Geesthacht. Nach 57 Jahren wurde Geesthachts größtes Gotteshaus mit einer bewegenden Feier entwidmet. Was passiert jetzt mit dem Gebäude?
57 Jahre nach ihrer Einweihung ist die St.-Petri-Kirche kein Gotteshaus mehr. Mit einem bewegenden Gottesdienst haben 50 Gemeindemitglieder jetzt von der Kirche am Spakenberg in Geesthacht Abschied genommen. Pröpstin Dr. Ulrike Murmann und die Pastoren Saskia Offermann sowie Birgit und Gunnar Penning ließen die schönen, die traurigen und die bewegenden Momente, die die Gemeinde in beinahe sechs Jahrzehnten erlebt hat, noch einmal aufleben
Am Schluss des Gottesdienstes wurden die liturgischen Gegenstände wie Osterkerze und Bibel hinausgetragen, der Altar abgedeckt. Besonders bewegend war das letzte Orgelwerk, das gespielt wurde. Jörn Kuschnereit hatte die Große Fantasie und Fuge in g-Moll von Johann Sebastian Bach ausgewählt. Begleitet wurde der Kantor von Sopranistin Ulrike Meyer und von Sabine Braun an der Trompete.
St. Petri in Geesthacht ist nun kein Gotteshaus mehr
Da wegen der Bestimmungen nur 60 Menschen beim Entwidmungsgottesdienst dabei sein durften, nahmen zahlreiche Gemeindemitglieder unter der Woche Abschied von ihrer Kirche. „Ich habe viele schöne Erinnerungen. 1973 haben wir unseren Sohn hier taufen lassen. 1983 wurde unsere Tochter hier konfirmiert und 1988 dann unser Sohn. Die Entscheidung, die Kirche zu schließen, ist aber verständlich“, sagte die 74-jährige Ute Haberlandt. Etwas traurig war, dass zehn angemeldete Gemeindemitglieder nicht erschienen und die frei gewordenen Plätze in der Kürze der Zeit nicht mehr vergeben werden konnte.
2017 war beschlossen worden, die Kirche zu schließen. Der Mitgliederschwund in den vergangenen Jahren war zu groß. „Man kann in etwa sagen, dass die Kirche im Schnitt 1,3 bis 1,4 Prozent der Gemeindemitglieder verliert. Das entspricht hochgerechnet in den letzten Jahren etwa 30 Prozent“, berichtet Pastor Gunnar Penning. „Da wir zwei Kirchen haben, wurde beschlossen, die größere zu schließen“. St. Petri bot Platz für bis zu 400 Gottesdienstbesucher.
Noch nicht entschieden, was mit dem Gebäude passiert
„Die Kirche muss zeitgemäß sein, wir gehen neue Wege“, so Penning. Die Gemeinde präsentiert sich inzwischen auf einem YouTube-Kanal, auf Facebook sowie über WhatsApp.
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Aufgrund ihrer hervorragenden Akustik wurde St. Petri gern von Chören, Orchestern und Solisten genutzt . Was mit dem Gebäude geschieht, ist noch nicht entschieden. Das Amt für Denkmalschutz ist eingeschaltet. Am Montag wurden die ersten Wohncontainer auf dem Gelände errichtet, denn die zu Gemeinde gehörende Kita Worther Weg wird abgerissen und neu gebaut. Die Bauarbeiten sind vermutlich in zwei Jahren beendet. Solange werden die 145 Kinder in Containern auf dem Areal an der Straße Am Spakenberg betreut.
Kruzifix hat eine ganz besondere Herkunft
Die Geschichte der Kirche reicht zurück bis in die 1950er-Jahre. Da in de Nachkriegszeit die Einwohnerzahl in der Oberstadt stetig wuchs, wurde übergangsweise die alte Feuerwache zum Gotteshaus umgewandelt. Der Schlauchturm diente dabei als Glockenturm. Eingeweiht wurde diese Kirche am 12. August 1951. Bis 1955 war die Gemeinde Mieterin, dann erwarb sie das Gebäude sowie die angrenzenden Grundstücke.
Wohnungen und Versammlungsräume wurden errichtet. 1961 fingen die Arbeiten an der neuen St.-Petri-Kirche an. Den damals errichteten, 50,5 Meter hohen Turm sieht man übrigens bis über die Elbe. Eingeweiht wurde das Gotteshaus 1963. Ein besonderes Schmuckstück ist das Kruzifix, es stammt aus der im Jahr 1684 in den Elbfluten untergegangenen alten St.-Petri-Kirche. Der gerettete Christus-Korpus wurde auf schmiedeeiserne Kreuzbalken montiert, die an Paddel erinnern.
Anlage wird scherzhaft „Kleiner Vatikan“ genannt
Im alten Feuerwehrgerätehaus entstanden ein Kindergarten, ein Gemeindehaus und ein Gästehaus für Freizeitgruppen. In dem Komplex sind ist auch das ehemalige Pastorat sowie Mitarbeiterwohnungen zu finden. In der Oberstadt wird die Anlage mit den zahlreichen Gebäuden deshalb auch scherzhaft „Kleiner Vatikan“ genannt.