Geesthacht. Tolles Ambiente, aber lange Schlangen am Ausgang trüben Badevergnügen in Geesthacht. Wie diese künftig verhindert werden sollen.
Der letzte Öffnungstag des Freizeitbads Geesthacht in diesem Jahr begann mit einem Ärgernis für die Mitarbeiter. Unbekannte hatten in der Nacht zum Sonntag, 18. September, eine Fensterscheibe des Sicherheitsglases im Eingangsbereich eingeworfen. Zu Ende ging die Badesaison jedoch mit Erfreulichem. Leiterin Marion Arpel überreichte den letzten Badegästen des Jahres, Beate und Jessica Frark aus Neuschönningstedt sowie Andrea und René Neuwerk aus Bergedorf, einen Gutschein für eine Wertkarte über 180 Euro, den sich die Freunde teilen wollen.
Der letzte Tag war somit ein Spiegelbild einer Saison mit Höhen und Tiefen, die mit einer großen Debatte um zu hohe Eintrittspreise begonnen hatte. Nach dem 5,6 Millionen teuren Umbau des Freizeitbads gab es Lob und Tadel von den Besuchern. Die Gäste schätzen das Ambiente, kritisieren aber vor allem die Situation beim Verlassen des Bades.
Freizeitbad Geesthacht: Finanzielles Defizit könnte siebenstellig ausfallen
Rund 130.000 Gäste passierten in diesem Sommer das Drehkreuz. Zum Vergleich: 2019, dem letzten Jahr vor Corona und dem Umbau, waren es 120.000 Personen. Damals durften sich mit maximal 4000 Badegästen doppelt so viele Menschen gleichzeitig im Bad aufhalten. „2022 war ein guter Sommer. Wir freuen uns, dass das Bad so gut angenommen wird. Die Gäste kommen auch von weit außerhalb. Es gibt kein attraktiveres Bad in der Region“, sagt Markus Prang, Geschäftsführer der zuständigen städtischen Wirtschaftsbetriebe.
Die Bilanz wird weniger gut ausfallen. Unter dem Strich könnte ein siebenstelliges Defizit stehen. Prang, dem der Abschlussbericht nicht vorliegt, wollte dies nicht ausschließen. Ursächlich sind einerseits gestiegene Energiekosten, trotz einer Absenkung der Wassertemperatur von 25 auf 23 Grad und der abendlichen Abdeckung der Nichtschwimmerbecken mit Planen. Andererseits fehlen etwa 20 Prozent der Eintrittsgelder, weil der Zugang dreieinhalb Wochen lang wegen der Umstellung der Kassenautomaten auf das günstigere Preismodell kostenlos war. Wie viele Besucher es betrifft, konnte Prang aber ebenfalls noch nicht sagen.
Die Geesthachterin Lisa Brandt war fast täglich da, um ein paar Bahnen zu schwimmen – auch am regnerischen letzten Tag. „Ich liebe das Freibad“, betonte die 26-Jährige. Sie hatte sich zwei Wertkarten für jeweils 60 Euro gekauft. „Weil ich nicht wusste, ob sich das 140 Euro teure Saisonticket für mich gelohnt hätte. Nächstes Jahr hole ich mir aber wieder eine Saisonkarte“, so Brandt.
Wer eine Wertkarte hat, spart ein Drittel des Eintritts. Normal sind es 1,50 Euro pro Stunde (2 Euro ab der dritten Stunde). Wessen Guthaben allerdings abgelaufen war, der brauchte Geduld. An heißen Tagen war die Schlange am einzigen Nachzahl-Automaten am Ausgang länger als an der Rutsche, am Pommeswagen oder am Eingang.
Maßnahme zur Entschärfung: über das Mobiltelefon zahlen
Teilweise dauerte es bis zu einer Stunde und kostete dementsprechend weiteres Geld, um das Freizeitbad zu verlassen. Besucher beklagten sich in den sozialen Netzwerken, dass der Nachzahlautomat zu umständlich zu bedienen sei. Zudem reiche ein Automat nicht aus. „Wer da anstehen musste, der tat mir leid“, sagt auch Lisa Brandt.
Ein zweiter Automat oder die Rückkehr zu einem Tagesticket stehen laut Prang aber nicht zur Debatte: „Wir müssen die Vorteile der Wertkarten noch mehr hervorheben. Mit ihnen kann man raus, ohne anzustehen.“ Weitere Maßnahme zur Entschärfung: Die Einführung eines Zahlvorgangs übers Mobiltelefon. Dafür müsste man nur einmal seine Daten hinterlegen.
Gastronomiebereich soll für einen sechsstelligen Betrag neu gestaltet werden
Weitere Klagen gab es über unfreundliches Personal. „Wenn es Probleme gibt, würde ich mir wünschen, dass uns die Gäste direkt ansprechen, statt gleich auf Facebook etwas zu schreiben“, entgegnete Leiterin Marion Arpel.
Bevor die neue Badesaison am 1. Mai 2023 beginnt, soll der Gastronomiebereich für einen sechsstelligen Betrag neu gestaltet werden. Dieses Jahr gab es eine provisorische Lösung. Ein Betreiber wird per Ausschreibung gesucht.
Und auch die vom Bad abgetrennte Liegewiese soll dann fertig sein, nachdem der Termin im Sommer nicht gehalten werden konnte. Die Liegewiese soll dem kostenlosen Sonnenbaden und zur Entlastung der geringeren Platzkapazität im Bad dienen.