überquerung der Rathausstraße vor dem Gasthaus Hagen.

Der Kreisel hat einen fünften Arm extra nur für Radfahrer

Entscheidender Unterschied des neuen Kreisverkehrs: Er hat einen rot markierten beidseitigen Radweg, der aus der Straße Trift als fünfter Arm in den Kreisel führt – und dies gleichberechtigt zu den übrigen Armen. Zur Erinnerung: Verkehrsteilnehmer im Kreisverkehr haben Vorrang.

So sah es vorher aus: Nicht alle Autofahrer beachteten den roten Schutzstreifen.
So sah es vorher aus: Nicht alle Autofahrer beachteten den roten Schutzstreifen. © Dirk Schulz

„Das ist als Radfahrer ja lebensgefährlich“, meint Gerhard Rösler von der Wirtschaftlichen Vereinigung Geesthacht, als er auf den Kreisverkehr angesprochen wird. Er hält es generell für keine gute Idee, den Fahrradverkehr auf die Straße zu führen.

Stadtverwaltung widerspricht den Skeptikern der beiden Kreisel

In Geesthacht sind beide Kreisverkehre aber Bestandteil des 2015 beschlossenen Radfahrkonzepts, das eine durchgängige Verbindung bis zum Freibad vorsieht. Dafür wurde unter anderem die Trift zwischen Berliner Straße und Schüttberg als Fahrradstraße deklariert.

Die Stadtverwaltung widerspricht derweil den Skeptikern: Der Verkehrsfluss im ersten Kreisel habe sich verbessert. „Entgegen manch kritischer Stimmen zeigt die Erfahrung auch, dass Fahrzeuge, die wegen ihres großen Wendekreises die Mittelinsel überfahren müssen und auch dürfen, dieses tun. Die anderen halten sich in der Regel an das für sie geltende Überfahrverbot“, teilt Sprecherin Wiebke Jürgensen mit.

Der erste Kreisverkehr galt 2021 laut Polizei-Definition als Unfall-Hotspot

Wie schon beim ersten Kreisverkehr endet der Fahrradschutzstreifen in der Rathausstraße vor dem neuen Kreisverkehr. Radfahrende müssen in den Kreisverkehr einfahren, diesen umrunden und können dann auf den Radweg abfahren.

Gleichwohl galt der erste Kreisverkehr 2021 laut Polizei-Definition als Unfall-Hotspot. Dort hatte es fünf Mal gekracht. Jedes Mal wurde die Vorfahrt missachtet.

Kritiker aus der Politik hatten die Maßnahme zunächst gestoppt

Dennoch sieht Ekkehard Gertig von der Ortsgruppe des ADFC, der in die Planung des zweiten Kreisels involviert war, keine Alternative. „Knackpunkt ist sicher die Situation für Radfahrer. Aber das kann nur die Praxis zeigen, ob wir uns vielleicht etwas anderes überlegen müssen“, so Gertig.

Eigentlich hätte der Mini-Kreisel schon 2021 gebaut werden sollen. Damals hatten die Kritiker aus der Politik die Maßnahme gestoppt, als sie auf einer Sondersitzung der Ratsversammlung ihre Zustimmung zu einer Kostensteigerung in Höhe von 50.000 Euro verweigert hatten.