Geesthacht/Kiel . Geesthacht/Kiel. Steigerung liegt bei 42 Prozent. Allein die Geesthang-Querung mach zwei Drittel aus. Grüne üben Kritik.
Die Geesthachter Ortsumgehung wird teurer als gedacht: Aktuell rechnet das Verkehrsministerium in Kiel mit Kosten in Höhe von 125 Millionen Euro – das sind rund 37 Millionen Euro (plus 42 Prozent) mehr als bei der Anmeldung des Projekts im Jahr 2015 noch geplant. Basis der Berechnung von 88 Millionen Euro war eine Kostenschätzung aus dem Jahr 1995, die damals bei rund 93 Millionen Euro lag.
82,6 Millionen Euro für die Hang-Querung
Die Kostensteigerung für das knapp elf Kilometer lange Straßenstück erklärte Ministeriumssprecher Harald Haase gestern allgemein mit gestiegenen Preisen. Realisiert werden soll unter anderem ein vierstreifiger Neubau der A 25 auf 2,95 Kilometern Länge sowie ein zweistreifiger Neubau der B 5 (6,83 Kilometer). „Die Kostenfortschreibung liegt zurzeit beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur zur Genehmigung vor“, sagte Haase. Die vor drei Jahren taxierte Bausumme von rund 88 Millionen Euro setzte sich laut Verkehrsministerium aus folgenden Posten zusammen: rund zwölf Millionen für die Planung sowie rund 76 Millionen für Aus- und Neubau. Heute rechnet Kiel allein für den ersten Bauabschnitt mit 82,6 Millionen Euro Baukosten. In der Phase muss aus Richtung Autobahn 25 der Geesthang mit einer Ständerkonstruktion überwunden werden.
Flora- und Fauna-Untersuchungen verzögerten Auslegung
Darüber, wie genau Geesthachts Innenstadt von Verkehr entlastet werden soll – täglich sollen 10.000 Fahrzeuge weniger durch die Elbestadt fahren – können sich Interessierte ab Montag unter anderem im Geesthachter Rathaus (Markt 15, Raum 1.01) und beim Amt Hohe Elbgeest in Dassendorf (Zimmer 33, Christa-Höppner-Platz 1) informieren. Dort liegen bis einschließlich 26. September die Planungsunterlagen aus. Dieses Anhörungsverfahren ist der nächste Schritt im Planfeststellungsverfahren – angekündigt worden war diese Verfahrensstufe eigentlich schon für das Frühjahr dieses Jahres. Umfangreiche Untersuchungen zur Flora und Fauna verzögerten den Termin. Im Planfeststellungsverfahren seien die Auswirkungen der Ortsumgehung auf die Umwelt umfassend über Gutachten beleuchtet worden, erklärte dazu Verkehrsminister Dr. Bernd Buchholz (FDP).
„Ökokonten“ sollen Projekt ausgleichen
Zudem seien ökologische Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen auf dem Gebiet von Mechow, Tackesdorf, Lütjenwestedt und Brunstorf vorgesehen. Mit „Ökokonten“ würden zudem die geplanten Eingriffe in Natur und Landschaft außerhalb des Herzogtums Lauenburg im Kreis Nordfriesland, im Kreis Segeberg sowie in Ahrensbök und Bad Bramstedt kompensiert. „Trotzdem gehe ich davon aus, dass wir mit Klagen zu rechnen haben“, sagte Buchholz. Er betonte, dass das vom Bund finanzierte und zugesagte Bauprojekt neben dem reinen Straßenbau auch elf Brücken sowie Fledermausunterführungen umfasse.
„Sensationeller“ Nutzen-Kostenfaktor
„Wir packen damit eines der größten Bauprojekte im Kreis Herzogtum-Lauenburg an, das die Region rund um Geesthacht vom massiv zunehmenden Verkehr auf der A 25 und der B 5 entlasten wird“, ordnete Buchholz die Bedeutung des Projektes ein. Es wird seit mehr als zehn Jahren diskutiert. Sein Nutzwert wird im Bundesverkehrswegeplan mit 885,3 Millionen Euro angeben – so groß sei der wirtschaftliche Effekt über eine Betriebsdauer von 38 Jahren. Das entspricht laut Haase trotz der Kostensteigerung einem Nutzen-Kostenfaktor von mehr als zehn: „Das ist sensationell gut. Wirtschaftlich wäre schon ein Wert von eins.“
In die Summe fließen standardisierte Parameter ein wie Veränderungen der Verkehrssicherheit und der Geräuschbelastung. Als besonders hoher Gegenwert werde im Fall der Geesthachter Ortsumgehung eine verkürzte Reisezeit im Wert von 434,8 Millionen Euro angenommen, so Haase.
Grüne: „Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten“
Dass aktuell der Verkehr in Geesthacht trotz der Vollsperrung in Besenhorst zuverlässig fließe, dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Ortsumgehung notwendig sei, sagte Jens Sommerburg, Niederlassungsleiter beim Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr. „Bei diesem Projekt geht es darum, Verkehre großräumig zu kanalisieren.“ Kritik gibt es nicht nur von Anliegern in Hohenhorn, sondern auch von den Grünen, die bereits vor der Kommunalwahl eine innerörtliche Umgehung über den Fahrendorfer Weg ins Spiel gebracht hatten. „Das, was geplant ist, ist ein massiver Eingriff in die Natur. Zudem gilt: Wer Straßen sät, wird neuen Verkehr ernten“, kritisiert die Grüne und BUND-Aktivistin Bettina Boll.