Geesthacht. Steigende Schülerzahlen, geringer Betreuungsschlüssel: SPD in Geesthacht plädiert für Containerlösung an Silberbergschule.
Baustellen gibt es reichlich in Geesthacht. Ob nun wörtlich genommen wie am Stadtrand, wo derzeit in Besenhorst das Neubaugebiet Weidentrift entsteht, in der Hafencity oder bei den zahlreichen Projekten zur Nachverdichtung in der Innenstadt. Geesthacht wächst und wächst. Anstatt der derzeit rund 30.700 Einwohner könnten es in ein paar Jahren zwischen 33.000 und 35.000 Menschen sein, die in der Stadt leben werden.
Und dann sind da die sprichwörtlichen Baustellen. Fehlende Kita-Plätze etwa. Allein 500 gibt es in der Elbestadt zu wenig. Selbst nach Abschluss aller geplanten Neubauten und Erweiterungen beträgt das Defizit 230 Plätze.
Große Raumnot an den Grundschulen in Geesthacht
Doch bereits auf dem ersten virtuellen Kita-Gipfel zur Lösung dieses Problems gab Bürgermeister Olaf Schulze (SPD) zu bedenken: „Die Grundschulen sind unsere nächste Baustelle.“
Eine, die nach den Sommerferien so richtig akut ist: Denn anhand der aktuellen Anmeldezahlen gibt es an allen vier Grundschulen steigende Zahlen – sowohl für die Schule als auch für die Ganztagsbetreuung, für die es ab 2025 einen Rechtsanspruch geben soll.
Schülerzahlen an alle vier Grundschulen nehmen 2021/22 zu
In Geesthacht gibt es die Silberbergschule (SBS), die Grundschule in der Oberstadt (GidO), die Buntenskampschule (Buka) und die Waldschule in Grünhof (WS). Die aktuellen Schülerzahlen sowie die bislang vorliegenden Anmeldungen im Vergleich: Silberbergschule (2020/21: 443; 2021/22: 487), Grundschule in der Oberstadt (344/372), Buntenskamp (254/267), Waldschule (99/108).
Zudem haben die Lokalpolitiker das Problem zusätzlich verschärft, in dem sie den Betreuungsschlüssel – also die Zahl an Kindern pro Erzieher – von 1:20 auf 1:15 ab dem Sommer senkten. Das heißt: Ein Erzieher darf maximal 15 Kinder betreuen.
An Silberbergschule fehlen sieben Betreuungs- und zwei Klassenräume
Besonders dramatisch ist die Lage an der Silberbergschule, der größten Grundschule der Stadt. Dort steigt die Zahl der Klassen voraussichtlich um zwei auf dann 22. Es stehen jedoch nur 20 Klassenräume zur Verfügung. Darüber hinaus rechnet die Verwaltung mit elf Betreuungsgruppen. Im ersten Halbjahr dieses Schuljahres waren 146 Kinder für die Nachmittagsbetreuung angemeldet.
„Diesen Kindern stehen genau vier Räume in einer Holzbaracke zur Verfügung. Davon wird ein Raum für die Mittagsverpflegung und ein zweiter für die Hausaufgabenbetreuung genutzt. So bleiben zwei Räume für alle weiteren Aktivitäten oder als Rückzugsort. Zwei Räume für in der Spitze mehr als 140 Kinder!“, mahnen Christine Backs und Hicran Hayik-Koller aus der SPD-Ratsfraktion.
Die Zeit drängt: Schul- und Bildungsausschuss berät am Dienstag
Ihre Partei stellt den Antrag, über den der Schul- und Bildungsausschuss am heutigen Dienstag (18 Uhr, Sporthalle Berliner Straße) entscheiden soll: Zum Beginn des neuen Schuljahres sollen die fehlenden zwei Klassen- und sieben Betreuungsräume durch aufgestellte Container geschaffen werden.
„Container können nur eine Zwischenlösung sein. Aber sie sollen die kurzfristige Raumnot lindern“, sagt Hayik-Koller. Da Fördermittel vom Bund für den Ausbau des Ganztagsangebots nur noch bis zum 31. März gestellt werden können, drängt zudem die Zeit.
CDU-Ortsvorsitzende ist sich sicher: „Im Sommer knallt’s“
Die beiden SPD-Frauen hatten den Antrag bislang zurückgehalten, weil sie die erste Diskussion zum im Juni 2020 vorgestellten Schulentwicklungskonzept abwarten wollten. Dieser Austausch – auch mit den Schulen und Eltern – ist wegen Corona immer wieder verschoben worden.
„Man hätte sich längst auch digital treffen können. Aber man hat das von der Verwaltung auf die lange Bank geschoben“, kritisiert auch Nicole Voss von der CDU. „Es ist Viertel nach zwölf. Wir haben Mitte März und im Sommer knallt’s“, sagt die Ortsvorsitzende.
Bereits beschlossen: Container für die Buntenskampschule
Voss zeigt sich zudem verwundert darüber, dass ausgerechnet von der SPD der Antrag zur Container-Lösung kommt. „Den interfraktionellen Antrag, an der Buntenskampschule Container aufzustellen, hat die SPD im vergangenen Juni noch abgelehnt“, sagt Voss. Dass jetzt wie an der Buntenskampschule für eine Container-Lösung ab Sommer gestimmt wird, dagegen werde sich keine Partei sträuben, ist sie sich sicher.
Quasi parallel hat auch die Verwaltung eine sogenannte Beschlussvorlage erstellt, die für die Silberbergschule das Aufstellen von Containern vorsieht. Der beste Ort dafür, dürfte noch heiß diskutiert werden. „Mir fällt nur der Verkehrsübungsplatz ein. Der ist gerade saniert worden“, sagt Voss.
Muss als Dauerlösung bei den Schulen in die Höhe gebaut werden?
Derweil weiß Christine Backs, was der Stadt bevorsteht: „Wir müssen in den nächsten Jahren massiv Geld in die Hände nehmen.“ Für die Silberbergschule bringt sie eine komplette Überplanung des Geländes ins Spiel. „Wir müssten in die Höhe bauen“, sagt Hayik-Koller. Zumal die vielen Neubürger an der Weidentrift alle zum Einzugsgebiet der Grundschule im Stadtteil Düneberg gehören.
Die Verwaltung will den Bereich an der Geesthachter Straße zwischen Keil und Silberberg ohnehin neu gestalten. Wie gesagt: Baustellen gibt es in Geesthacht wirklich genug.