Keine Kiebitze mehr im Südkreis, auch für Schwalben und Kraniche wird das Brutgeschäft immer schwieriger. Nun rückt ein Winzling an.

Geesthacht. Was sich angedeutet hat, ist nun Fakt: Es gibt „so gut wie sicher keine Kiebitze mehr im Südkreis“, berichtet Friedhelm Ringe vom Geesthachter Nabu. Die Wiesen um Hohenhorn, die letzten Rückzugsgebiete (wir berichteten), blieben leer in diesem Jahr. Und es sieht nicht gut aus für weitere, den Sommer prägende Zugvogelarten rund um Geesthacht. Auch bei Nachtigallen sowie Rauch- und Mehlschwalben bricht der Bestand teils dramatisch ein, so das Fazit zum diesjährigen Brutgeschäft.

Ringe kann gut belegen, wie sich der enorme Schwund bei den Mehlschwalben entwickelt hat. „Ich habe als Lehrer am OHG Anfang der achtziger Jahre eine Erhebung mit den Schülern durchgeführt“, berichtet er. 700 Nester der Mehlschwalbe habe man damals im Geesthachter Stadtgebiet festgestellt. Heute sind es noch 69 Nester am Gebäude der Polizei (13), Rathaus (10), Steinstraße (2), Schleusenbrücke (19), Worther Weg (3) und Post (22).

Naturschutz: Schwalben dürfen nicht vergrämt werden

Die Rauchschwalbe hat fünf Standorte mit 91 Nestern in der Heinrich-Jebens-Siedlung (19), Gut Hasenthal (30), Geesthachter Kläranlage (8), Reit- und Traberhof Meyer (30) und der ehemaligen Tischlerei Grabau (4). „Die Rauchschwalbe ist eine Landschwalbe, sie brütet gern in Ställen. Die Mehlschwalbe ist eine Stadtschwalbe“, erklärt Ringe. Hier herrsche ein Mangel an Brutstätten, moderne Häuser böten keinen Lebensraum. Friedhelm Ringe hat in der Oberstadt Häuser gesehen, an denen die Schwalben mit Flatterband vergrämt werden.

„Das ist aus Naturschutzgründen streng verboten“, meint der Biologe. Gemacht wird es trotzdem. Und auch auf dem Land sind die Ställe zu oft abgeriegelt. Hauseigentümer, die den Schwalben im nächsten Jahr eine Chance geben wollen, können sich bei Friedhelm Ringe melden unter Tel. 0176/41 68 77 26.

Kranich wird wieder zum Sorgenvogel

Auch die Nachtigallen machen sich rarer in und um Geesthacht. 2021 waren es 44, dieses Jahr 40, hat der Nabu ermittelt. Auf der westlichen Schleuseninsel sank die Zahl der Nester von 19 auf elf, in der Feldmark von sechs auf zwei. Im Jahr 2000 wurde die Zahl der Nester insgesamt noch auf 60 geschätzt.

Auch der Kranich wird im Kreis wieder zum Sorgenvogel. Nach einer Erholung der Bestände zu Beginn der achtziger Jahre von zehn Paare auf nunmehr 200, wie der WWF ermittelte, gibt es eine Trendwende. Nur dreißig Prozent der Paare waren mit der Aufzucht von Küken erfolgreich. Ihnen macht es die Trockenheit zunehmend schwerer, Nachwuchs aufzuziehen. Kraniche brüten gern in sumpfigem Areal zum Schutz vor Fressfeinden.

Winter-Goldhähnchen sind im Anflug

Der Kranichzug in den Süden hat derweil begonnen. Geesthacht liegt in der Schneise ihrer Zugroute, sie fliegen allerdings gern sehr hoch, auch über den Wolken, sind deshalb oft nicht zu sehen, aber zu hören.

Die Sommergäste fliegen fort, andere sind im Anflug. Aus dem Norden werden Anfang Oktober Trupps der Winter-Goldhähnchen erwartet, berichtet Klaus Tormählen vom BUND. Er ist Bürgermeister der Grünen in Börnsen. Es sei immer ein Schauspiel, wenn die kleinsten Singvögel Europas in den Knicks und Fichtenwäldern der Umgebung die Stämme nach Futter wie Spinnentieren absuchten.