Bleckede. Biosphärenreservat setzt künftig konsequent auf Nachhaltigkeit. Metropolregion Hamburg fördert das Projekt in der Elbtalaue.
Die Ruhe, die Weite, die Kraniche. Aber auch die versteckten Ecken mit besonderen Cafés und offenen Menschen – nicht nur die Landschaft hat Dirk Janzen bei seinen ersten Besuchen in der Niedersächsischen Elbtalaue beeindruckt. „Die Region pulsiert, beidseits der Elbe.“
Vor wenigen Wochen erst ist er aus dem Ruhrgebiet in den Norden gezogen, um die Leitung der Biosphärenreservatsverwaltung in Hitzacker zu übernehmen. Sein Antritt fällt zusammen mit dem Start eines umfassenden Projekts, das die Region aus ihren Dornröschenschlaf erwecken soll.
Metropolregion Hamburg fördert Projekt mit mehr als 800.000 Euro
Damit die Besonderheiten der Region künftig noch besser sichtbar sind, ist jetzt das Leitprojekt „Biosphäre: regional und nachhaltig“ gestartet. Das große Ziel der 29 Projektpartner: Die Elbtalaue, Teil des Unesco-Biosphärenreservats Flusslandschaft Elbe, sowie das Biosphärenreservat Schaalsee sollen überregional ausstrahlende Aushängeschilder der Nachhaltigkeit werden.
Die Metropolregion Hamburg fördert das Gesamtprojekt in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern mit insgesamt mehr als 820.000 Euro für die Laufzeit von drei Jahren. Davon fließen 425.000 Euro für zwei Teilprojekte an den Landkreis Lüneburg. Weitere rund 107.000 Euro kommen von regionalen Partnern wie dem Landkreis Lüneburg, Samtgemeinden und Ämtern, der Biosphärenreservatsverwaltung Niedersächsische Elbtalaue, dem Bauernverband Nordostniedersachsen sowie der IHK Lüneburg-Wolfsburg.
17 Kommunen der Region erhalten Unterstützung für nachhaltige Konzepte
„Das Ziel ist die Stärkung der Regionen. Dafür wird es künftig immer wichtiger sein, sich gemeinsam gut aufzustellen“, sagte die Niedersächsische Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung, Birgit Honé, am Montag bei der Übergabe der Förderbescheide im Elbschloss Bleckede. Die nachhaltige Ausrichtung könne zum Beispiel einen sanften modernen Tourismus hervorbringen. Ebenso seien neue Formen von Arbeit wichtig, um die ländlichen Regionen für junge Fachkräfte attraktiv zu machen. Eine Untersuchung der OECD habe ergeben, dass die Biosphärenregion ihr Potenzial noch besser nutzen könne, sagte Honé. „Das haben wir jetzt auf den Weg gebracht.“
Eines der beiden Teilprojekte zielt auf eine nachhaltige Kommunalentwicklung: 17 Kommunen der Biosphärenregionen erhalten Unterstützung, um sich langfristig ökologisch, sozial und wirtschaftlich zukunftsfähig zu machen. Dazu erarbeiten unter anderem Studierende der Nachhaltigkeitswissenschaften der Leuphana-Universität Ideen für konkrete Projekte und Förderansätze.
Schwerpunkte sind eine nachhaltige Energieversorgung, die Entwicklung der Ortskerne und die Bioökonomie, eine nachhaltige Form des Wirtschaftens. Am Ende könnten neue Technologien oder digitale Anwendungen erprobt, Baumaßnahmen umgesetzt oder gemeinnützige Institutionen gegründet werden.
Tourismus, Gastronomie und Ausflugsziele werden klimafreundlich ausgerichtet
Im zweiten Teilprojekt soll der Tourismus in der Region nachhaltiger aufgebaut werden. Sowohl bei den Unterkünften als auch in der Gastronomie und bei Ausflugszielen soll künftig Möglichkeiten für einen nachhaltigen, klima- und umweltfreundlichen Naturtourismus geschaffen werden. Dafür wird zum Beispiel den örtlichen Unternehmern eine Beratung angeboten und auch die Mobilitätsangebote sollen verbessert werden.
Als Beispiel nannte Reservatsleiter Dirk Janzen die Idee, Busse einzusetzen, die im Anhänger auch die E-Bikes der Urlauber transportieren. Auch ökologisch gebaute Hotels mit besonderer Aussicht über die Elbtalaue seien eine Möglichkeit. Darüber hinaus könnte eine einheitliche Beschilderung die Wege zu Cafés und Unterkünften erleichtern.
Die Menschen aus den Elbtalauen sollen mitgenommen und motiviert werden
Der 55-Jährige will aber nicht nur auf die auswärtigen Besucher gucken. Ebenso müssen die hier lebenden Menschen mitgenommen und eingebunden werden auf den Weg zu einer nachhaltigen Leuchtturmregion. „Wir müssen auch die Bevölkerung mit den Schätzen vor Ort vertraut machen.“ Dafür seien bereits jetzt sogenannte Ranger in der Elbtalaue im Einsatz, diese könnten künftig noch häufiger Bildungstouren in der Umgebung anbieten.
Wie das Ziel, die Region nachhaltiger aufzustellen, im Detail erreicht werden soll, steht aber noch nicht fest. Das Projekt wurde ausdrücklich ergebnisoffen konzipiert. Biosphärenreservate seien per se Modellregionen für nachhaltige Entwicklung, betonte Lüneburgs Landrat Jens Böther. Diesen Modellcharakter müsse man gezielt nutzen, um neue Dinge auszuprobieren. „Das ist eine große Chance. Es geht hier um eines der Kernprojekte im Landkreis Lüneburg in den kommenden Jahren.“
Auch die Lüneburger Universität ist bei dem Projekt dabei
Dass in dem große Netzwerk auch die Leuphana-Universität mit im Boot ist, wertet der Landrat als „Glücksfall“. Die Ideen aus der Wissenschaft müssten vor Ort weiterentwickelt und umgesetzt werden. „Meine Vision ist es, dass die Menschen stolz sind, im Biosphärenreservat zu wohnen.“