Grüne Dächer haben viele Vorteile. Als Anreiz für die Bürger bezuschusst die Stadt die Begrünung mit bis zu 3000 Euro pro Anlage
Geesthacht. „Pflegeaufwendig? Nicht die Bohne“, sagt Bettina Boll. Die Bolls wohnen in einem 1918 gebauten Haus am Rand des Geesthachter Stadtwaldes und haben seit etwa 20 Jahren ein grünes Dach. Sie haben es nicht bereut. „Die Natur macht ihr Ding. Was sich da von selber aussät, ist sagenhaft. Wir müssen nur regelmäßig Fichten- und Birkenschösslinge herauszupfen“, sagt Bettina Boll, ehemals Ratsfrau für die Geesthachter Grünen. Bäume würden das Flachdach irgendwann einstürzen lassen.
Grüne Dächer für mehr Artenvielfalt
Auf einem Schuppen entstand später noch ein zweites, kleineres grünes Dach. „Da wächst der beste Schnittlauch“, hat Bettina Boll ausgemacht. Insgesamt sind es etwa 50 Quadratmeter Dachfläche, die auf dem Grundstück begrünt sind.
Anfang der 2000er Jahre gab es noch keine Fördergelder, jetzt schon. Die Geesthachter Ratsversammlung beschloss am Freitag einstimmig, für die Begrünung von Dächern eine Finanzspritze von insgesamt 30.000 Euro zur Verfügung zu stellen.
Vorteile liegen auf der Hand
Die Vorteile liegen auf der Hand: Grüne Dächer sind CO-Speicher und Starkregen-Puffer. „Es läuft nie im Schwall ab“, weiß Gerhard Boll, der für die Grünen den Ausschuss für Stadt- und Verkehrsplanung leitet. Er kann sich vorstellen, dass auch Bushaltestellen mit einem Gründach versehen werden.
Die bepflanzten Dächer fördern zudem biologische Vielfalt, und das nicht zu knapp. So hat die Hamburger Umweltbehörde vor kurzem die Ergebnisse eines Monitorings über die hanseatische Gründachinitiative vorgestellt, die sie in Auftrag gegeben hatte.
Mitarbeiter der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Zürich und der Universität Hamburg stellten eine große Artenspannbreite fest, gefunden wurden sogar stark gefährdete Käferarten von der roten Liste. 2020 wurden 873 Individuen aus 103 Arten festgestellt, 2021 waren es bereits 3211 Individuen aus 209 Arten.
Richtlinie und Antrag sollen unkompliziert sein
Der Verwaltung ist es wichtig, Richtlinie und Antragstellung so unkompliziert wie möglich zu halten. Die Förderrichtlinie orientiert sich an einer ähnlichen Richtlinie der Stadt Wesel, mit etwa 60.000 Einwohnern doppelt so groß wie Geesthacht. Die Stadt am Niederrhein hat zudem Fassadenbegrünung und Entsiegelung im Förderprogramm.
Diese Mittel werden allerdings selten bis gar nicht nachgefragt, und so pickte sich die Geesthachter Verwaltung als Vorbild nur die Dächerförderung heraus. „Der Anstoß ist von Jens Kalke von den Grünen gekommen, Jürgen Pflantz vom Fachdienst Umwelt hat dann weiterrecherchiert“, berichtet Gerhard Boll. „Es war eine tolle Zusammenarbeit zwischen Politik und Verwaltung“, lobt er.
Bedingungen der Stadt
Aber keine Förderungen ohne Forderungen. Unter anderem muss die beantragte Anlage spätestens neun Monate nach Zuschussbewilligung in Betrieb sein, und die Dachneigung darf nicht mehr als 15 Grad betragen, dann gibt es beim Aufbau einer Substratschicht von mindestens acht Zentimetern bis zu 30 Euro pro Quadratmeter dazu, maximal 3000 Euro.
Im Falles eines Neubaus bedeute dies eine Förderung von etwa 50 Prozent der zu kalkulierenden Kosten eines Gründaches., so die Stadt. Für die Begrünung von Garagen- oder Carportdächern – Substratschicht von mindestens fünf Zentimeter – gibt es bis 20 Euro pro Quadratmeter und pro Maßnahme maximal 2000 Euro. Befristet ist das Programm zunächst bis zum 31. März 2023.
Die Auszahlung der Zuwendung erfolgt nach Fertigstellung des Gründachs und einer Prüfung durch den Fachdienst Umwelt. Dort ist der Kostennachweis vorzulegen, dass die Herstellung der Begrünung ein Fachunternehmen durchgeführt hat. Vordrucke für Förderanträge gibt es im Geesthachter Rathaus, Fachdienst Umwelt (Markt 15) oder online unter www.geesthacht.de.