Geesthacht. Zwölf Prozent der Geesthachter haben einen Schwerbehindertenausweis. Peter Zickfeld will sich nun für sie einsetzen. Seine Pläne.

Seitdem in Geesthachts Oberstadt im Zuge des Rewe-Neubaus viele Parkplätze weggefallen sind, ist es nur noch schwer möglich, das Auto vor der Apotheke an der Hansastraße abzustellen. Das erweist sich für Menschen mit Behinderung, die Medikamente benötigen, als Problem.

Ortswechsel. Im Neubauobjekt Zillmann-Park sollte ursprünglich auch eine Behinderten-Wohngemeinschaft entstehen. Nachdem sich der Investor aus Kostengründen dagegen und für sozialen Wohnraum entschieden hat, sucht eine interessierte Familie nun verzweifelt einen Platz für ihren behinderten Sohn.

Inklusion: Investor entscheidet sich aus Kostengründen gegen Behinderten-WG

In Fällen wie diesen kam in den vergangenen drei Jahren Evamaria Neelsen ins Spiel. Geesthachts Behindertenbeauftragte fungiert als Vermittlerin zwischen Bürgern und offiziellen Stellen. Die Ehrenamtlerin hilft beim Ausfüllen von Anträgen, sei es für einen Schwerbehindertenausweis oder eine Haushaltshilfe. Neelsen weiß dabei genau, worauf die Antragsteller achten müssen.

Zwölf Prozent der Geesthachter haben einen Schwerbehindertenausweis

Laut der offiziellen Aufgabenbeschreibung soll der Behindertenbeauftragte „die Beseitigung [...] der Benachteiligung von Menschen mit Behinderungen fördern“. Wohlgemerkt: Diese Gruppe ist größer, als die meisten vermuten würden. Ende 2020 waren unter den knapp 31.000 Einwohnern Geesthachts 6552 Menschen mit Handicap, also etwa 21 Prozent. Einen Schwerbehindertenausweis, den es ab 50 Prozent Behinderung gibt, hatten 3810 Personen. Das sind zwölf Prozent.

Am 1. Mai gibt Evamaria Neelsen den Staffelstab jetzt an ihren Nachfolger Peter Zickfeld weiter. Sie selbst hatte sich aus persönlichen Gründen nicht erneut beworben, arbeitet ihren für drei Jahre bestellten Nachfolger aber ein.

Für das Ehrenamt kommen schnell 40 Stunden pro Woche zusammen

„Ich wollte mich für die Gesellschaft engagieren“, sagt Zickfeld, der sich als Schifffahrtskaufmann im Unruhestand bezeichnet und als „Stimme der Behinderten“ sieht.

Als Erstes stand ein Treffen mit den anderen Behindertenbeauftragten im Kreis Herzogtum Lauenburg an. Sie alle sind ehrenamtlich tätig. „Wenn ich ehrlich bin, ist es wie ein Hauptamt. Da kommen 40 Stunden in der Woche zusammen. Aber ich mache das mit Herzblut“, sagt Kirsten Vidal. Die Behindertenbeauftragte des Kreises ist normal berufstätig und kümmert sich nebenbei um die Umsetzung des Kreis-Aktionsplanes Inklusion, der von 2018 bis 2020 erarbeitet wurde.

Vidal koordiniert die Aktionen mit Klaus Gawlik (Schwarzenbek), Wolfgang Kroh (Amt Büchen), Siegfried Betge (Lauenburg) und Thorsten Blasey (Mölln). Für den freien Posten in Ratzeburg wird ein Kandidat gesucht. Eng ist zudem die Zusammenarbeit mit Dieter Thiel, dem Inklusionskoordinator des Kreissportverbands.

Geesthachter Bushaltestellen werden nach und nach barrierefrei

Es geht um die barrierefreie Gestaltung der gesamten Lebenswelt. Dafür werden unter anderem in Geesthacht alle Bushaltestellen sukzessive barrierefrei umgestaltet und viele Bordsteine abgesenkt. Ein großes Problem nach Corona ist, dass es zu wenig Therapieplätze gibt. „In der Kinder- Jugendpsychosomatik beträgt die Wartezeit bis zu einem Jahr“, weiß Kirsten Vidal, die aktuell aber besonders wegen der vielen Flüchtlinge aus der Ukraine auf der Suche nach barrierefreien Wohnungen ist.

Evamaria Neelsen konnte übrigens bei den Parksorgen in der Oberstadt noch nicht weiterhelfen. Da es sich bei den Parkplätzen vor der Apotheke um Privateigentum handelt, müsste der Eigentümer handeln. Er hat auf Schreiben aber noch nicht reagiert. Und bei Behindertenwohngruppen gibt es ohnehin eine Unterversorgung. In der einzigen WG der Stadt, der des Lebenshilfewerks in der Charlottenburger Straße (66 Plätze), stehen 30 Personen auf der Warteliste.

Peter Zickfeld ist jeden vierten Mittwoch im Monat von 10 bis 12 Uhr und jeden vierten Donnerstag von 14.30 bis 16.30 Uhr in seinem Büro (Markt 5–7, neben der Drogen- und Suchtberatung Cafe Kola) anzutreffen. Ein barrierefreier Eingang befindet sich hinter dem Haus. Seine E-Mail-Adresse: behinderten@geesthacht-beauftragte.de. Kirsten Vidal steht telefonisch unter der Nummer 0151/55 14 52 09 zur Verfügung.