Geesthacht. Moderner Neubau am Barmbeker Ring wird früher fertig als geplant. Neben den Kirchenräumen gibt es 15 Wohnungen im „Industrial Style“.
Viele Kirchen haben mit einem Rückgang ihrer Gemeindemitglieder zu kämpfen. Gotteshäuser werden deshalb sogar geschlossen. In Geesthacht wurde erst Mitte November des vergangenen Jahres die St.-Petri-Kirche der evangelisch-lutherischen Gemeinde am Spakenberg entwidmet – nach 57 Jahren.
Der Elim-Christengemeinde-Geesthacht, die zum Bund der freikirchlichen Pfingstgemeinden gehört, geht es da deutlich besser. Das ursprüngliche Gotteshaus am Barmbeker Ring 15 wurde sogar zu klein. 100 bis 120 Mitglieder besetzten dort regelmäßig zu den Gottesdiensten die Kirchenbänke. Im September 2019 wurde der gelbe Klinkerbau abgerissen.
Wohnen und beten unter einem Dach
Auf dem 3100 Quadratmeter großen Grundstück starteten anschließend die Bauarbeiten für eine neue Kirche. Zugleich sollte das entstehende Gotteshaus ein Mittelpunkt auch für Menschen werden, die nicht zur Elim-Gemeinde zählen. „Die Räume können für Veranstaltungen und Feiern gemietet werden“, sagt Pastor Luca Ritter.
Nun ist das Projekt abgeschlossen, nur innen wird noch an Kleinigkeiten gewerkelt. Die Baukosten für den Neubau betrugen rund fünf Millionen Euro und sind frei finanziert. Das moderner Stil und Kirche zusammenpassen können, zeigt der Bau, der im „Industrial Style“ errichtet wurde, den hohe Decken und unverputzte Wände auszeichnen. Das Konzept für die rund 1800 Quadratmeter große Fläche hat die Hamburger Architektin Dorothea Pieper ausgetüftelt. Die Räume können vielseitig genutzt werden.
Insgesamt 15 barrierefreie Wohnungen sind entstanden
So wurde auch an eine Profiküche mit einem Bar- und Loungebereich gedacht, ebenso an einen Kirchhof mit Bänken. In der oberen Etage gibt es mehrere kleine und einen großen Raum, der dank vieler Türen ohne viel Aufwand wiederum in mehrere Räume geteilt werden kann. Beheizt wird das KfW-55-Effizienzhaus über eine Fußbodenheizung und ein modernes Belüftungssystem.
„Das Konzept ,Unten Gotteshaus, oben Wohnen' hat schon in der Marktstraße gut funktioniert, deshalb haben wir es wieder aufgegriffen“, berichtet Projektleiter Axel Münch. 15 barrierefreie Wohnungen gibt es nun in den oberen Stockwerken, darunter 40 Quadratmeter große Wohnungen für Singles, Wohnungen für Paare, bis hin zu 125 Quadratmeter große Familienwohnungen.
Kaltmieten zwischen 10,50 und 11,25 Euro pro Quadratmeter
„Die Kaltmieten liegen zwischen 10,50 und 11,25 Euro pro Quadratmeter. Nur die beiden Wohnungen im Staffelgeschoss mit Dachterrasse liegen etwas darüber“, erläutert Pastor Luca Ritter. Um eine der hellen Wohnungen zu ergattern, muss man auch kein Gemeindemitglied sein. Von den 15 Wohnungen sind nur zwei an Mitglieder der Elim-Gemeinde vermietet. Eine 57 Quadratmeter große Zweizimmerwohnung ist noch zu haben, alle anderen Wohnungen sind bereits vergeben.
Die letzten größeren Arbeiten sollten eigentlich erst Ende Januar, Anfang Februar beendet sein. Auf der Baustelle ging es aber so zügig voran, dass die Arbeiten bereits zum Jahresende abgeschlossen werden konnten und das Gebäude Ende Dezember bezugsfertig war. „Auf der Baustelle herrschte eine ungewöhnliche Harmonie, außerdem waren die Architektin und die Baufirma Groth bereits in der Antragsphase mit im Boot. Mit dem Bauleiter Torsten Lusga hatten wir zudem einen ausgesprochen fähigen Mann“, beschreibt Axel Münch die Gemengelage, wegen derer das Gebäude so schnell hochgezogen werden konnte.
Fehlplanung lässt Kosten steigen und zwingt zum Sparen
Die Gewerke hatten aber auch mit Schwierigkeiten zu kämpfen. „Die Pläne der Stadtwerke waren leider nicht ganz korrekt. Die eingezeichneten Kontrollschächte waren nicht richtig, und auch an das Regenwasser sind wir nicht rangekommen. Wir haben dann selbst Kanalfahrten in Auftrag gegeben und es musste ein kostenaufwendiges Rigolensystem verbaut werden“, berichtet Münch. Rigolen sind Zwischenspeicher, um Regenwasser zunächst aufzunehmen und dann versickern zu lassen.
„Diese Kosten waren nicht in der Planung. Um trotzdem finanziell im Kurs zu bleiben, waren wir woanders knauserig. Im Prinzip also genauso wie ein ,kleiner Häuslebauer'. Der will eine tolle Küche und eine Gaube und entscheidet sich dann erst einmal für die Gaube und spart die Küche später an. Genauso haben wir das auch gemacht. Im oberen Gemeindehausbereich waren flexible Wände geplant, die werden nun später angeschafft“, erklärt Axel Münch.
Gottesdiente gibt es derzeit nur online
Einziger Wermutstropfen ist, dass Geesthachts neue Kirche noch nicht richtig genutzt werden darf. „Unsere Gottesdienste finden durch den verlängerten Lockdown weiterhin mindestens bis zum 31. Januar nur online statt. Aufzurufen sind die Gottesdienste auf unserem Youtube-Kanal oder am Sonntag um 11 Uhr live unter live.elimgeesthacht.de“, berichtet Pastor Luca Ritter. (daf)