Geesthacht. Zu wenige WCs, zu schlechter Zustand: Seniorenbeirat fordert Abhilfe – und hat auch eine ganz konkrete Idee.

Wehe dem, der mitten in Geesthacht mal auf die Toilette muss. Denn mit öffentlichen WCs ist die Stadt nicht gerade üppig ausgestattet, wie ein Rundgang unserer Redaktion nun ergeben hat.

Mit Abstand am besten aufgestellt ist derzeit die Toilettenanlage gleich beim Minigolfplatz am Menzer-Werft-Platz: Für die Damen und für die Herren ist das Häuschen geöffnet, Spülung und Wasserhähne funktionieren, Toilettenpapier und Papierhandtücher sind vorhanden, alles ist leidlich sauber, und das elektrische Licht funktioniert – sogar wenn die pralle Mittagssonne durchs Oberlicht brutzelt.

Öffentliche Toiletten Geesthacht: Beim Beachclub geht nur eine Tür auf

Einen guten Steinwurf weiter stromabwärts beim Beachclub sieht es schon anders aus. Dort bei der Toilettenbaracke lässt sich nur die Tür mit dem Männeken-Piktogramm öffnen, für die Damen sieht’s schlecht aus. Und bald nach Sonnenuntergang ist es hier auch für die Herren richtig zappenduster, denn die Beleuchtung funktioniert nicht.

Die Toilette am Geesthachter ZOB.
Die Toilette am Geesthachter ZOB. © Thomas Voigt | Thomas Voigt

Ganz anders ist die Lage bei den Toiletten oben am ZOB. Dort haben die Damen die Nase vorn, in deren Toilette alles funktioniert. Bei den Herren ist nur das Pissoir frei zugänglich, die Kabine fürs große Geschäft ist seit Monaten „vorübergehend wegen Vandalismusschäden geschlossen“, wie ein roter Zettel verkündet. Gänzlich verschlossen und verriegelt ist hier die Behinderten-Toilette.

Öffentliche Toiletten: Beim Rathaus ist es am schlimmsten

Den letzten Platz im WC-Ranking nehmen die Toiletten ein, die an der linken Seite des Rathauses installiert sind und an denen bestenfalls die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt ihre Freude haben könnte. Hier nämlich werden Männlein und Weiblein komplett gleichberechtigt behandelt und dringen wegen verriegelter Türen nicht ins Innere vor – Testzeit Donnerstag kurz vor 15 Uhr. Stattdessen empfiehlt ein großes Schild, außerhalb der Öffnungszeiten (wann immer die sein sollen) entweder zum Menzer-Werft-Platz zu gehen – das war die einzig gute Adresse mit Festbeleuchtung rund um die Uhr – oder zum ZOB, wo (siehe oben) die Männer nur urinieren dürfen und behinderte Mitbürger vor komplett verschlossener Tür stehen.

Der Geesthachter Seniorenbeirat will diesem Elend nun abhelfen, und das nicht nur notdürftig. „Es hilft ja nicht einmal viel, wenn diese öffentlichen Toilettenanlagen instandgesetzt werden und regelmäßig geöffnet wären“, sagt der Vorsitzende Michael Backs. „Denn was dennoch fehlt, sind Toiletten unmittelbar nahe der Fußgängerzone. So ein Bedürfnis tritt ja vor allem bei älteren Menschen verstärkt und häufig plötzlich auf.“ Dabei gelte es zu bedenken, dass gerade bei diesem Personenkreis auch die körperliche Beweglichkeit häufig stark eingeschränkt sei.

Seniorenbeirat hat einen Antrag gestellt

In der jüngsten Ratsversammlung hat das Gremium einen Antrag gestellt mit dem Inhalt, private Betreiber von Kundentoiletten nahe der Einkaufsmeile zur öffentlichen Bereitstellung dieser Anlagen zu ermuntern. „Es muss doch möglich sein, private Anbieter wie Kaufhäuser, Einkaufszentren, Apotheken oder Kioske, die sich an so einer Initiative beteiligen wollen, finanziell bei der Umgestaltung ihrer Anlagen in barrierefreie Räumlichkeiten zu unterstützen und sich an den laufenden Kosten der täglichen Reinigung und Instandhaltung zu beteiligen, sofern angemessene Nutzungsgebühren diese Kosten nicht decken“, meint Backs.

Seniorenbeirat: Gute Angebote dürfen auch was kosten

Nach seiner Einschätzung müsste eine solche Lösung für den städtischen Haushalt günstiger sein als Anschaffung, Installation und Betrieb eines neuen Toiletten-Containers im Zentrum, wie es vor einigen Jahren von der Fraktion der Grünen ins Gespräch gebracht wurde. Als früherer Verwaltungsmitarbeiter der Stadt Oldenburg/Holstein hat Michael Backs so eine Investition einmal durchkalkulieren lassen: „Da sollte allein der Container 60.000 Euro kosten, die Installation noch einmal 60.000 Euro, und dann war vom laufenden Betrieb noch nicht ein einziger Cent bezahlt.“ Der vorgeschlagene Weg einer „Private Public Partnership“ im Toilettenwesen könne da eigentlich nur günstiger sein. „Und mal ehrlich: Als Geschäftsführer eines Kaufhauses müsste ich mich doch freuen, wenn mein Haus wegen der Toiletten mehr Zulauf hat und der eine oder andere dieser zusätzlichen Gäste dann vielleicht auch etwas aus dem Sortiment mit zur Kasse nimmt.“

Der Seniorenbeiratsvorsitzende legt Wert auf die Feststellung, dass es ihm nicht darum geht, so eine Dienstleistung für die Nutzer kostenfrei zu erbringen. „Ein guter Service will natürlich bezahlt sein“, sagt Michael Backs. Zum guten Service gehört für ihn nämlich auch eine deutliche Ausschilderung der Wege zu den verfügbaren Toilettenanlagen, einschließlich Angabe der Öffnungszeiten. „Es wäre ja niemandem geholfen, wenn diese Gelegenheiten Geheimtipps bleiben und auf Flüsterpropaganda angewiesen sind. Klare, gezielte und verlässliche Hinweise auf die Anlagen sind unerlässlich.“

Die Ratsversammlung hat den Antrag des Seniorenbeirats in den Bauausschuss verwiesen. Dessen nächste Sitzung ist am Mittwoch, 24. August.