Geesthacht/Reinbek. Lange diskutiert, nun gibt es aber eine Lösung: Das St. Adolf-Stift in Reinbek kooperiert mit den Johannitern in Geesthacht.
Es war eine schwierige Geburt, doch jetzt steht die Notarztversorgung für den Südkreis Herzogtum Lauenburg. Anders als die Standorte Mölln und Ratzeburg, deren Notarzteinsatzfahrzeuge vom Jahreswechsel an von Ärzten des Uniklinikums Schleswig-Holstein (UK SH) in Lübeck besetzt werden sollen, bleibt es für den NEF-Standort Geesthacht bei einer Lösung aus der Region: Um die Besetzung, wie vom Kreis für die Zukunft gefordert, ohne freiberufliche Honorarärzte sicherzustellen, kooperieren künftig das Johanniter-Krankenhaus Geesthacht und das St. Adolf-Stift in Reinbek.
Notarztversorgung im Herzogtum Lauenburg ist nun sichergestellt
Neben der Arbeitsgemeinschaft beider Krankenhäuser hatte sich auch ein Groß-Klinikum um die Aufgabe beworben. Nach der Redaktion vorliegenden Informationen war dies jedoch nicht das Uniklinikum in Lübeck, sondern das Unfallkrankenhaus Boberg (BG Klinikum Hamburg), das die Region von Bergedorf bis nach Lauenburg und nach Norden bis über die A 24 hinaus bedienen wollte.
Mit der Kooperation der beiden in der Region ansässigen Krankenhäuser wächst der Pool der einsatzbereiten Klinikärzte im Lauenburgischen erheblich. Zu acht Medizinern im Johanniter-Krankenhaus kommen aus dem fast doppelt so großen St. Adolf-Stift 23 Ärzte, die bereits die Zusatz-Qualifikation als Notfallmediziner haben. Weitere vier Anästhesisten sollen noch dieses Jahr folgen, bestätigt Klinik-Sprecherin Andrea Schulz-Colberg.
Geesthachter NEF kommt auf rund 2000 Einsätze
Auch am Reinbeker Krankenhaus ist seit Langem ein NEF beheimatet, von hier aus rückt es im Jahr zu rund 1600 Einsätzen vor allem in Stormarn aus. Das Geesthachter NEF kommt im gleichen Zeitraum sogar auf rund 2000 Einsätze.
Die Johanniter in Geesthacht wollen bei Neueinstellungen ihr Augenmerk darauf richten, dass neue Ärzte möglichst bereit sind, auch Notarzteinsätze zu fahren, sich wenn nötig entsprechend qualifizieren, erläutert Dr. Timo Rath. Der ärztliche Leiter freut sich über die Kooperation mit Reinbek. Gemeinsam sei die Besetzung beider NEF rund um die Uhr kein Problem. „Für die Besetzung eines NEF an 365 Tagen im Jahr sind rechnerisch acht Notärzte in Vollzeit notwendig.“ Falle ein Notarzt wegen Krankheit oder infolge eines Unfalls aus, könne die Vertretung noch besser als bislang geregelt werden – mit den in beiden Kliniken tätigen Ärzten, über die Kreisgrenze hinweg.
Krankenhaus in Reinbek baut Anzahl der Notärzte weiter aus
„Das Krankenhaus Reinbek ist aktuell schon dabei, die Anzahl der Notärztinnen und Notärzte weiter auszubauen, um so die zusätzliche Belastung zum täglichen Klinikbetrieb gut kompensieren zu können“, sagt Schulz-Colberg. Und: Das Engagement der Reinbeker Notärzte in Geesthacht werde keinesfalls dazu führen, dass die Versorgung in Stormarn leide, im Gegenteil.
Einige Details sind noch zu klären, so etwa, in welchem Rhythmus sich die Ärzte abwechseln. Rath: „Wir haben mit dem St. Adolf-Stift eine paritätische Besetzung unseres NEF vereinbart, wahrscheinlich im wöchentlichen Wechsel.“
Notarztversorgung im Herzogtum Lauenburg "auf einem sehr guten Weg"
Dr. Timo Rath, Ärztlicher Direktor des Johanniter Krankenhauses, sieht die Notarztversorgung auf einem sehr guten Weg. Schon jetzt hätten beide Krankenhäuser eine mehr als ausreichende Zahl an entsprechend qualifizierten Klinikärzten, um die Besetzung beider NEF rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr sicherzustellen. Rath: „Der Ersatz bei Ausfall eines Notarztes ist für uns mit angestellten Medizinern leichter sicherzustellen als mit Honorarärzten.“ Die stellen bis jetzt im Herzogtum Lauenburg, wie in vielen anderen Kreisen auch, das Gros der Notärzte. Sie sollen, so fordert Ratzeburg, künftig für diese Aufgabe nicht mehr zum Zuge kommen.
„Wir werden den bisherigen Honorarärzten vertragliche Regelungen anbieten“, erläutert Timo Rath. Inwieweit diese gut 20 Mediziner auf eine Offerte eingehen, künftig vertraglich gebunden Notarzteinsätze zu fahren, muss sich zeigen. Viele wollen zunächst Bezahlung und Vertragsmodalitäten geklärt sehen. Zwei weitere Knackpunkte: Zur Zahl der Notarztdienste kommt eine Beschränkung der besonderen Art. Weil sie im Rahmen einer Arbeitnehmerüberlassung für den Kreis arbeiten würden, würden die Ärzte wie Leiharbeiter behandelt. Nach 18 Monaten müsste ihr Engagement für mindestens einen Monat ruhen. Erst danach dürften sie wieder im Kreis Herzogtum Lauenburg Notarzteinsätze fahren.
Für Klinikärzte bedeutet ihr Engagement, dass sie als eingeteilte Notärzte weitere Aufgaben im Krankenhaus nur eingeschränkt wahrnehmen können. Sie müssen 60 Sekunden nach Alarmierung auf dem NEF sein. „Operationen oder akute Eingriffe scheiden da natürlich aus“, betont Rath. In der Regel beschränke sich die Tätigkeit im Krankenhaus für die Zeit auf administrative Aufgaben, vielleicht auch mal eine Sprechstunde.