Geesthacht. „Wirtschaft denkt voraus“ heißt das Papier der Wirtschaftlichen Vereinigung für eine erfolgreiche Zukunft. Es setzt Schwerpunkte.
Die telefonische Verbindung zu Jürgen Wirobski reißt immer wieder ab. Nur jedes zweite Wort des Vorsitzenden der Wirtschaftlichen Vereinigung Geesthacht (WVG) kommt am anderen Ende der Leitung an. „Das liegt am schlechten Netz hier in Escheburg“, entschuldigt Wirobski, der im Zentrum von Geesthachts Nachbarort lebt. Die technischen Schwierigkeiten untermauern eines der zwölf Themen, das sich die WVG in ihrem neuen Positionspapier auf die Agenda geschrieben hat: den Wunsch nach einer besseren Digitalisierung.
Alle drei Jahre erstellt die Wirtschaftliche Vereinigung ein solches Programm. „Geesthacht 2030 – Wirtschaft denkt voraus“ heißt das aktuelle, das am Mittwoch in einer öffentlichen Videokonferenz vorgestellt wurde. „Was können wir als Wirtschaft tun, um unsere lebenswerte und liebenswürdige Stadt weiter zu verändern, zu verbessern oder auch zu bewahren“ – mit diesen Worten hatte die WVG eingeladen.
Diese zwölf Aspekte liegen den Vertretern der lokalen Wirtschaft dabei auf dem Herzen
■ Digitalisierung
„Ein Zugang zu schnellem Internet muss wie Wasser oder Strom zur Grundversorgung gehören und darf nicht von irgendwelchen Quoten abhängig sein“, sagt Jürgen Wirobski. Teilweise könnten die WVG-Mitglieder ihre Mitarbeiter schon nicht ins Homeoffice schicken, weil diese keinen Glasfaseranschluss hätten. Um die Kosten im Rahmen zu halten, müsse eine sozialverträgliche Form gefunden werden.
■ Verkehr
Angesichts von sinkenden Pkw-Neuzulassungen plädiert die WVG über alternative Fortbewegungsmöglichkeiten. Etwa einen ÖPNV mit kleineren Bussen und einen Fahrplan nach Bedarf. „Warum soll Moia nicht auch in Geesthacht Sinn machen?“, fragt Wirobski und ergänzt: „Und das Amphibienfahrzeug, das während der Sperrung der Elbbrücke kommen soll, könnte unsere Hadag-Fähre auf Rädern werden.“
■ Innenstadtentwicklung
Um die Zukunft der Fußgängerzone zu sichern bringt die WVG einen lokalen Lieferservice ins Spiel. „Denkbar ist, dass wir in einer Stunde liefern“, schwärmt Wirobski. Mit Stephan Meyer (shoes4friends) und Stefan Manzke (OBMK) stehen zwei Partner Gewehr bei Fuß, die sich um die Software und das Einpflegen der Waren in ein Warenwirtschaftssystem kümmern würden. Taxiunternehmer Andreas Riechert könnte die Lieferung übernehmen. „Was uns jetzt noch fehlt, sind die vielen Geschäfte“, hofft Wirobski auf weitere Befürworter der Idee.
■ „Schaufenster Geesthacht“
So heißt die Messe, die alle zwei Jahre steigt. Lange hatte sie die Heimat auf dem Menzer-Werft-Platz, zuletzt in der Alfred-Nobel-Schule. 2021 ist angedacht, die Messe in die Fußgängerzone zu verlegen, um diese weiter zu fördern. „Das Schaufenster im Wohnzimmer“, sagt Wirobski in Anspielung an Bürgermeister Olaf Schulze, der betont hatte, die Fußgängerzone zum „Wohnzimmer der Stadt“ entwickeln zu wollen. Möglicher Termin ist der verkaufsoffene Sonntag im September.
■ Wirtschaft und Wissenschaft
Der Helmholtz-Zentrum Geesthacht (HZG) forscht an Wasserstoffantrieben. Den ersten kleineren, für Pkw geeigneten Tank lieferte eine Geesthachter Firma. „Ich mache die kühne Ansage, dass jeder Mittelständler der Region dem HZG zur Verfügung steht, wenn er davon wüsste“, betont Wirobski und wirbt für einen besseren Informationsaustausch.
■ Vereinsleben
Elbefahrt, Bowling-Abend und Jahresempfang nutzt die WVG zur Pflege von Beziehungen. Auch Besuche in Unternehmen gehören dazu.
■ Praktikanten und Nachwuchs
„Wenn das Kind das erste Praktikum macht, überlegen Eltern oft, wen sie kennen“, sagt Wirobski. Damit Wirtschaft und junge Menschen besser zusammenfinden, schlägt er eine Art Stellenbörse vor. „Und junge Auszubildende müssen Schülern von ihrem Job erzählen.“
■ Junge Unternehmer
Mit Philipp Wilczek (CTS) und Denis Zimmer (Bäckerei Zimmer) sollen junge Unternehmer ihre Ideen auch hinsichtlich der Nachwuchsförderung einbringen.
■ Energiewende
Forschungen an Solarenergie und Wasserstofflösungen sollten Vorrang genießen.
■ Frauen in Führungspositionen
Etwa ein Dutzend weiblicher WVG-Mitglieder treffen sich regelmäßig. Dabei sind andere Herangehensweisen im Vergleich zu Männern zu Tage getreten. „Frauen netzwerken weniger, sind uns dafür in Sachen Kooperation voraus. Aber Kooperation ist die Wirtschaft der Zukunft“, prognostiziert Jürgen Wirobski.
■ Wirtschaftsnetzwerke
Unternehmen brauchen ein Netzwerk, um Kontakte aufzubauen und zu pflegen.
■ Geesthacht und Umgebung
Alle Punkte sollen unter dem Gesichtspunkt stehen, dass auch die Umgebung von Geesthacht als Mittelzentrum betrachtet wird.