Geesthacht. Detailplanung liegt mit eingearbeiteten Neuerungen zum zweiten Mal aus. Das sagen die Gemeinden und Anlieger.

Seit Montag und noch bis zum 18. Mai können die Planfeststellungsunterlagen für den Bau der Ortsumgehung Geesthacht auf Anfrage zum zweiten Mal eingesehen werden. Der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) aus Lübeck hatte die Pläne für die 10,94 Kilometer lange Strecke nach den Eingaben der betroffenen Gemeinden und Anlieger zum ersten Auslageverfahren in 18 Punkten modifiziert – wenn auch nicht immer zur Zufriedenheit der Gemeinden und Privatpersonen.

Es geht es unter anderem um eine geänderte Trassenführung, die Anpassung des Verlaufs der Wirtschaftswege, die Straßenentwässerung, die Aktualisierung von Umweltgutachten oder Umstufungen von Landes-, Kreis- und Gemeindestraßen.

In Escheburg etwa müsste laut Planung nach wie vor die erst 2018 gebaute Halle der Reitanlage Pfeiffer abgerissen werden, um Platz für die umgestaltete Anschlussstelle am Ende der A 25 zu schaffen.

Die neuen Pläne für Geesthachts Ortsumgehung – Sie bleibt umstritten

Das erneute Auslegen der Planfeststellungsunterlagen ist der nächste Schritt zur Realisierung der seit Jahrzehnten im Raum stehenden Umgehungsstraße, deren Gesamtkosten mit rund 125 Millionen Euro veranschlagt sind. Im Straßenbedarfsplan ist die Ortsumgehung Geesthacht als vordringlicher Bedarf eingestuft.

Dabei wird zunächst die Marschenautobahn 25 vierspurig den Geesthang hinauf verlängert. Sie endet dann erst an der Anschlussstelle „Geesthacht Nord“, wo sie auf die aus Hohenhorn kommende Bundesstraße 404 trifft. Um den Höhenunterschied zu überwinden, ist eine bis zu 18 Meter hohe Brücke den Geesthang hinauf erforderlich.

Der Trassenverlauf der Ortsumgehung ist auf dieser Karte in Rot dargestellt und zeigt den derzeitigen Planungsstand. Vorgesehen sind drei neue Anschlüsse für den Autoverkehr, Geesthacht West und Nord sowie in Hamwarde (blaue Schrift). In Grünhof (rechts unten) trifft die Umgehung wieder auf die „alte“ B 5. Die K 67 nach Worth (Mitte) wird mit einer Brücke über die Umgehung geführt.
Der Trassenverlauf der Ortsumgehung ist auf dieser Karte in Rot dargestellt und zeigt den derzeitigen Planungsstand. Vorgesehen sind drei neue Anschlüsse für den Autoverkehr, Geesthacht West und Nord sowie in Hamwarde (blaue Schrift). In Grünhof (rechts unten) trifft die Umgehung wieder auf die „alte“ B 5. Die K 67 nach Worth (Mitte) wird mit einer Brücke über die Umgehung geführt. © LBV SH

In weitem Bogen als zweispurige Bundesstraße 5 um das Stadtgebiet herum

Ab dieser Anschlussstelle, die etwa 500 Meter weiter nördlich vom derzeitigen Kreisverkehr am Ortsausgang liegt, wird die Straße als zweispurige Bundesstraße 5 in weitem Bogen um das Stadtgebiet herumgeführt. In Höhe des Abzweigers nach Neu-Gülzow trifft sie auf die bestehende B-5-Trasse.

Dazwischen ist eine weitere Abfahrt für den Autoverkehr in Hamwarde geplant. Die Kreisstraße 67, die nach Worth führt, überquert die Trasse der Ortsumgehung mit einer Brücke. Für den landwirtschaftlichen Verkehr wird es zwei Brücken in Höhe Fahrendorf und beim Gut Hasenthal geben.

