Geesthacht. Zwei Inszenierungen verabschieden dieses Jahr die Veranstaltungsreihe. Zu sehen gibt es der Zauberberg von Thomas Mann.

Seit Anfang Juni präsentiert die Stiftung Herzogtum Lauenburg die 16. Auflage des Kultur Sommers am Kanal. Ein abwechslungsreiches Programm lockte Hunderte Kunst- und Kulturliebhaber in den vergangenen Wochen in die Natur. Mit zwei hochkarätigen Theaterstücken verabschiedet sich die Veranstaltungsreihe am Wochenende in Geesthacht.

Den Auftakt macht „Futur 3“ am 2. und 3. Juli. An beiden Tagen ist um 19 Uhr im Kleinen Theater Schillerstraße das Stück „Ich will Leben!“ zu sehen. In dem zweisprachigen Theaterabend geht es um die Geschichte der deutsch-rumänischen Dichterin Selma Meerbaum. Die junge Poetin schrieb ihre Träume und Gedanken in Form von Gedichten nieder – bevor sie im Alter von 18 Jahren starb.

Kultur Sommer am Kanal: Letzte Veranstaltungen am Wochenende

Die innere Welt der Selma Meerbaum ist weit, verrückt und voller Zukunftsträume. So schrieb sie beispielsweise: „Ich möchte lachen und Lasten heben – und möchte kämpfen und lieben und hassen – und möchte den Himmel mit Händen fassen – und möchte frei sein und atmen und schrei’n. Ich will nicht sterben. Nein!“ Ihre 57 Gedichte heftete sie zu einem Buch zusammen. Selma Meerbaum wurde nur 18 Jahre alt, ehe sie 1942 als verfolgte Jüdin in einem Zwangsarbeitslager am Fleckfieber starb.

Ihren Gedichtband konnte sie kurz vor der Deportation einem fremden Passanten überreichen. Wie ein Wunder überdauerten ihre Aufzeichnungen die Wirren des Krieges. Sie wurden von Hand zu Hand weitergereicht und reisten so durch Europa – bis sie zu ihrem ehemaligen Deutschlehrer gelangten, der die Gedichte verlegte. Die Hommage an Selma Meerbaum erzählt in Liedern und Texten von der einzigartigen Rettung dieser Weltliteratur und natürlich von den Träumen und Gedanken, die die junge Frau bewegten.

Theater: Zauberberg nach Thomas Mann am 4. Juli in Geesthacht

„Es geht zwar um harten Tobak, das Ensemble hat sich aber gefragt wo wäre Selma heute und was würde sie machen? Die Antwort: Sie würde Party machen und das Leben feiern“, verrät Kultursommer-Intendant Frank Düwel. Kartenreservierung für „Ich will leben!“ (2./3. Juli, kTS) unter Telefon 04542/870 00 oder per E-Mail an info@stiftung-herzogtum.de. Der Eintrittspreis beträgt 12 Euro, ermäßigte Karten gibt es für 8 Euro.

Mit dem zweiten Highlight, dem Zauberberg nach Thomas Mann, hat sich Karina Häßlein eine schwierige Aufgabe gestellt. Die 25-Jährige studiert an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Am 4. Juli bringt sie den Zauberberg nach Geesthacht.

Kulisse ist das Thekla-Haus in Edmundsthal in Geesthacht

Kulisse für das Stück nach Motiven von Thomas Mann ist das Thekla Haus in Edmundsthal. In der ehemaligen Heilstätte wurden tuberkulosekranke Hamburger behandelt.

Während einer Radtour, die Frank Düwel gemeinsam mit dem Geesthachter Bürgermeister Olaf Schulze unternahm, radelten die beiden Männer durch das Edmundsthal. Düwel war sofort von den alten Gebäuden, von denen einige an Kolonialstil erinnern, und von der mystischen Naturkulisse begeistert. Sein größter Wunsch war, diese Kulisse in ein Theaterstück zu integrieren. Das ist nun gelungen.

Zuschauer gehen zu Fuß von Szene zu Szene um das Thekla-Haus

„Der Zauberberg – Eine Liegekur in drei Kapiteln“, heißt die Abschlussarbeit von 20 Studenten, die vor und hinter den Kulissen agieren. Unter der künstlerischen Leitung von Karin Häßlein beginnen zwischen 14 bis 19 Uhr im halbstündigen Rhythmus insgesamt neun jeweils 75-minütige „Liegekuren“: Jeweils zehn Besucher begeben sich mit dem Thomas-Mann-Protagonisten Hans Castorp rund um das Thekla Haus auf einen Spaziergang durch die Zeit. Die Zauberbergfigur Hans Castorp hielt sich ganze sieben Jahre in dem Sanatorium auf. Dabei wollte er ursprünglich nur drei Wochen bleiben.

Für die Zuschauer geht es zu Fuß von Szene zu Szene rund um das Thekla Haus. In Liegekuren kann sich das Publikum selbst in den vermeintlichen Stillstand begeben: Ein Klangteppich unterstützt das Entgleiten in die vollkommene Zeitlosigkeit. Die Theaterbesucher erleben aber auch, wie sich Hans Castorp mehr und mehr in einem hochphilosophischen Gedankenknäuel verheddert und dadurch handlungsunfähig wird.

Die Karten gibt es für 20 Euro (ermäßigt 16 Euro). Reservierung unter Telefon 04542/870 00 oder per E-Mail: info@stiftung-herzogtum.de. Veranstaltungsort ist das Thekla-Haus (Johannes Ritter Straße 100). Festes Schuhwerk wird empfohlen.