Geesthacht. Beliebte Exkursion Anfang Mai muss erneut abgesagt werden. Warum sich die fliegenden „Sänger“ in der Elbestadt so wohl fühlen.
Es hätte die 22. Nacht der Nachtigallen werden sollen – doch daraus wird nichts. Die Geesthachter Ortsgruppe des Naturschutzbundes (Nabu) hat die beliebte Exkursion, die am 7. Mai vorgesehen war, abgesagt.
In der Vor-Corona-Zeit bis zum vergangenen Jahr kamen regelmäßig 200 Interessierte zusammen, Nabu-Experten leiteten vier bis fünf Führungen am Abend, es gab Musik und Verpflegung. Auch für dieses Jahr wurde geprüft, in kleinen Gruppen mit bis zu zehn Teilnehmern loszuziehen, aber die Maßnahmen verhindern es erneut.
Nachtigallen-Nacht erneut abgesagt: Geesthachter Nabu bangt um Veranstaltung
Doch die Absage bedeute ja nicht, dass die Nachtigallen-Nacht völlig ausfallen müsse, meint Dr. Friedhelm Ringe. Der Biologe vom Geesthachter Nabu schlägt den Hobby-Ornithologen vor, auf eigene Faust loszuziehen. Der Nabu plant zudem einen Nachtigallen-Malwettbewerb für Kinder.
Hintergrund ist vielleicht auch die Sorge, dass in Geesthacht mit dem zweiten Ausfall eine einzigartige Veranstaltung ganz in Vergessenheit geraten könnte. „Es ist weltweit vielleicht die einzige Nachtigallen-Nacht“, mutmaßt Dr. Ringe, „deutschlandweit jedenfalls können wir es sagen.“
Ankunft erwartet: Vermeintliche Nachtigallen entpuppen sich als Singdrosseln
Noch sind die Zugvögel nicht wieder da, Anwohner, die den Nabu über die vermeintliche Ankunft der eindrucksvollen Sänger informierten, hatten sich verhört. Es handelte sich jeweils um Singdrosseln.
Die Vögel überwintern in Nordafrika, den Kontinent haben sie aber bereits verlassen und dürften schon in Nordfrankreich sein, schätzt der Nabu. Noch spielt das Wetter in Norddeutschland nicht mit. Den Tieren ist es zu kühl für den Weiterflug. Aber sobald es wärmer wird, fliegen sie auf einen Schlag ein.
Die Elbegegend rund um Geesthacht bietet ideale Bedingungen für die Vögel
Die Elbegegend rund um Geesthacht bietet ideale Bedingungen für die Vögel. Ein Fluss mit warmen Ufern und Hängen zum Süden, reichlich Nahrung wie Mücken und dichtes Gebüsch mit Schlehen. Nachtigallen brüten bodennah. „Wir sind die Stadt mit den meisten Nachtigallen in Schleswig-Holstein oder sogar in ganz Norddeutschland“, sagt Dr. Ringe.
Um die 30 Paare sind es, die meisten brüten auf der Schleuseninsel. In den 1990er-Jahren waren es noch doppelt so viele. Der Nabu verdächtigt Angler, von denen es immer mehr an der Elbe geworden seien. Sie drängten auf dem Weg zum Ufer durch die Büsche und störten die Vögel. Das sollte niemand tun, der auf eigene Faust zur Nachtigallen-Nacht loszieht. Es gilt: nur zuhören, nicht aufstören.