Geesthacht. Aula im VHS-Gebäude könnte reaktiviert werden und Platz für 120 Besucher bieten. Doch die Verwaltung hat auch andere Ideen für Nutzung.

Die Volkshochschule ist ein bedeutender Anlaufpunkt in Geesthacht. Mit sieben hauptberuflichen Mitarbeiterinnen und circa 120 Kursleitern werden Jahr für Jahr etwa 450 Veranstaltungen mit 4800 Besuchern in dem Haus am Buntenskamp durchgeführt. Trotzdem: Da geht noch mehr im mehr als 100 Jahre alten Gebäude der ehemaligen Hauptschule mit seinen zehn Klassenräumen und den Dienstzimmern, meint die Stadtverwaltung.

Sie lässt vom Architekturbüro AMS aus Hamburg prüfen, welche Umbauten nötig sind, damit auch die alte Aula im Dachgeschoss wieder genutzt werden kann. Sie liegt im Dornröschenschlaf. „Es gibt keinen zweiten Fluchtweg, deshalb sind Veranstaltungen in den vergangenen Jahren nicht mehr möglich gewesen“, berichtet VHS-Leiterin Nadine Cinar. Zurzeit dient sie als eine Art Lager, Tische und Stühle stehen kunterbunt verteilt herum. Baulichen Veränderungen stand die bisher ebenfalls in diesem Stockwerk untergebrachte Hausmeisterwohnung im Weg.

Aula im Dornröschenschlaf: Hausmeisterwohnung leer, der Weg ist frei für Umbauten

Nun ist der Hausmeister ausgezogen, und die Planungen laufen an. „Wir würden einen Veranstaltungsraum schaffen für 120 Personen. Den haben wir so in der Stadt nicht, das ist etwas, was immer mal wieder fehlt“, warb Bürgermeister Olaf Schulze im Ausschuss für Bau, Feuerwehr und Katastrophenschutz für das Vorhaben. Größere Veranstaltungsräume in Geesthacht sind eher rar gesät. Das KTS hat im großen Saal Platz für 293 Besucher und im kleinen für 111. Es ist aber mit Kino- und Theatervorstellungen gut ausgelastet, das Geesthacht-Museum ist klein (50 Plätze), und Turnhallen wie die der Buntenskampschule – die Feierlichkeiten des Schützenfestes fanden hier statt – sind dann wieder viel zu groß.

„Unsere Vorstellung: einen großen Raum zu haben für Veranstaltungen unter kulturellen Aspekten für Ausstellungen, Vorträge und Theaterstücke“, meint Nadine Cinar. So starten die Bretterstürmer, die VHS-Theatergruppe, nach langer Corona-Pause wieder mit Proben. Nadine Cinar: „Unten sind nur die Klassenräume, das reicht nicht aus.“

Nadine Cinar ist Geschäftsführerin der VHS Geesthacht. Sie wünscht sich, dass die neue Aula barrierefrei zu erreichen ist..
Nadine Cinar ist Geschäftsführerin der VHS Geesthacht. Sie wünscht sich, dass die neue Aula barrierefrei zu erreichen ist.. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Der Weg zur neuen Aula ist weit, führte Meike Heinsohn von AMS aus. „Wir haben auch die Sporthalle Westerheese gebaut“, berichtete sie über bisherige Verbindungen zu Geesthacht. Und erklärte, welche Maßnahmen ihr Architekturbüro bisher durchgeführt hat und welche nun für nötig erachtet werden. Die erste war, einen Expertenkreis zu konsultieren. Begutachtet wurden jeweils von Fachleuten auf ihrem Gebiet der Brandschutz, die Statik, die Technik, die Situation hinsichtlich Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektro, Akustik und Schallschutz, Wärmedämmung und Schadstoffe.

Experten stellten eine lange Mängelliste auf

Die Mängelliste ist lang. Da ist der mangelhafte Brandschutz mit dem nicht vorhandenen zweiten Rettungswege, ebenso sind keine Brandabschnitte im Dachgeschoss ausgebildet, die Statik der Decke genügt nicht für eine Nutzung als EDV-Klassenraum, es gibt keine ausreichende Beleuchtung und Belüftung, die Technik ist mangelhaft in Sachen Elektro, Heizung und Lüftungsanlage, es gibt keinen Schallschutz in den Räumen und zwischen Dachgeschoss und Obergeschoss. Im Sommer ist es zu heiß und im Winter zu kalt. Im Fußboden gibt es eine Schadstoffbelastung, und die Barrierefreiheit ist nicht gewährleistet, nur das Erdgeschoss ist schwellenlos erreichbar.

Immerhin: Das große, ungedämmte Dach selbst ist durch einen eingezogenen großen Spitzboden vom Dachgeschoss abgeriegelt, dessen Boden zum Glück eine Dämmung aufweist. „Die Aula selbst hat nur ganz wenig Dachfläche“, erläuterte Meike Heinsohn.

Die Umbauten hätten auch Auswirkungen auf die unteren Etagen

Aus der Untersuchung resultiert eine erste Kostenschätzung – eine grobe, so die Betonung. 220.000 Euro kostet ein zweiter Rettungsweg, 300.000 Euro ein Multifunktionsraum, 130.000 Euro ein EDV-Raum, 190.000 Euro die Barrierefreiheit im gesamten Gebäude. Hierfür soll ein Lift an der südlichen Gebäudewand gebaut werden, der Aufzug soll auch für Rollstuhlfahrer nutzbar sein und, neben dem behindertengerechten WC im Dachgeschoss, alle Stockwerke erreichen. „Unser Wunsch war es, dass es am Ende barrierefrei ist. Die VHS soll schließlich Bildung für alle anbieten“, sagt Nadine Cinar. Der außenliegende Treppenturm für die Flucht soll ebenfalls hier entstehen.

Die Umbauten im Dachgeschoss haben Auswirkungen auch auf die unteren Etagen. So müssten 100.000 Euro investiert werden in Schallschutz und Raumakustik von Klassenräumen im Erd- und Obergeschoss. Er ist bisher schlecht, es wäre sonst zu hellhörig, Schritte auf dem Boden ganz oben würden noch weit darunter beim Unterricht stören.

Stadtverwaltung will sich Option auf Mensaküche für Buntenskampschule offenhalten

Macht zusammen 950.000 Euro. Plus Nebenkosten. Und einer Baukostensteigerung. „Wie hoch sind diese Kosten?“, wollte Muammer Kazanci (SPD) wissen. Es kämen noch einmal 260.000 Euro hinzu, vor allem Honorare für Architekten und Statiker. „Und wir gehen im nächsten Jahr von zehn Prozent Baukostensteigerung aus“, erläuterte Meike Heinsohn.

Aber das ist nicht die ganze Wahrheit: Denn die Stadt hat noch mehr vor mit der Fläche unter dem Dach. „Wir sind immer noch in der Überlegung, das Gebäude mit in die Buntenskampschule zu nehmen für den Ganztag“, ergänzte Bürgermeister Olaf Schulze die Pläne. „Da müssen wir ja ein Stück weiter denken und gleich eine Mensa mit Küche mit reinzunehmen, um sich diese Option offenzuhalten“, sagte er. Nämlich als Essensraum und auch als Veranstaltungsraum. „Wir würden mal gucken, dass wir beides variabel abdecken können.“ „Wenn da eine Mensa ist, muss auch Zulieferung mit drin sein“, kam als Replik von Elisabeth Oechtering (Grüne). Meike Heinsohn zeigte sich ein wenig überrascht von diesem Lauf der Dinge. „Das war so im Auftrag nicht drin.“