Lauenburg. Kunden müssen für Strom und Gas künftig deutlich tiefer in die Tasche greifen. Aber es könnte doch noch eine Entlastung geben.
Ein Schreiben der Versorgungsbetriebe Elbe GmbH wird in den nächsten Tagen vielen Lauenburger Familien ins Haus flattern, mit dem die meisten wohl schon gerechnet haben: Das Unternehmen erhöht den Bezugspreis für Erdgas zum 1. Oktober und den für Strom zum 1. November. Nach einer Preisanhebung zum 1. Dezember 2021 und einer weiteren zum 1. Mai dieses Jahres ist das nun die dritte Kostensteigerung innerhalb von zehn Monaten.
Die Begründung liest sich so, wie die wahrscheinlich aller Versorgungsunternehmen, die derzeit ihren Kunden die drastischen Preissteigerungen erklären müssen: „Die Energiemärkte befinden sich, auch aufgrund der dramatischen Ereignisse in der Ukraine, in einer nie gekannten Krise. Der Mangel an Gaslieferungen hat einen extremen Anstieg der Gaspreise auf den Beschaffungsmärkten ausgelöst.“
Energiekrise macht sich im Geldbeutel deutlich bemerkbar
Die Auswirkungen spüren die Verbraucher deutlich im Portemonnaie. Für die Gaskunden der Versorgungsbetriebe beträgt die Preissteigerung etwa 7 Cent pro Kilowattstunde. Für die Versorgung mit Strom wird 16,3 Cent mehr pro Kilowattstunde fällig.
Aus den Centbeträgen wird aufs Jahr gerechnet ein Betrag, der viele Familien in große Bedrängnis bringen dürfte. „Wenn wir davon ausgehen, dass ein Vierpersonenhaushalt im Jahr 20.000 Kilowattstunden Gas verbraucht, sind das Mehrkosten von 1400 Euro. Der durchschnittliche Stromverbrauch liegt in Haushalten dieser Größenordnung bei 4000 Kilowattstunden, was eine Mehrbelastung von 650 Euro pro Jahr bedeutet. Eine Familie mit zwei Kindern muss also etwa 2050 Euro mehr im Jahr für Gas und Strom einplanen“, rechnet Vertriebsleiter Denis Recknagel vor.
Wer einen günstigeren Tarif will, ist an Vertragsfristen gebunden
Das sei allerdings schon der Tarif für die sogenannten Sonderverträge. Bei der sogenannten Grundversorgung kämen für Strom und Gas noch jeweils 200 Euro pro Jahr dazu. „Darum empfehlen wir allen Kunden, mit uns die Sonderverträge abzuschließen“, sagt der Vertriebsleiter.
Doch die Sache hat einen Haken: Wer sich nämlich für eine solche Variante entscheidet, ist für mindestens ein Jahr daran gebunden. Wird die Kündigungsfrist nicht beachtet, verlängert sich dieser Vertrag automatisch weiter. Kurzfristig zu einem günstigeren Anbieter zu wechseln, ist dann nicht drin. Und auch, wenn die Preise insgesamt fallen würden, bliebe der Vertrag bindend. „Das muss man abwägen. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass die Preise auf dem Energiemarkt innerhalb des nächsten Jahres wieder fallen werden“, ist Recknagel überzeugt.
In den jetzt angekündigten Preiserhöhungen seien alle Umlagen sowie die Kostensteigerungen bei der Beschaffung für dieses und nächstes Jahr bereits enthalten. Das gilt auch für die neue Gasumlage von 2,4 Cent pro Kilowattstunde, die ab 1. Oktober fällig wird. „Sofern keine neuen Belastungen kommen, werden wir diese Preise auch im nächsten Jahr halten und damit den Kunden Sicherheit geben“, versichert Recknagel.
Geplante Senkung der Mehrwertsteuer ist nicht berücksichtigt
Eine wichtige Komponente ist in der Ankündigung der Versorgungsbetriebe allerdings nicht berücksichtigt: Die Bundesregierung will die Belastung der Verbraucher durch die neue Gasumlage abdämpfen – deswegen soll nun die Mehrwertsteuer für Gas von bislang 19 auf sieben Prozent sinken. Dieser ermäßigte Steuersatz gilt normalerweise für Waren der Grundversorgung wie Brot, Butter oder Kartoffeln, auch auf Bücher. Die niedrigere Steuer für Gas soll erhoben werden, solange auch die Gasumlage fällig wird – also bis vorerst Ende März 2024.
Das könnte für die Strom- und Gaskunden der Versorgungsbetriebe doch noch eine deutliche Entlastung bringen. „Unsere Ankündigung der Preisanhebung beruht auf Bruttopreisen. Das heißt, derzeit ist darin auch die Mehrwertsteuer von 19 Prozent enthalten. Wenn die Senkung auf sieben Prozent wirksam wird, macht sich das entsprechend in der Abrechnung bemerkbar“, erklärt Recknagel. Eine Neukalkulation der Preise ist in diesem Fall nicht vorgesehen. „Die Umsatzsteuer für uns ein durchlaufender Posten. Eine Senkung werden wir vollständig an die Kunden weitergeben“, versichert er. Um bei dem eingangs erwähnten Vierpersonenhaushalt zu bleiben: Beim angenommenen Gasverbrauch von 20.000 Kilowattstunden würde die Senkung der Mehrwertsteuer eine Entlastung von etwa 370 Euro im Jahr bedeuten.
Laut Vergleichsportal Verivox stehen Versorgungsbetriebe gut da
Wer angesichts der Preiserhöhungen einen anderen Anbieter sucht, kann sich die Mühe wahrscheinlich sparen. Laut des Vergleichsportals www.verifox.de gibt es derzeit keine günstigeren für Strom und Gas im Versorgungsraum Lauenburg.
Sorge, dass es aktuell zu Lieferengpässen bei Erdgas kommen könnte, hat Recknagel nicht. „Unser Erdgas kaufen wir bei 80 verschiedenen Vorlieferanten ein. Damit sind wir unabhängig von der Lieferfähigkeit eines einzelnen Unternehmens wie derzeit Uniper“, sagt er. Wegen ausgefallener Lieferungen aus Russland ist der Düsseldorfer Konzern Uniper in wirtschaftliche Schieflage geraten.
Die Versorgungsbetriebe Elbe versorgen 15.000 Kunden in Lauenburg und Boizenburg mit Strom. Dazu kommen 5000 Haushalte, mit denen ein Gaslieferungsvertrag geschlossen ist.