Geesthacht. Geesthacht soll Vorreiterrolle auf dem Weg zur Smart-City übernehmen. Daten sollen Bürgern über Apps zugänglich gemacht werden.

Die in der vergangenen Woche in der Fußgängerzone Bergedorfer Straße erhobenen Daten zu Fußgängerströmen machen offenbar Lust auf mehr. In Kooperation mit der Stadt Geesthacht könne der gezielte Einsatz digitaler Zählgeräte die Grundlagen vieler Entscheidungen verbessern helfen, sagt Jürgen Wirobski. Der Vorsitzende der Wirtschaftlichen Vereinigung Geesthacht (WVG) ist überzeugt, dass Einsparungen die Kosten für Geesthacht klar überwiegen können.

Der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) könne einerseits helfen, Planungen voranzutreiben und Fehlplanungen zu vermeiden, werde andererseits finanziell unterstützt. „Die Förderung aus Kiel und Berlin beträgt 75 bis zu 100 Prozent. Es muss sich nur jemand finden, der das Geld beantragt.“

Smart City in Geesthacht: Mit aktuellen Daten zu besseren Entscheidungen

Geesthacht als größte Stadt im Kreis und als Mittelzentrum für rund 80.000 Menschen solle eine Vorreiterrolle auf dem Weg zur Smart-City übernehmen, meinen die Befürworter in der lokalen Wirtschaft. Ob Ausbau oder Neubau von Fußwegen, Radwegen und Straßen, Pläne für Kreisel oder die Anbindung von Geesthachts Hafencity – für viele Vorhaben könnten aktuelle Daten die Entscheidungsgrundlagen verbessern.

Die stadtweit erhobenen Daten sollen nicht nur der Verwaltung und Institutionen zufließen, sie sollen allen Bürgern über Smartphone-Apps zugänglich gemacht werden, meint Wirobski. „Es wäre doch toll, dass ich noch Zuhause informiert werde, wo sich der Verkehr staut, oder darüber, wo die Luft besonders dick ist“, spannt der WVG-Vorsitzende einen weiten Bogen zur Nutzung von Sensoren gepaart mit Künstlicher Intelligenz. Statt öffentliches Geld in ein neues Einzelhandelsgutachten zu stecken, könnten damit verschiedene Workshops zu Innenstadtentwicklung, Verkehr und Parkplätzen finanziert werden.

Genug Know-how vor Ort? In zwei Jahren kann Konzept stehen

„Wir haben viel Know-how vor Ort, stellen wir es richtig an, steht in ein bis zwei Jahren ein Konzept.“

Kritisch werden derartige Überlegungen dagegen in der City Partnerschaft gesehen. „Eine Kamera, welche nur die täglichen Besucher-Frequenzen misst, kann wohl kaum zusätzlich erfassen, wie die täglichen Besucher und Besucherinnen in die City kommen, mit dem Auto, Fahrrad, ÖPNV oder zu Fuß“, mahnt Detlef Kruse.

Das gelte ebenso für Fragen, woher die Menschen kommen, ob sie zum Einkaufen, für Arztbesuche oder für Freizeitaktivitäten Geesthacht ansteuern und wie lang sie bleiben. Ganz zu schweigen von Alter und Geschlecht der gezählten Personen und der Regelmäßigkeit der Besuche. „Nur dieser Strauß von Daten ergibt zum Beispiel Aufschluss über vorhandene Potenziale, welche Verstärkung bräuchten. Oder zu unzureichenden Entwicklungen, welche Einschränkungen erfahren müssten und daraus resultierend die Basis für eine zukunftsfähige Neuausrichtung“, so Kruse.

Geesthachts Handel wünscht sich weiteres Einzelhandelsgutachten

Jürgen Wirobski dagegen setzt darauf, dass fehlende Daten etwa durch gezielte Befragungen ermittelt werden können. Man müsse und wolle sich an den Datenschutz halten. „Die Frage etwa, ob ein Mensch mehrfach gezählt wurde, ließe sich mit Sensoren nur mittels einer Gesichtserkennungssoftware klären, doch die ist nicht zulässig.“

Überlegungen, verstärkt auf Künstliche Intelligenz zu setzen, hätten viele Türen geöffnet. Jetzt gelte es, die nächsten Schritte zu tun, so der WVG-Vorsitzende. In Gesprächen mit der Stadt sei man bereits. „Ich könnte mir auch vorstellen, dass die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Herzogtum Lauenburg dies kreisweit in die Hand nimmt“, so Wirobski. „Dass sie dafür Fachleute einstellt und das Geld für die Finanzierung einwirbt.“