Geesthacht. Mit Friedhelm Ringe vom Nabu geht es an der Elbe auf Entdeckungstour. Tagsüber machen sich die Vögel rar, abends wird’s geräuschvoll.
Bezogen auf ihre Flächengröße ist Geesthacht nach Braunschweig die Stadt mit den meisten Nachtigallen in Deutschland. Knapp 50 Paare haben hier in Elbnähe ihr Revier. Das sind etwa zehn Prozent des schleswig-holsteinischen Bestands.
Wer mit Friedhelm Ringe vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) unterwegs ist, lernt aber nicht nur allerlei Fakten rund um die Nachtigall. Er oder sie weiß danach auch, wo die Nachtsänger (von althochdeutsch „gal“ für Gesang) anzutreffen sind. Und noch wichtiger: Wo sie zu hören sind und wie ihr Gesang zu erkennen ist.
Jetzt entdecken: Geesthacht ist die Nachtigallen-Hochburg im Norden
Eigentlich wäre am 7. Mai die 22. „Nacht der Nachtigallen“ mit bis zu 200 Interessierten der Höhepunkt der Entdeckungstouren an der Elbhalbinsel mit dem Nabu gewesen. Weil dies wegen Corona zum zweiten Mal in Folge nicht möglich ist, rufen die Naturschützer zu Entdeckungstouren auf eigene Faust auf. Was es dabei zu beachten gilt, hat Friedhelm Ringe, der Vater der Nachtigallen-Nacht, dem Autor dieser Zeilen erklärt.
Wir starten am Parkplatz am Menzer-Werft-Platz. Im Uferbereich hinter dem Freibad „wohnen“ zwei der vor Kurzem aus Afrika zurückgekehrten Zugvögel. Zwei weitere sind es auf dem Weg bis zum Beachclub und zwei auf der übrigen Elbhalbinsel. „Sie sind Bodenbrüter. Wichtig ist, dass Laub liegenbleibt, damit sie Feinde hören. Sie liebt Sträucher, Wärme und Wasser“, erklärt Ringe. Eingriffe in die Vegetation an der Elbhalbinsel, etwa für bessere Sicht auf die Elbe, wären für Nachtigallen eine Katastrophe.
Nachtigallengesang erklingt in „bis zu 200 verschiedenen Motiven“
Doch wie singt die Nachtigall denn nun? Als Hörprobe hat Ringe Nana dabei, seine Stoff-Nachtigall. „So gut kann ich sie nicht nachmachen“, behauptet Ringe und setzt dann doch zu einem „Dü-dü-dü-dü-dü-dü-dü-dü-dü-dü“ an. „Sie singt und singt und singt“, sagt Ringe.
Da! Das klang doch nach einem ungewöhnlich abwechslungsreichen Gesang, oder etwa nicht!? „Das war eine Mönchsgrasmücke“, dämpft Ringe den Enthusiasmus. „Das ist der reine Flöter. Die Nachtigall hat bis zu 200 verschiedene Motive drauf“, sagt Ringe.
Am besten sind die Nachtigallen abends ab etwa 20 Uhr zu hören
Heute macht sich der Vögel aus der Familie der Erdsänger, zu der unter anderem auch das Rotkehlchen gehört, rar. Erst als die Runde fast vorüber ist, setzt sie zum Gesang an – und dieser unterscheidet sich derart von den anderen Vögeln, das auch der völlige Laie die Nachtigall heraushört. Am besten sind sie abends ab etwa 20 Uhr zu hören – entweder am Menzer-Werft-Platz oder auf der Elbinsel an der Schleuse.
Wer es nicht so mit dem Hören hat, kann Singvögel auch mit den Augen beobachten. Der Nabu ruft von diesem Donnerstag, 13. Mai, bis Sonntag, 16. Mai, zur Aktion „Stunde der Gartenvögel“ auf.
Mitmachen und zählen: „Stunde der Gartenvögel“ startet am Donnerstag
Dabei sollen zu einer beliebigen Stunde am Tag alle Vögel, die im Garten oder vom Balkon aus zu sehen sind, nach Art und Anzahl gezählt werden. Es gilt: Die höchste Anzahl derselben Art, die gleichzeitig gesichtet wird, bitte aufschreiben.
Ihre Ergebnisse können Sie bis zum 24. Mai melden an nabu.de/onlinemeldung oder am 15. Mai von 10 bis 18 Uhr an die kostenlose Telefonnummer 0800 115 71 15.