Die Kritiker bleiben: Hohenhorn befürchtet noch mehr Verkehr im Dorf

Zwei weitere Übergänge für Radfahrer und Fußgänger sind im Bereich der Geesthachter Straße zwischen Hamwarde und Geesthacht sowie in Höhe des Sommerpostwegs in der Geesthachter HEW-Siedlung geplant.

Die 1200 Quadratmeter große Halle der Reitanlage Pfeiffer in Escheburg muss Platz für die Anschlussstelle Geesthacht West machen.
Die 1200 Quadratmeter große Halle der Reitanlage Pfeiffer in Escheburg muss Platz für die Anschlussstelle Geesthacht West machen. © Denise Ariaane Funke

Die Kritiker des Projekts besänftigen die Änderungen an den Plänen zur Umgehungsstraße nicht. Hohenhorn befürchtet noch mehr Verkehr mitten im Dorf. Und Hans-Martin Pfeiffer von der Escheburger Reitanlage beklagt: „Wir haben seit Dezember 2015 eine Baugenehmigung für die Reithalle.“ Ein Gutachten, das der LBV zu den wirtschaftlichen Folgen eines Abrisses erstellen wollte, steht noch aus.

Gemeinde wünscht sich lieber Kreisverkehre anstatt Ampelanlagen

„Unsere Eingaben wurden in keiner Weise gewürdigt“, ist Escheburgs Bürgermeister Frank Krause (Grüne) enttäuscht. Seine Gemeinde hatte Kreisverkehre anstatt Ampeln für die beiden Zubringer zur A 25 gefordert. Dazu heißt es vom LBV: „Da bei den Teilknotenpunkten teilweise sehr unterschiedliche Verkehrsstärken in den einzelnen Straßenästen prognostiziert werden, würden Kreisverkehrsplätze nicht so gut funktionieren.“

Der LBV setzt stattdessen auf andere Ampelschaltungen zu verschiedenen Tageszeiten. Das würde besser als am jetzigen Ende der A 25 funktionieren, weil nicht der ganze Verkehr über eine Kreuzung führt.

Bürgermeister klagt: „Escheburg braucht auch keine Köhlbrandbrücke“

Auch, dass der Radverkehr im Knotenpunkt über zwei Ampelphasen und nicht, wie jetzt auch, an der Bahn entlang führt, missfällt Krause. Der LBV hat dies abgelehnt und mit der Sicherheit der Radfahrer begründet. „Escheburg braucht auch keine Köhlbrandbrücke“, so der Bürgermeister. Ein Tunnel durch den Geesthang würde aber mehr als die Umgehungsstraße kosten.

Dass die Halle der Reitanlage Pfeiffer für die Auffahrt nach Hamburg abgerissen werden müsste, ist derweil Privatsache. „Es sollte zwei Gutachten zu unserer Wirtschaftlichkeit geben. Mit und ohne neue Halle, für die ich eine Baugenehmigung habe“, sagt Heinz-Martin Pfeiffer. Eine Ausfechtung vor Gericht scheint nicht abwegig.

Problem Geesthang: Fahrendorfer wollten einen Trassenverlauf weiter südlich

In Kröppelhagen-Fahrendorf wurde die Brücke für den landwirtschaftlichen Verkehr, damit die Bauern auf ihre Flächen südlich der Umgehung kommen, von drei auf fünf Meter verbreitert. Bürgermeister Michael von Brauchitsch (CDU) hält dennoch wenig von der Umgehung. „Sie führt durch Fahrendorfer Gebiet. Wir hätten uns eine Trasse weiter südlich gewünscht, aber da hat Geesthacht ja das Gewerbegebiet an der Mercatorstraße gebaut“, sagt von Brauchitsch.

Nachteil einer südlicheren Trasse, die in früheren Planungen eingezeichnet war: Sie hätte den Geesthang auf einem noch längeren Stück durchschnitten.

