Geesthacht. Adventskalender Wir blicken in den Glocken-Turm von St. Salvatoris
1685 wurde das älteste erhaltene Gebäude Geesthachts errichtet. Die St.-Salvatoris-Kirche an der Elbstraße. Damals wollten die Geesthachter auf der Anhöhe einen sicheren Platz für das Gotteshaus wählen. Die beiden ursprünglichen Kirchen waren in den Fluten der Elbe versunken, nachdem diese ihr Bett gewechselt hatte. Sechs Jahre später kam dann der markante hölzerne Glockenturm dazu.
Die älteste der drei Glocken stammt vermutlich aus dem 14. Jahrhundert und soll zuvor in der Vorgängerkirche St. Peter geschlagen haben. Die Glocke trägt die lateinische Inschrift „Das Zeichen gebe ich dem Chor. Ich beweine die Begräbnisse. Die Feste schmücke ich“. Ein Kirchenhistoriker hatte das Alter der Glocke zunächst auf 1261 datiert, was sich nach Angaben des Geesthachter Historikers Helmut Knust jedoch als falsch herausgestellt habe. Heute gehe man davon aus, dass die Glocke einem Gießer namens „Hermannus“ zuzuschreiben sei, der 1352 mit einer fast identischen Inschrift eine Glocke für die Kirche von Grotegaste (Ostfriesland) gegossen hatte. Im Norden Deutschlands werden dem Gießer „Hermannus“ zahlreiche Glocken zugeschrieben, weshalb Historiker davon ausgehen, dass es sich um verschiedene Personen handelt.
„Die Atmosphäre, die unsere Kirche ausstrahlt, ist etwas ganz Besonderes. Außerdem liegt ein Reiz in der Kombination der Geschichte mit der Moderne“, berichtet Pastorin Saskia Offermann. Sie öffnete gestern für unsere Leser die große Tür im Turmfuß. Dahinter ragen mächtige Eichenbalken auf, verbunden in traditioneller Zimmermannskunst mit Zapfen und Löchern. Solide genug, um die Bewegungen im Glockenstuhl zu tragen. Der befindet sich sozusagen im zweiten Stock des Turms, dort, wo außen die Lamellen zu sehen sind.
Im ersten Stock steht das Uhrwerk. „Das muss noch jede Woche ganz klassisch aufgezogen werden“, erklärt Pastor Gunnar Penning. Deshalb ist mindestens einmal pro Woche ein Mitarbeiter der Gemeinde im Turm. Über eine enge Holzleiter und durch eine Luke im Boden geht es im Turm nach oben. Durch eine kleine Tür kann sogar der Bereich über dem Tonnengewölbe des Kirchenraums begangen werden. Penning: „Den Raum unten hinter der Eingangstür nutzen wir ganz profan als Lager für Gartengeräte.“ Während des Weihnachtsmarktes am Wochenende wurden dort Mützen und Schals verkauft.
Ganz oben in der Turmspitze haben Fledermäuse ihr Zuhause. „Im Sommer sieht man sie manchmal abends fliegen“, sagt Penning, der in dem 1917 fertiggestellten Pastorat lebt und aus dem Garten auf den Turm blicken kann. Auf Höhe des Uhrwerks befindet sich auch noch ein riesiger Blasebalg, der früher der Orgel Luft spendete. Heute funktioniert das elektrisch.
Penning ist froh, dass die historische Glocke der Kirche im Zweiten Weltkrieg nicht den Nazis zum Opfer fiel. Kirchenglocken wurden damals nämlich oft für die Rüstungsindustrie eingeschmolzen. Die beiden anderen Glocken kamen erst 1959 dazu. Das Geläut ist mit der Kirchenuhr gekoppelt, die Glocken schlagen regelmäßig zur vollen und halben Stunde.
Beim zweiten großen Stadtbrand 1928 verteidigten Feuerwehrmänner und Bürger den mit Schindeln gedeckten hölzernen Glockenturm gegen den massiven Funkenflug des Großbrandes. Viele andere Gebäude in der Nachbarschaft gingen damals in Flammen auf.
Heute ist die St.-Salvatoris-Kirche eines der Wahrzeichen der Stadt – obwohl sie ein relativ kleines Gotteshaus ist. Die Stadt hatte das Umfeld vor einigen Jahren mit Fördermitteln von Land und Bund aufwendig saniert.