Geesthacht. Sieben Geburten in 19 Stunden im Johanniter-Krankenhaus sind Bestwert. Kinderzahl in Geesthacht weiter ansteigend. Das hat Gründe.

Den Anfang machte der kleine Henri am 5. Mai. Um Punkt 17 Uhr erblickte der neue Erdenbürger im Johanniter-Krankenhaus Geesthacht das Licht der Welt. Danach ging es Schlag auf Schlag. Bis zum folgenden Mittag, genauer gesagt bis um 11.37 Uhr, folgten ihm sechs weitere Babys. Sieben Geburten binnen 18:37 Stunden sind Rekord für die Johanniter in diesem Jahr. Zuvor hatte es je dreimal sechs Kinder in 24 Stunden gegeben.

Am Ende des Jahres könnte eine weitere Bestmarke geknackt werden. Nachdem im vergangenen Jahr mit 760 Geburten der höchste Wert seit 1997 erzielt wurde, deutet vieles darauf hin, dass diese Zahl erneut gesteigert wird. Bis zum 11. Mai haben 291 Kinder Am Runden Berge das Licht der Welt erblickt. Zum gleichen Zeitpunkt 2019 waren es 262. Das entspricht einem Zuwachs von elf Prozent.

Sieben Geburten in 19 Stunden sind Rekord im Johanniter-Krankenhaus

Miriam Jens ist Leitende Hebamme der Frauenklinik im Johanniter-Krankenhaus Geesthacht.
Miriam Jens ist Leitende Hebamme der Frauenklinik im Johanniter-Krankenhaus Geesthacht. © Unbekannt | Johanniter-krankenhaus

„Aber nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht: Wir sind nach wie vor eine gemütliche Abteilung. Unser Vorteil ist, dass wir im Vergleich mit anderen Kliniken gut besetzt sind“, betont die Leitende Hebamme Miriam Jens.

Pro Schicht sind jeweils mindestens eine Hebamme, ein Facharzt und eine Assistenzärztin im Dienst. Für die Gebärenden stehen drei Kreißsäle und zwei Wehenzimmer zur Verfügung. „Und es ist ja so, dass nie alle werdenden Mütter gleich weit mit der Geburt sind“, ergänzt Jens. So erstreckten sich die sieben Neugeborenen am Rekordtag auf drei Schichten. „Es kann also jeder weiter zu kommen“, sagt Jens.

Gibt es einen Babyboom im Lockdown? Was die Geburtenzahlen verraten

Das sind während der Corona-Pandemie aber offenbar auffällig mehr werdende Eltern als im bundesweiten Vergleich. Denn einen durch den ersten Lockdown ver­ursachten Corona-Babyboom gibt es nicht.

Zwischen Dezember und Februar wurden bundesweit 182.000 Kinder geboren. Das sind zwar 0,8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, liegt aber im Bereich der üblichen Schwankungen. In Spanien und Frankreich wurden sogar die niedrigsten Geburtenzahlen seit dem Zweiten Weltkrieg registriert.

Familienzimmer und Tests: So können Väter bei der Geburt dabei sein

Das kleine Geesthachter Haus, das mehrfach als „Babyfreundliche Geburtsklinik“ ausgezeichnet wurde, ermöglicht es Vätern im Lockdown bei der Geburt dabei zu sein. „Für mich wäre es unvorstellbar gewesen, wenn ich nicht gedurft hätte“, hebt etwa Sascha Brinckmann aus Lütau hervor. „Im Online-Geburtsvorbereitungskurs meiner Frau ­Orsolya haben Eltern aus Hamburg da ganz andere Dinge erzählt“, so Brinckmann, dessen Tochter Nora am Rekordtag Baby Nummer sechs war.

Möglich ist auch eine Aufnahme der Väter in Geesthacht wegen der vielen Familienzimmer. Nachdem in der Pandemie die Besuchsverbote für Krankenhäuser erlassen worden waren, stockten die Johanniter die Zahl der Zimmer, in denen eine Begleitperson während der gesamten Geburtsphase anwesend sein kann, von acht auf 14 auf.

Zwei Kontaktpersonen von Schwangeren werden bevorzugt geimpft

„Wir testen natürlich jeden auf Corona, den wir aufnehmen. Inzwischen dürfen sich auch zwei Kontaktpersonen von Schwangeren impfen lassen. Und von uns sind alle geimpft. Das erleichtert unsere Arbeit“, sagt Hebamme Miriam Jens.

Ihre Kolleginnen wie Edyta Raasch, die auch Geburtsvorbereitungskurse auf Polnisch anbietet, haben also immer alle Hände voll zu tun – und das ganz besonders am 5. Mai ab 17 Uhr.