Erwartete Verkehrszunahme „schmälert die Lebensqualität unserer Bürger“

Der größte Widerstand gegen die Umgehung aber regt sich in Hohenhorn. Dort wird die B 404 noch Jahre mitten durch den Ort führen, bis die A 21/B 404 von Schwarzenbek bis zur A 25 weitergebaut ist.

Hohenhorn fürchtet sich vor noch mehr Durchgangsverkehr. Vor der denkmalgeschützten Kirche ist der Fußweg nur einen Meter breit.
Hohenhorn fürchtet sich vor noch mehr Durchgangsverkehr. Vor der denkmalgeschützten Kirche ist der Fußweg nur einen Meter breit. © Dirk Schulz

„Alles, was die B 207 nach Schwarzenbek vermeiden will, wird hier durchs Dorf rollen. Eltern können ihre Kinder nicht allein raus lassen. Das schmälert die Lebensqualität unserer Bürger“, sagt Bürgermeisterin Hanna Putfarken. Übrigens: An der Ausfahrt Geesthacht Nord plant der LBV zwei Kreisverkehre bei den Zubringern.

Alte Geesthachter Straße bleibt für Radfahrer und Fußgänger offen

Die Geesthachter Straße, die Hamwarde mit der Nachbarstadt verbindet, macht kurz nach der Ortsgrenze einen Linksknick. Die Einfädelung auf die L 205 erfolgt durch einen Kreisverkehr. Die alte Geesthachter Straße bleibt für Radfahrer und Fußgänger offen und führt über die Umgehungsstraße. Der landwirtschaftliche Verkehr nach Hasenthal muss erst über die L 205 und biegt dann vor dem Waldrand ab.

Die alte Straße, die vom Sportplatz nach Hasenthal führt, wird eine Sackgasse. Bürgermeister Friedrich-Wilhelm Richard ist zudem wichtig, dass die Dorfstraße nicht von einer Gemeinde- zu einer Kreisstraße hochgestuft wird. „Die Umstufungen können erst nach Abschluss der Baumaßnahme durchgeführt werden, da erst nach Fertigstellung der Maßnahme das neue Straßenverkehrsnetz vorhanden ist“, heißt es dazu vom LBV.

Das zu Geesthacht gehörende Gut Hasenthal profitiert von den Änderungen

Sind gegen die Umgehung: Axel Maak und Schwester Ulrike Maak vom Gut Hasenthal sowie Reiterin Britta Schwaab mit Frida.
Sind gegen die Umgehung: Axel Maak und Schwester Ulrike Maak vom Gut Hasenthal sowie Reiterin Britta Schwaab mit Frida. © Dirk Schulz

Das zu Geesthacht gehörende Gut Hasenthal profitiert von den Änderungen des LBV. Die Trasse wurde um rund 120 Meter von der Pferdepension weg verlegt werden. Die Straße führt nun näher an die ehemalige Kiesabbaufläche Rappenberg heran, ehe sie in einem weiten Rechtsbogen auf die B 5 trifft.

Grund: Die früher dort vorkommende Uferschwalbe ist auf der inzwischen verfüllten Fläche nicht mehr anzutreffen. Zudem ist der ursprüngliche Plan vom Tisch, landwirtschaftlichen Verkehr rechts an Hasenthal vorbei über eine dort entstehende Brücke zu verlagern – auch, weil in einer Allee hinter dem Reiterhof ein größeres Fledermaus-Vorkommen ist.

Guts-Besitzer fürchtet dennoch um die Zukunft als Naherholungsgebiet

„Sei doch mal zufrieden“, hat Axel Maak, Besitzer des Gut Hasenthal, nun zu hören bekommen. Ist er aber nicht: Er verliert zehn Hektar Land, die er zur Versorgung seiner Pferde nutzt, und er fürchtet um die Zukunft des Naherholungsgebiets. Maak hofft, dass das Projekt im Zuge der angestrebten Verkehrswende nicht realisiert wird.