Geesthacht. Ausschussvorsitzender setzt auf breite Mehrheit für das Projekt. CDU-Verkehrspolitiker liebäugelt mit einem Verzicht.

Eine überraschende Entscheidung der CDU während einer Sondersitzung der Geesthachter Ratsversammlung in der Sommerpause hat scharfe Auseinandersetzungen ausgelöst. Das Nein der Unionsvertreter zu einer Nachforderung für den Bau eines lange geplanten Verkehrskreisels Ecke Trift/Rathausstraße macht eine Neuausschreibung des Projektes notwendig, und wird die Fertigstellung voraussichtlich um ein rundes Jahr verzögern. Für die heutige Sitzung des zuständigen Ausschusses für Bauen, Verkehr und Katastrophenschutz scheint die Mehrheit nun zu stehen.

Rüdiger Tonn (FDP): „Die Änderungen an der Kreiselplanung sind nur gering.“
Rüdiger Tonn (FDP): „Die Änderungen an der Kreiselplanung sind nur gering.“ © BGZ | FDP

Besonders Sozialdemokraten und Grüne zeigten sich verärgert über das Votum der Union. Die erneute Preissteigerung für das Vorhaben um 50.000 auf nun 550.000 Euro wollten die Kreiselbefürworter nicht als Argument akzeptieren. 2015 waren drei Vorhaben für die neue Geesthachter Radtrasse noch mit zusammen 400.000 Euro veranschlagt gewesen. „Die Ampel am Freibad und ein erster Kreisel sind bereits realisiert“, betont Rüdiger Tonn. Der FDP-Mann ist Vorsitzende des Fachausschusses. Wie er haben urlaubsbedingt mehrere Sozialdemokraten auf der Sondersitzung gefehlt, so konnte die CDU-Fraktion den überraschenden Abstimmungserfolg verbuchen.

550.000 Euro sind für den zweiten Kreisel veranschlagt

Die jetzt veranschlagten 550.000 Euro wertet Tonn als aktuell realistischen Preis. „Wir haben schon beim ersten Kreisel gesehen, dass der Untergrund nicht so gut war, wie die Tiefbauer gehofft hatten.“ 2015 seien die Maßnahmen noch unter CDU-Vorsitz einstimmig beschlossen worden. Tonn: „Aus der Ferne konnte ich nicht verstehen, wie es jetzt zu dem Meinungswechsel in der Union kommen konnte.“

Die 2015 geschätzten 120.000 Euro für den Kreisel waren zu gering. Die ursprüngliche Kostenschätzung beruhte „im Wesentlichen auf Markierungsarbeiten und geringen Umbauten“, so Peter Junge, Fachbereichsleiter Umwelt und Bauen im Geesthachter Rathaus. Längst ist klar, dass die Kosten höher liegen und verweist wie Tonn auf den schlechten Unterbau der Straße. Diese Erfahrung wurde aufgenommen, führte zu höheren Kosten.

Zudem war 2016 noch nicht berücksichtigt worden, „dass auf der Trift große Fahrgeschäfte für den Jahrmarkt aufgebaut werden und auch die Gehwege mit verstärktem Aufbau versehen werden müssen“. Um das Erscheinungsbild der Knoten zu verbessern, „werden alle Gehwegbereiche erneuert“, so Junge. Zudem seien zwischenzeitlich die Baupreise stark gestiegen.

Etatberatungen sind für November und Dezember geplant

Jörn Reuter (CDU) : „Der ADFC wurde von der Umplanung überrascht.“
Jörn Reuter (CDU) : „Der ADFC wurde von der Umplanung überrascht.“ © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Die Verzögerungen durch eine notwendige Neuausschreibung benennt Junge mit „mindestens zehn Monate“. Die neue Ausschreibung könne frühestens im März 2022 erfolgen, wenn die Etatmittel bereitstehen. Tonn: „Die Etatberatungen sind für November und Dezember geplant, dann muss das Land den Haushalt aber noch genehmigen.“

CDU-Verkehrspolitiker Björn Reuter will die Diskussion nicht auf die Kosten verengt sehen. „Die aktuellen Planungen werden jetzt im Ausschuss vorgestellt.“ Vergangene Woche habe sich die CDU-Fraktion mit Vertretern des ADFC getroffen. Deren Experten seien von den Umplanungen überrascht worden.

Straße Trift zur Sackgasse mit Wendehammer umbauen?

Während Rüdiger Tonn keine große Änderungen sieht und Jung darauf verweist, dass die Radfahrer auch mit der Umplanung weiterhin durch den Kreisel fahren würden, verweist Reuter auf Ängste von Radfahrern: „Die Einfädelung soll direkt in den Kreisel geschehen, und im Kreisel soll es keine Radfahrspur geben.“ Für die vorgeschriebene Mindestbreite ist der geplante Kreisel zu klein, weiß auch Reuter, „aber zumindest über einen gestrichelten Schutzstreifen hätte man vorher ja mit dem ADFC mal reden können“.

Ganz ohne Blick auf die Kosten bleibt Reuters Bewertung nicht: „Weitere 20.000 Euro für Sielarbeiten sind bei den Abwasserbetrieben versteckt.“ Er könne sich vorstellen, auf den Kreisel doch noch zu verzichten, „wenn wir stattdessen die Straße Trift zur Sackgasse mit einem Wendehammer umbauen“.