Geesthacht. Bei Fahrten über den offengeblieben Geh- und Radweg der Elbbrücke in Geesthacht gibt es manche unliebsame Begegnung – und Schrammen.

Seit einer Woche ist die Elbbrücke über das Geesthachter Stauwehr nun gesperrt. Betroffen sind auch zahlreiche Firmen. Der LADR Laborverbund Dr. Kramer & Kollegen und sein Logistiker Intermed haben sich eine findige Maßnahme ausgedacht, wie die Proben von Praxen der Elbsüdseite trotz Sperrung weiterhin über die Brücke ins Geesthachter Labor an der Lauenburger Straße gelangen können, um dort analysiert zu werden.

Das geschieht mit ­E-Bike und Anhänger, gefahren von Schülern, die für die Ferien einen Job suchten. Bei der Feuerwehr in Rönne werden die eingesammelten Proben von einem Caddy angeliefert und dann per Radkurier weitergefahren. Intermed hat insgesamt zwei dieser Gespanne im Einsatz.

Viele Mitarbeiter wollen nun auch gern eine Testrunde drehen

Patrick Ebeling, der bei der ISG Intermed zuständige Projektleiter in Sachen Elbbrückensperrung, zieht ein Resümee. „Die erste Woche lief super gut“, sagt er, „auch im Zentrallabor ist es durchweg positiv angekommen, dass wir uns so etwas ausgedacht haben.“

So erklärt der Ärztliche Geschäftsführer Prof. Dr. Jan Kramer, selbst Laborarzt und Internist: „Im LADR Zentrallabor Dr. Kramer & Kollegen versorgen wir labormedizinisch täglich bis zu 25.000 Patientinnen und Patienten. In etwa zehn Prozent ihrer medizinischen Laborproben erreichen uns über die Elbbrücke. Daher sind wir froh, dass unser Partnerunternehmen Intermed mit dem Fahrradtransport eine gute Lösung zur Gewährleistung der Patientenversorgung bietet.“

Die ersten Labormitarbeiter würden auch gern auf die Fahrräder aufsteigen

Angeregt durch die Medienberichterstattung bis hin zum NDR würden die ersten Labormitarbeiter nun auch gern auf die Fahrräder aufsteigen und selbst mal eine Runde ausprobieren. Patrick Ebeling hat nichts dagegen: „Sie können am Freitagnachmittag gern zum Einweisen vorbeikommen, wenn es die Zeit zulässt“, sagt er. Das Fahren verspricht, Spaß zu machen, auch die 18 Schüler, die angeworben wurden, sind alle noch an Bord.

Timo Fronzek übergibt die Proben auf der Geesthachter Seite an  Disponent Philipp Johanson für den Caddy. 
Timo Fronzek übergibt die Proben auf der Geesthachter Seite an Disponent Philipp Johanson für den Caddy.  © Dirk Palapies | Dirk Palapies

„Bis Freitag wurden pro Tag acht Touren mit den E-Bike-Trailern gefahren zuzüglich täglich zwei Touren mit dem Caddy zwecks Übernahme der Proben vom E-Bike-Gespann“, zählt Patrick Ebeling auf. „Mit der ersten Akkuladung können wir bis zur Mittagsrunde fahren. Die vom Hersteller angegebenen 30 Kilometer hält er“, hat Ebeling festgestellt.

Auch der Transport von Langzeit-EKGs gehört dazu

In der Kalenderwoche 27, der ersten Woche der Brückensperrung, fielen insgesamt 45 Touren mit dem E-Bike bei zusätzlich fünf Sonderabholungen an, mit dem Caddy insgesamt 14 Touren bei vier Sonderfahrten. Insgesamt kommen täglich acht Fahrten aus dem Großraum Lüneburg, Winsen bis hin nach Uelzen am Treffpunkt an. Zu jeder Tour gehören mindestens zwei Boxen mit einem Gewicht von fünf bis zehn Kilo pro Box. Auch Corona-Proben sind darunter, wenngleich deren Menge mittlerweile geringer geworden ist.

„Priorität haben die Proben für unsere Labore. Aber dabei sein kann das gesamt Portfolio des Labors, also auch jegliche Proben der Humanmedizin, Wasserproben, Lebensmittelproben und auch teilweise Proben von Tierärzten, die in einer separaten Box befördert werden“, erklärt Patrick Ebeling. „Wenn noch Platz vorhanden ist, geben die ankommenden Touren in Rönne noch Pakete oder auch Retouren unserer Kunden mit.“ Auch der Transport von Langzeit-EKGs gehört dazu mit Chipkarten zum Auswerten. Und bei der Probenabholung am Morgen sind auch Befunde und Pakete für die Praxen dabei.

So viel geht rein: Patrick Ebeling (l.) von der Intermed- Niederlassungsleitung und Azubi Timo Fronzek zeigen das Ladepotenzial des Anhängers. 
So viel geht rein: Patrick Ebeling (l.) von der Intermed- Niederlassungsleitung und Azubi Timo Fronzek zeigen das Ladepotenzial des Anhängers.  © Dirk Palapies | Dirk Palapies

Das Rotlicht, das Begegnungen ausschließen soll, wird oft ignoriert

Der Auto-Shuttle zum LADR über die Umleitungsstrecken ist insgesamt 55 Mal gependelt und hat im Durchschnitt drei Personen befördert. Ihn fahren Schüler, die einen Führerschein besitzen.

Aber nicht alles lief glatt – und das lag an rücksichtslosen Zeitgenossen. So ziert die rechte Seite des Fahrrad-Anhängers von Intermed nun eine lange Schramme. Ein Andenken vom Griff eines Motorrades, berichtet Patrick Ebeling. „Uns sind schon richtig große Maschinen entgegengekommen. Die Fahrer denken wohl, ,wenn ich über die Brücke schiebe, bin ich Fußgänger’“. Und das Rotlicht, das Begegnungen an der mit 1,50 Meter schmalsten Stelle ausschließen soll, werde auch oft ignoriert.

„Unser Anhänger ist 960 Millimeter breit. Selbst wenn wir bis ans Geländer heranfahren, wird es super, super eng“, sagt Patrick Ebeling. Sein Appell: „Alle wollen nur schnell rüber. Dass wir mehr aufeinander achtgeben, das ist noch nicht so drin.“