Geesthacht. Nabu-Biologe aus Geesthacht warnt vor der „Blühlücke“ ab Juli. Insekten finden keine Nahrung mehr in gemähten Gärten.

„Viele Vorgärten sind nicht einfach nur Rasen, es ist schlimmer: Es sind reine Biodiversitätswüsten“, ärgert sich Dr. Friedhelm Ringe. Soll heißen: Wo der rechte Winkel herrscht, wächst außer akribisch gemähtem Gras nichts anderes mehr.

Diese Art der Gartengestaltung wird für Bienen und viele andere Insekten gerade jetzt gefährlich – lebensgefährlich. Denn ihnen gehen die Futterpflanzen aus. „Wir steuern auf die Trachtlücke zu“, erklärt der Biologe, der im Geesthachter Naturschutzbund (Nabu) aktiv ist. „Es blühen in etwa zwei Wochen noch die Sommer- und die Winterlinde, dann kommt nichts mehr“, sagt er. Aus Bienensicht gilt die Linde im Norden nach dem Raps als zweitwichtigste Tracht des Jahres.

Nabu Geesthacht: „Bitte alles stehenlassen, was jetzt so nett blüht“

Die Querstraße soll im nächsten Jahr aufblühen: Ulrike Stüber (Fachdienst Umwelt) mit der Saattüte für die neuen Flächen.
Die Querstraße soll im nächsten Jahr aufblühen: Ulrike Stüber (Fachdienst Umwelt) mit der Saattüte für die neuen Flächen. © Dirk Palapies | Dirk Palapies

Aber es gibt Hoffnung: Auf seinen Streifzügen durch die Stadt hat Dr. Friedhelm Ringe festgestellt, dass einige Geesthachter begonnen haben, blühende Wildpflänzchen in ihren Gärten mit dem Mäher zu umkurven. Er wünscht sich, dass so ein Verhalten bei immer mehr Gartenbesitzern Schule macht. „Wir haben wahnsinnige Einbußen an Insekten, das geht nicht mehr“, sagt er. „Bitte alles stehenlassen, was jetzt so nett blüht.“

Auch bei einigen, die ehemals Schottergärten angelegt haben, hat er ein Umdenken ausgemacht. „Ein Rückbau ist relativ einfach“, erklärt Dr. Ringe. „Wenn keine Folie unter den Steinen liegt, da einfach Sand mit Erde gemischt hineinstreuen, dann wächst ganz von allein etwas. Und man sollte ertragen, wenn es nicht so ordentlich aussieht.“

Stadt Geesthacht kämpft gegen Blühlücken

Auch die Stadt Geesthacht kämpft weiter gegen Blühlücken. Nützen werden die an der Querstraße angelegten jüngsten Geesthachter Blühstreifen den Insekten aber erst im nächsten Jahr, dafür sind sie noch zu frisch. Am Dienstagvormittag wurde hier „in südexponierter Lage“ auf beiden Seiten der Kreuzung zur Mittelstraße ein Teil des gestampften Sandbodens von Mitarbeitern des Garten-, Land- und Forstbetriebes von L. Müller aus Dassendorf abgetragen.

Die Arbeiten waren über eine Ausschreibung vergeben worden. Schließlich fuhr ein Kipplaster abgemagerten Mutterboden vom Abfallverwerter Buhck aus Wiershop an. Die Anregung für diese Stelle kam von Björn Reuter (CDU), dem Vorsitzenden des Ausschusses für Umwelt und Energie.

Stadt Geesthacht experimentiert mit drei verschiedenen Saatmischungen

Wenn die Aussaat erfolgt ist, werden abschließend Fichtenstämme ausgelegt, damit keine Autos die sprießenden Pflänzchen kaputt parken. Die Fichten wurden wegen eines Borkenkäferbefalls gefällt.

Die Stadt experimentiert hier mit drei verschiedenen Saatmischungen. Die spannende Frage: Kommt es zu mehr Vielfalt? Oder setzen sich doch wieder die „üblichen Verdächtigen“ durch? Geht alles gut, blühen im kommenden Jahr unter anderem Natternkopf und Mohn, Ringel- und Kornblume, Königskerze und Weiße Lichtnelke an der Querstraße. Zusätzlich zum Mauerpfeffer, der sich bereits an einer Steinumrandung über dem Beet einen Exklusivplatz gesichert hat.

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Ulrike Stüber vom Geesthachter Fachdienst Umwelt hat die Saat bei der Firma Rieger-Hofmann bestellt. Das Saatgut ist aus Norddeutschland. Auf insgesamt 230 Quadratmetern wird gesät, bis zu ein Kilo Saat für zwei Quadratmeter, die Samenmischung wird allerdings gestreckt mit Füllstoff. Wenn die Aussaat abgeschlossen ist und die Stämme liegen, muss die Stadt nicht mehr viel tun. Wir schauen aber regelmäßig nach und werden in extremen Trockenphasen wässern“, verspricht Ulrike Stüber.